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Artikel „Stübel, Alfred“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 55 (1910), S. 633–634, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%BCbel,_Alfred&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 23:18 Uhr UTC)
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Stübel **): Alfred St., Oberbürgermeister der Stadt Dresden, wurde daselbst am 3. April 1827 als Sohn des späteren Geh. Justizraths Karl Julius St. geboren. Als Mitglied einer alten sächsischen Juristenfamilie, aus der sich namentlich der Criminalist Christoph Karl Stübel (s. A. D. B. XXXVI, 704) ausgezeichnet hatte, wandte auch er sich dem Studium der Rechtswissenschaft zu, dem er in den Jahren 1846–1849 an der Universität Leipzig oblag, nachdem er sich dazu durch den Besuch der Dresdener Kreuzschule (1839–1841) und der Meißner Fürstenschule (1841–1846) vorbereitet hatte. Am 3. März 1849 bestand er die juristische Staatsprüfung. Seine praktische Ausbildung erwarb er sich bei den Leipziger Advocaten Klemm und Kormann und bei den Finanzprocuratoren Zenker und Pleißner in Dresden. Im J. 1851 wurde er als kgl. sächsischer Notar, und 1853 als Advocat in Dresden immatrikulirt. Drei Jahre später wurde er in das Dresdner Stadtverordnetencollegium [634] gewählt, in dem er sich bald durch Geist und Bildung und durch ein zum Theil auf Reisen erworbenes weltmännisches Wesen auszeichnete. Er wurde Vorsitzender des Finanzausschusses und gewann dadurch immer mehr Einfluß und Ansehen in städtischen Angelegenheiten. Nachdem er am 9. August 1866 zum besoldeten Stadtrath gewählt worden war, übernahm er die Leitung des Bauamtes und führte in dieser Stellung die schon lange im Gange befindliche Frage der Wasserversorgung Dresdens durch die Begründung und den Ausbau des im J. 1876 vollendeten Saalbachschen Wasserwerks zu einem glücklichen Ende. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich um die Pflege der städtischen Gärten und um die Erweiterung der Bürgerwiesenanlagen. Die Stadtverordneten zollten schon im November 1871 seiner „ganz außerordentlichen und verdienstlichen“ Thätigkeit ihre Anerkennung und ernannten ihn im J. 1875 zum dritten Bürgermeister. Nach dem Tode Pfotenhauer’s wurde St. am 28. April 1877 zum Oberbürgermeister erwählt und am 9. August 1891 durch die Beförderung zum Ehrenbürger ausgezeichnet. Er starb zu Dresden am 9. März 1895. – „Stübel hat fast nur in Dresden, aber auch ganz für Dresden gelebt.“ Seine Wirksamkeit ist für Dresden bedeutungsvoller gewesen, als die irgend eines seiner Amtsvorgänger, weshalb der Rath und die Stadverordneten Dresdens ihn in ihrem Nachruf als „den erfolgreichsten Lenker, den die Geschichte der Stadt Dresden bisher aufzuweisen hatte“, mit Recht feiern durften. Er war auch ein Vorbild bürgerlicher Tugend, unabhängig nach oben und unten, und nicht bloß auf die materielle Hebung des seiner Leitung unterstellten Gemeinwesens, sondern auch auf die Pflege von Kunst und Wissenschaft innerhalb Dresdens bedacht. Sein Ansehen reichte aber auch über die Mauern dieser Stadt hinaus. St. gehörte als Vicepräsident der ersten Kammer des sächsischen Landtages an und wurde 1881 zum Reichstagsabgeordneten als Gegner Bebel’s im ersten Dresdner Wahlkreis gewählt. Sein Pflichtbewußtsein war außerordentlich: nur der Tod konnte seinem Arbeitseifer ein Ende bereiten. Sein Andenken ist außer durch eine Stübel-Stiftung noch durch einen nach ihm benannten und mit seinem Medaillon geschmückten Brunnen gesichert.

Illustrirte Zeitung, 104. Bd. Leipzig 1905, Nr. 2699, S. 221. – Universum. Illustrirte Familien-Zeitschrift. 11. Jahrgang, 1. Halbband. Dresden, Leipzig und Wien 1895, Sp. 1057–1061. – Dresdner Geschichtsblätter, herausgeg. vom Verein f. die Geschichte Dresdens, 4. Jahrg. 1895. Nr. 2, S. 181, 182. – Dresdensia. 2. Jahrg. Nr. 32 v. 6. Aug. 1893, S. 1, 2. – Dresdner Rundschau (Dresdensia), 4. Jahrg. Nr. 11 v. 17. März 1895, S. 4. – Otto Richter, Geschichte der Stadt Dresden in den Jahren 1871 bis 1902. 2. Aufl. Dresden 1904, S. 37 ff., 71 ff. – Afranisches Ecce 1897. Bearbeitet von Theodor Flathe. Meißen 1898, S. 49–54. – Georg Beutel, Bildnisse hervorragender Dresdner aus fünf Jahrhunderten. 1. Reihe. Dresden 1908. Nr. 38.

[633] **) Zu Bd. LIV, S. 630.