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Artikel „Sztáray, Anton Graf“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 293–295, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Szt%C3%A1ray,_Anton_Graf&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:02 Uhr UTC)
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Sztáray Anton Graf S., k. k. Feldzeugmeister, Commandeur des Militär-Maria-Theresienordens, geboren zu Kaschau 1740 (nach anderen 1732), † zu Graz am 23. Januar 1808. Aus einer altadeligen Familie Ungarns stammend, trat derselbe 1759 als Fähnrich bei Leopold Pálffy[WS 1]-Infanterie (jetzt [294] Nr. 19) ein, focht am 12. August desselben Jahres schon bei Kunnersdorf, am 23. Juni 1760 bei Landshut, am 15. August bei Liegnitz und vor Schweidnitz, welches Laudon am 1. Ocotber 1761 durch Ueberfall und Sturm eroberte, mit solcher Auszeichnung, daß er zum Hauptmann im Infanterieregimente Nr. 52 ernannt wurde. In diesem Regimente wurde er 1772 erster Major, am 16. August 1773 Oberstlieutenant und erhielt am 25. October 1778 das vacante Khun’sche Grenadierbataillon, mit welchem er in den Bairischen Erbfolgekrieg zog und am 11. Januar 1779 den Feind bei Freihermersdorf so geschickt in der Flanke angriff, daß er hierfür als auch wegen seiner besonderen Bravour und Tapferkeit zum Obersten im ersten Szekler Grenzregimente befördert wurde, und als solcher mit einem Bataillon am 17. Februar den feindlichen Angriff auf die Stellungen am Pfaffenberge abwies. Im Türkenkriege 1788 – als Oberst beim Infanterieregimente Nr. 33 – war er bei dem Angriffe auf Sabac, welcher vom 23. zum 24. April stattfand, erfolgreich thätig, rückte in die Palanka und besetzte deren Wall. Im J. 1789 wurde S. Generalmajor und erkämpfte sich in dieser Charge bei der Erstürmung der Vorstädte Belgrads am 30. Septbr. das höchste militärische Ehrenzeichen dadurch, daß er als Commandant der 14. Colonne den hinter den Palissaden stehenden Feind mit ausnehmendem Muthe in Flanke und Rücken angriff und dessen hartnäckige Gegenwehr endlich besiegte. Nach den Niederlanden 1792 entsendet, gewann er am 23. Mai desselben Jahres das Treffen bei Florenne, indem er den Feind in der Flanke faßte und so schlug, daß sich dieser eilends bis auf das Glacis von Philippeville zog. Erst die Kanonen dieser Festung hielten den Verfolger ab, welcher dem Feinde drei Kanonen und eben so viele Munitionskarren abgenommen hatte, noch focht er in diesem Jahre bei Mairueux und la Grisnelle am 11. Juni, wo es ihm als Commandant der 2. Colonne wieder gelang, das Gefecht durch einen Flankenangriff zu unsern Gunsten zu entscheiden, bei der Einschließung von Lille am 25. September, wo er den Feind aus der Vorstadt Five vertrieb und trotz des feindlichen Versuches, dieselbe wieder zu erobern, festhielt und endlich in dem Gefechte bei Blaton, Baisieux und Marguin am 24. October, wo er den Gegner nach einem hartnäckigen Gefechte wieder nach Lille zurückwarf. Vom Jahre 1793 liegen keine Daten über seine Leistungen im Felde vor, erst 1794 – nachdem er 1792 noch Feldmarschalllieutenant geworden war – finden wir ihn am 18. Mai bei dem feindlichen Ausfalle aus Menin, den Windmühlenberg daselbst mit dem Bajonnete erstürmend und am 13. Juni bei dem Angriffe auf die feindliche Stellung bei Hooglede, Paschendale und Rousselare; hier commandirte er die 3. Colonne, eroberte anfangs das Dorf Beveren, mußte aber später nach hartnäckiger Vertheidigung und von allen Seiten angegriffen sich zurückziehen. Im J. 1795 commandirte S. unter Wurmser im Monate October in Erkrankung des Feldzeugmeisters Baron Alvinczy den linken Flügel der Oberrheinarmee und war bei der Eroberung Mannheims im November mit der Leitung der 3. Angriffscolonne beauftragt. Nach der Schlacht bei Malsch am 9. Juli 1796, in welcher er die 2. Colonne befehligte, erhielt er im August den Befehl sich mit Hotze