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Artikel „Tauber, Josef Samuel“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 423, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tauber,_Josef_Samuel&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:55 Uhr UTC)
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Tauber: Josef Samuel T., österreichischer Dichter, wurde am 12. August 1822 zu Wien geboren, seine israelitischen Eltern ließen ihn frühzeitig schon im Hebräischen und in den Talmudwissenschaften ausbilden, daneben beschäftigte er sich jedoch aus eigenem Antriebe mit der Lectüre der deutschen classischen Dichter und mit der modernen Litteratur überhaupt. Die hebräischen Studien gab T. später auf und suchte seine Kenntnisse durch Reisen zu vermehren. Er durchreiste öfter England, Italien, Deutschland und hielt sich mehrere Jahre in Paris auf, wo er die Vorträge berühmter Gelehrten hörte und auch mit mehreren hervorragenden deutschen Dichtern, wie Heine, Moritz Hartmann etc. zu verkehren Gelegenheit hatte. Im J. 1847 verweilte T. noch eine Zeit lang in Deutschland, kehrte hierauf nach Wien zurück und war in den bewegten Zeiten des Jahres 1848 an der Bewegung mit betheiligt. Später brachte er noch eine Zeit in Prag und Krakau zu, begründete hierauf in Wien sich eine Familie und bekleidete daselbst die Stelle eines Börsensensals, nebenbei jedoch vielfach mit litterarischen Arbeiten beschäftigt, die er zumal in größeren Journalen, wie die „Presse“, der „Lloyd“ etc. veröffentlichte. Er starb, ohne vorher länger krank gewesen zu sein, am 9. Januar 1879. T. ist zunächst als geschmackvoller, feinsinniger Dichter in den „Gedichten“ (1847) hervorgetreten, welchen die Sammlungen: „Für Musik. Liederbuch“ (1860), „Quinten. Kleine Gedichte“ (1864) und „Die Lust zu fabuliren“ (1878) folgten. Ueberall zeigt er edle Gedanken, mit schöner Form vereinigt und ein nicht gewöhnliches Talent, insbesondere auch auf dem Gebiete der kurzen Spruchpoesie. Bemerkenswerth sind auch die theils ganz erfundenen, theils unter Zugrundelegung alter Sagenstoffe im J. 1853 erschienenen Ghetto-Märchen: „Die letzten Juden“, welche sich überaus günstiger Aufnahme erfreuten und auch von der Erzählergabe Tauber’s in der That ein schönes Zeugniß ablegen. T. beschäftigte sich auch mit der metrischen Uebersetzung hebräischer Kirchenlieder, die er mit nicht minderem Geschick durchführte.

Wurzbach, Biogr. Lex. 43. Thl. – Brümmer, Lex. d. deutsch. Dichter d. 19. Jahrh.