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Artikel „Streber, Franz“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 553–554, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Streber,_Franz&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:26 Uhr UTC)
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Streber: Franz St., Neffe des obigen, als Sohn eines Patrimonialrichters zu Deutenkofen bei Landshut am 26. Februar 1806 geboren, † in München nach vierzehnmonatlichem schwerem Leiden in der Nacht vom 20. auf 21. November 1864. Schon mit sechzehn Jahren absolvirte er das Gymnasium in Landshut, worauf er sich in Landshut und München dem Fachstudium der Theologie zuwandte. Ein Jahr lang betrieb er in München unter Thiersch und Kopp classische Philologie. Indessen ward er durch den Umgang mit seinem Oheim, seinem Schwager, dem Erzgießer Stiglmayer, und anderen Gelehrten und Künstlern mehr und mehr auf das Gebiet der Kunstgeschichte, Archäologie und Münzkunde geführt. Auf Wunsch seines Oheims nahm er die Stelle eines Amanuensis am kgl. Münzcabinete an, indem er gleichzeitig der Theologie entsagte, deren Studium er mit einem glänzenden Examen (1827) abschloß. 1829 begab er sich zu längerem Aufenthalt nach Wien und setzte dort das in München begonnene Studium der Archäologie und Numismatik fort. Nachdem er sich durch einen kritischen Katalog über 18,000 griechische Münzen und ein „Lexicon numismatico-iconographicon“ mit meisterhaften Zeichnungen von etwa 6000 griechischen Münzen der Münchener und Wiener Sammlung als Numismatiker bewährt hatte, brachte ihm das Jahr 1830 die Ernennung zum Adjuncten des Münchener Münzcabinets. Den Doctorgrad erlangte er im folgenden Jahre von der Erlanger philosophischen Facultät für die Abhandlung: „Symbolae ad genealogiam Burggraviorum Norimbergensium saec. XIII.“ Eine 1834 vollendete Arbeit: „Numismata nonnulla graeca“ berichtigte eine Reihe von falschen oder mangelhaften Münzbestimmungen und wurde von der Pariser Akademie mit einem Preise gekrönt. Im nämlichen Jahre wurde St. a. o. Mitglied der Münchener Akademie, 1835 a. o. und 1840 o. Professor der Archäologie an der Universität München, 1841 Nachfolger seines Oheims als Conservator des kgl. Münzcabinets. In zahlreichen, in den Schriften der Akademie veröffentlichten Abhandlungen aus dem Gebiete der altgriechischen, keltischen, mittelalterlichen Münzkunde, wobei auch für Mythologie und Geschichte manche schöne Frucht abfiel, erwies er sich durch ausgedehnte Kenntniß und Scharfsinn, durch treffende Combinationsgabe und die gewissenhafteste Durcharbeitung bis in die kleinste Einzelheit als Meister des Fachs. Einige seiner Aufsätze sind archäologischen und kunstgeschichtlichen Fragen gewidmet. Bahnbrechend war die im 9. Bande der Münchener akad. Abhandlungen (1860) veröffentlichte Untersuchung über die sogenannten Regenbogenschüsselchen, worin diese bisher räthselhaften Münzen zuerst keltischen Stämmen zugewiesen wurden. Die französische Akademie hat auch dieser Arbeit einen Preis zuerkannt. Auf dem Katheder lehrte St. Archäologie, Kunstgeschichte und Aesthetik und wirkte, ohne seine Schüler hinzureißen, durch Klarheit und Gründlichkeit. Zwei Mal trug er die Last des Rectorats, einige Jahre auch die noch drückendere des Ephorats, das unter Abel’s Ministerium für die philosophische Facultät eingeführt worden war. [554] Seine Gründung war der Verein zur Unterstützung armer Studirender, dessen Vorstand er bis zu seiner letzten Krankheit blieb, eine Abzweigung der St. Vincentiusgesellschaft, die ihn ebenfalls zu ihren Stiftern zählte. In allen diesen Stellungen gab St. mit offener Entschiedenheit seine streng kirchliche Richtung kund. Der Papst hat seine Verdienste um die katholische Sache durch Verleihung des Gregoriusordens anerkannt. 1848 gründete er mit Gleichgesinnten den Verein für constitutionelle Monarchie und religiöse Freiheit, dessen erster Vorstand er während seines achtjährigen Bestandes war und in dessen Auftrag er eine Reihe von politischen Adressen und Erklärungen verfaßte. Noch einmal griff er als Politiker 1859 zur Feder, indem er auf den Wunsch einer fürstlichen Persönlichkeit eine Denkschrift verfaßte, welche zur Errichtung von Freicorps unter dem Schutze der deutschen Regierungen aufforderte. Oesterreichs Niederlage in Italien und der Zusammenbruch des Kirchenstaats bereiteten dem Strenggläubigen und Conservativen herbe Enttäuschungen. Seit 1835 war St. in glücklichster Ehe mit einer Tochter des Fabrikanten Diez von Koblenz vermählt, eines Freundes von Görres und Clemens Brentano.

(Strodl,) Zur Erinnerung an F. St. in den historisch-polit. Blättern, Bd. 55 (1865), S. 85 f. Auszug hieraus im 27. Jahresberichte des histor. Vereins v. Oberbayern. – Nekrolog v. M. J. Müller in den Sitz.-Berichten der Münchener Akad., 1865, I, 261 ff.