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Artikel „Studnitz, Wilhelm von“ von Friedrich Brandes in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 735–736, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Studnitz,_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 16:26 Uhr UTC)
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Studnitz: Karl Wolf Wilhelm Hans Scipio v. St., Soldat und Dichter, geboren am 14. Juli 1789 zu Grünberg in Schlesien als Sohn des nachmaligen Obersten v. St. In seiner Vaterstadt durch Privatunterricht vorbereitet, besuchte er seit 1802 die beiden oberen Classen des Grauen Klosters in Berlin, mußte infolge der Ereignisse des Jahres 1806, die seine Eltern der erforderlichen Unterstützungsmittel beraubten, dem anfänglich beabsichtigten Studium entsagen und widmete sich in Berlin dem Kaufmannsstande. Er hielt sich dann kurze Zeit in Wien auf und ging 1813 nach Breslau, wo er sich dem 1. Garderegiment als freiwilliger Jäger anschloß und nach bestandener Prüfung zum Portepeefähnrich befördert wurde. Während der Schlacht bei Großgörschen, in der er eine Schußwunde in den linken Fuß erhielt, wurde St. Officier. Nach der Schlacht weilte er zur Heilung der Wunde bei den Eltern in Schlegel bei Glatz, machte aber noch vor der völligen Genesung mit seinem Regimente den Marsch durch Böhmen bis an die sächsische Grenze mit, wurde dann zum preußischen Grenadierbataillon versetzt und nahm mit diesem an der Schlacht bei Leipzig in der Gegend von Möckern theil. Er focht dort mitten im stärksten Feuer: von seinem Bataillon blieben nur 64, von seiner Compagnie nur fünf Mann unversehrt. Das Aufbrechen seiner Fußwunde hinderte ihn, mit seinem Bataillone den Feldzug in Frankreich mitzumachen. Im October 1814 kam St. nach Berlin, wurde Adjutant des Majors v. Leslie und zog als solcher im J. 1815 mit nach Paris. Zurückgekehrt studirte er auf der „Allgemeinen Kriegsschule“, wurde im Februar 1818 Premierlieutenant, reiste 1819, mit Aufträgen vom Generalstabe, durch Böhmen, Baiern und den Rhein entlang bis nach Holland, verheirathete sich in Amsterdam und kehrte im October 1819 nach Berlin zurück. Er hoffte, hier in [736] den Generalstab zu kommen, nahm aber, durch seine verschlechterten Vermögenszustände bewogen, 1820 seinen Abschied, siedelte nach Schlegel bei Glatz über und war schriftstellerisch thätig. 1828 bemühte sich St. um eine Stelle im Steuerfach. Er wurde zunächst in demselben Jahre Militäranwärter in Mittelwalde, 1829 Nebenzolleinnehmer in Reichenstein in Schlesien, 1832 Hauptamtscontrolleur in Mittelwalde, 1833 Hauptamtsrendant in Reichenbach und 1834 in gleicher Stellung nach Görlitz versetzt. Sein Amt als Obersteuerinspector in Cottbus, das ihm 1839 übertragen wurde, hat er kaum ein Jahr verwaltet; er starb am 23. April 1840.

Als Soldaten und Beamten wird Wilhelm v. St. Berufstreue und strenges Pflichtgefühl nachgerühmt. Er bearbeitete als Fachschriftsteller die erste Abtheilung der chronologisch-synchronistischen Uebersicht und Andeutungen für die Kriegsgeschichte zur Handbibliothek für Officiere und war in den Jahren 1825 bis 1832 Mitarbeiter der Militärlitteraturzeitung. Seine dichterischen Erzeugnisse zeigen gewandte Form und ernstes Streben, gehen aber über das Mittelmaaß nicht hinaus und entbehren der Eigenart. Gedichte von St. erschienen in den Almanachen „Bundesblüthen“ (Berlin 1816) und „Frauentaschenbuch“; ein dramatischer Versuch „Was die dunkle Nacht versprach, Erkennet nicht mehr an der Tag“ (Schauspiel in Versen, nach einer arabischen Anekdote) im zweiten Bande des „Jahrbuchs deutscher Nachspiele“ (herausgegeben von C. v. Holtei, Breslau 1823) und Novellen im „Frauentaschenbuch“ (von 1823, 1824, 1825, 1826, 1828 und 1830). Eine größere geschichtliche Novelle, „Die Freiwerber“, soll St. unvollendet hinterlassen haben.

Goedeke III1, 360. – Neuer Nekrolog der Deutschen XVIII, Nr. 156.