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Artikel „Tadey, Karl Christian“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 341–342, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tadey,_Karl_Christian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:27 Uhr UTC)
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Tadey: Karl Christian T., Pädagog und Theolog. Er war geboren am 4. October 1802 in der Stadt Schleswig. Der Vater, ein geborener Italiener, lebte dort als Stuckatur-Arbeiter. Der Sohn besuchte die Domschule der Vaterstadt und studirte dann von 1821 ab Theologie auf den Universitäten von Kiel und Jena. Er bestand das theologische Amtsexamen auf Gottorf Michaelis 1824 mit Auszeichnung. Von Neujahr 1825 an fungirte er dann als Lehrer an dem Privatinstitut von Köhnke in Nienstedten an der Elbe, das sich eines besonders guten Rufes erfreute, von Michaelis 1826 an aber als Prädicant des erkrankten Predigers in Horst in Holstein. Nach einigem Schwanken hatte er sich um das Rectorat an der Bürgerschule in der Stadt Friedrichstadt an der Eider beworben und ward, nach abgelegter Lehrprobe, hier gewählt. Nun legte er sich mit allem Eifer auf die Pädagogik. Die Schule, deren Rector er ward, war bis dahin eine lateinische Schule nach altem Stil, sollte aber von nun an eine allgemeine Stadtschule, welche zugleich eine Bürgerschule und für diejenigen Schüler, welche sich den Studien widmen wollten, ein Progymnasium sein, unter dem Einen Lehrer! T. glaubte anfänglich diesen Doppelzweck wol erreichen zu können und mühte sich dafür ab. So verfaßte er für seinen Unterricht: „Uebungen in den lateinischen Declinationen in deutschen Beispielen. Hülfsbuch für den ersten Unterricht im Lateinischen“ (1830). Als Schulprogramm schrieb er: „De recentioris aevi nonnulla epigrammatum latinorum auctoribus libellus“ (1829) und „Epigram. latin. centuria e recentioris aevi poetarum scriptis selectorum“ (1830). Von der Zeit an wollte das Schulcollegium nicht mehr für Programme etwas bewilligen. Inzwischen war T. durch die gemachten Erfahrungen zu der Ansicht gelangt, daß der gestellte Doppelzweck der Schule sich doch nicht erreichen lasse und daß es daher eine Nothwendigkeit sei, daß höhere Bürgerschulen in den kleinen Städten namentlich errichtet würden. Dafür hat er von nun an eine rastlose Thätigkeit entwickelt und sich Verdienste erworben. Nachdem er erst einen betreffenden Artikel in den schleswig-holsteinischen Provinzialberichten veröffentlicht und in anderen Zeitblättern dies Capitel wiederholt behandelt hatte, [342] erschienen von ihm darüber mehrere Schriften: „Ueber Anlegung höherer Bürgerschulen in Schleswig-Holstein“ (1832). Er bewies darin, daß die bestehenden Schulen alle dem Bedürfniß der Zeit nicht mehr genügen könnten, da jede derselben besondere Zwecke verfolge. Es sei daher die Gründung von Schulen, in denen die dem Bürger und Geschäftsmann unumgänglich nothwendigen Kenntnisse auf der Grundlage eines Herz und Geist veredelnden Unterrichts mitgetheilt würden, wahres Bedürfniß. Auf die Durchführung solchen Unterrichts bezog sich dann seine fernere Schrift: „Ueber die allgemeine Stadtschule in Friedrichstadt. Außeramtliche Darstellung“ (1834). Insbesondere aber die in ihrer Art classisch zu nennende, weitere Ausführung: „Die höhere Bürgerschule, mit besonderer Rücksicht auf Schleswig-Holstein“ (1836). Diesem fügte er noch später hinzu: „Verhandlungen der Provinzialstände zu Roeskilde, Viborg, Schleswig, die Errichtung höherer Bürgerschulen betr., mit Anmerkungen“ (1837). Das von ihm angeregte Thema hatte also weitere Erwägung zur Folge gehabt. – 1838 promovirte T. zum Dr. philos. in Kiel. Obwol also T. sich vorzugsweise dem Schulwesen hingegeben, hatte er doch keineswegs die Theologie bei Seite gesetzt. Er predigte nicht selten in den Kirchen der Stadt, namentlich bei eingetretener Pastoratvacanz. Eine von ihm gehaltene Osterpredigt: „Christi Auferstehung, der Grund unseres Wandels in einem neuen Leben“, über Röm. 6, 3–6, ward 1838 auf Verlangen gedruckt. Da er inzwischen anfing, zu kränkeln, so daß er für sein Schulamt selbst einen Substituten halten mußte, suchte er Anstellung als Prediger und ward, nach Abgang des Pastors Biernatzki, zum Pastor an der evangelisch-lutherischen Stadtkirche in Friedrichstadt vom König ernannt. Am 16. Mai 1841 trat er dies Amt mit großer Freudigkeit an, aber schon am 7. December dieses Jahres rief ihn der Herr aus diesem Leben ab. Sein früher Heimgang ward von Vielen betrauert. Noch ist zu erwähnen, daß er an der Redaction des von Pastor Kähler gegründeten, von Langfeldt und Nissen fortgeführten schleswig-holsteinischen Schulblattes für die Jahre 1840 und 1841 theilnahm und dazu werthvolle Beiträge lieferte, z. B. „Ueber die Fortbildung der Volksschullehrer“ (1840, I, 3).

Biernatzki, Erinnerung an Tadey. Schlesw.-Holst. Schulbl. 1842, I, 70. – Lübker-Schröder, Schlesw.-Holst. Schriftstellerlex. II, 611. – Alberti, Schlesw.-Holst. Schriftstellerlex. II, 447.