und Liechtenstein zu vereinigen und in die Flanke des Feindes zu dringen, ging am 27. August bei Bruck über die Regnitz, marschirte am 28. desselben Monats nach Hochstadt, wodurch er die französischen Communicationen bedrohte. Als er hierauf die Annäherung der feindlichen Colonnen gegen Würzburg erfuhr, beschloß S. sich dem bedrängten Punkte zu nähern, rückte am 2. September vor und focht mit seinen und des Feindes leichten Truppen mit abwechselnden Glücke bis gegen Abend. Am 3. morgens bedeckte ein dicker Nebel den Horizont, der die Bewegungen der Oesterreicher begünstigte. S. war vorgerückt und stand im Nebel verhüllt vor Lengfeld auf [295] einen Büchsenschuß vor der feindlichen Stellung, entschlossen sie anzugreifen, sobald der Himmel sich aufheitern würde. Ein kraftvoller Entschluß, dessen Erfolg sich auf das Unerwartete der Unternehmung und auf die richtige Berechnung gründete, daß die französische Position auf den Anhöhen diesseits Lengfeld keine Tiefe, folglich nicht viel Stärke hatte. Als sich der Nebel verlor, stürmten die Oesterreicher die Anhöhen von Lengfeld; die Ueberraschung brachte den Feind in Verwirrung. Er wurde geworfen, Lengfeld selbst genommen und da Hotze zugleich von dem Galgenberge aus die Aumühle angriff, mußten die Franzosen das ganze Thal bis Würzburg räumen und vermochten nicht mehr selbst durch wiederholte Angriffe die verlorenen Anhöhen wieder zu gewinnen. Der Erzherzog anerkannte auch, von welcher Wichtigkeit für den Erfolg der Schlacht von Würzburg das entschlossene Vorgehen Sztáray’s war und dieser erhielt hierfür außer Capitel das Commandeurkreuz des Militär-Maria-Theresienordens. – Bei dem Uebergange der Franzosen über den Rhein war S. am 20. April 1797 in einen Kampf um den Besitz des Ortes Diesheim verwickelt, der mit beispielloser Hartnäckigkeit auf beiden Seiten geführt wurde, bis es endlich den Franzosen gelang ihre geschulten überlegenen Streitkräfte zu vereinigen und so den Sieg zu erzwingen. Die beabsichtigte Reinigung des rechten Rheinufers von den Franzosen war somit den Anstrengungen der Oesterreicher nicht gelungen, aber S. hatte noch nicht die Erreichung dieses Vorhabens aufgegeben und für den 21. einen allgemeinen Angriff angeordnet. Der grauende Morgen dieses Tages erschien und schon war S. auf der Höhe von Hochbühn angekommen, um den Angriff auf Diesheim in Person zu leiten. Doch ein unglücklicher Zufall hinderte ihn daran. Vor der Front haltend, fällt aus Unachtsamkeit ein Schuß, der S. so gefährlich verwundete, daß er weggetragen werden und das Commando übergeben mußte. Im Feldzuge 1799 befehligte er ein Armeecorps (18 Bataillone, 64 Escadronen) zur Beobachtung des Schwarzwaldes, ließ am 3. December die Franzosen beim Rückzuge bei Wiesloch angreifen, nahm die Stadt und verfolgte den Feind über dieselbe. Anfangs des Feldzuges 1800 erhielt der in diesem Jahre zum Feldzeugmeister beförderte S. die Beobachtung der ausgedehnten Strecke von der Murg bis an den Neckar zugewiesen und schloß sich, nachdem er das Rheinthal, den Schwarzwald und das Neckarthal in Hin- und Hermärschen durchzog, am 11. Mai in Blaubeuren an die Armee an, mit welcher er am 16. Mai bei Ulm focht. Nach dem Frieden von Luneville erfolgte seine Ernennung zum Commandirenden in Inner- und Oberösterreich, Februar 1806 trat er in den Ruhestand. S. blieb unvermählt. Persönlich tapfer, bewies er Umsicht und Ausdauer in allen seinen Unternehmungen.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich, 42. Thl., Wien 1881. – Winterfeld, Der Militär-Maria-Theresienorden etc. Wien 1857. – Geschichte d. 52. Inf.-Regiments. Wien 1871. – Carl, Geschichte d. Feldzuges 1796 in Deutschland. Wien 1862. – (Derselbe,) Geschichte d. Feldzuges 1799 in Deutschland. Wien 1819.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Leopold Pálffy-Daun von Erdöd (1716–1773), Geheimer Rath und Generallfeldmarschall