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Artikel „Stutzmann, Joh. Josua“ von Richard Falckenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 81–82, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stutzmann,_Johann_Josua&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 01:14 Uhr UTC)
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Stutzmann: Joh. Josua St., Fichte-Schelling’scher Identitätsphilosoph, ist am 17. April 1777 im württembergischen Friolsheim geboren, war Gehülfe an der Deutschen Schule in Weißach (Württ.), habilitirte sich in Göttingen, war seit 1804 Privatdocent in Heidelberg und lebte zuletzt – nachdem er eine Zeit lang in Würzburg und Bamberg privatisirt und in Cannstadt eine politische Zeitung redigirt hatte – als Gymnasiallehrer in Erlangen, wo er zugleich seit 1806 der Universität als Privatdocent angehörte. Er ist am 18. December 1816 gestorben. Seine Metaphysik („Philosophie des Universums“ – hiermit ist identisch: „Versuch einer neuen Organisation des philosophischen Wissens, zur Ankündigung und Einleitung meiner philosophischen Vorlesungen“ – Erl. 1806, II. Aufl. 1818; „Grundzüge des Standpunktes, Geistes und Gesetzes der universellen Philosophie“, Erl. 1811) bewegt sich auf dem Boden des Schelling’schen Identitätssystems, das sie Fichte’s späterer Lehre anzunähern sucht. Auch seine Religionsphilosophie („Betrachtungen über Religion und Christenthum“, Stuttg. 1804; „Systematische Einleitung in die Religionsphilosophie“, Gött. 1804, erster – einziger – Theil) faßt das Absolute als Identität des Realen und Idealen. Religion besteht darin, alles Irdische als Symbol des Ueberirdischen hinzunehmen. Sie entspringt aus denselben Quellen wie die Dichtung: dem Gewissen als dem Vermögen für Recht und Pflicht und der Phantasie als dem Vermögen, das Unendliche im Endlichen anzuschauen. Bei Uebergewicht des letzteren (idealen) Factors ergibt sich Poesie, bei Uebergewicht des ersteren (realen) Religion, in deren geschichtlicher Entwicklung bald das eine, bald das andere dieser beiden Momente vorherrscht. Seine „Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (Nürnb. 1808) leidet an zu starker Constructionslust. Den göttlichen Personen entsprechen die drei Hauptperioden (von drei-, ein- und zweitausendjähriger [82] Dauer): orientalische Urzeit (Kindheit, Religion), griechisch-römische Welt (Jugend, Poesie), christlich-deutsche Welt (Mannesalter, Wissenschaft), auf die eine viertausend Jahre währende Zukunft folgt. Fernere Schriften: „System der Politik und des Handels von Europa“ (Nürnb. 1806); „Tractatus de rerum publicarum veteris Graeciae ingenio atque indole, pars prima“ (Erl. 1806, 2. Aufl. 1818); „Plato de republica, graece latine, cum animadvers. crit. et commentationibus“ (Erl. 1807, 2. Ausg. 1818); „Platonica de philosophia in usum praelectionum ed.“ (Erl. 1807); pseudonym: „Denkmal dem Jahre 1813 gesetzt, von Macchiavelli dem Jüngeren“ (Germanien [Nürnb.] 1814); „Programma, cui insunt observationes criticae in nonnulla veterum Graecorum loca“ (Erl. 1814); „Progr. de linguarum in orbe terrarum nexu“ (Erl. 1815). Außerdem eine Anzahl von Artikeln in Zeitschriften (s. Meusel). Endlich findet sich auf der Erlanger Universitätsbibliothek ein Manuscript „Methodologie“, vorgetragen im Wintersemester 1809.

Vgl. Hamberger u. Meusel, Das gelehrte Teutschland Bd. XV, Lemgo 1811. Dasselbe, Supplem. Bd. VIII, 1825. – Noack, Philosophie-geschichtl. Lexikon, Leipz. 1879, S. 859. – Ueber Stutzmann’s religions- und geschichtsphilosophischen Standpunkt finden sich kurze Angaben bei Pünjer, Gesch. d. christl. Religionsphilos., Bd. II, Braunschw. 1883, S. 116–117, und bei Rocholl, Die Philos. d. Gesch., Gött. 1878, S. 152–153.