ADB:Strassoldo-Graffemberg, Julius Cäsar

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Artikel „Strassoldo-Graffemberg, Julius Cäsar“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 514–516, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Strassoldo-Graffemberg,_Julius_C%C3%A4sar&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:17 Uhr UTC)
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Strassoldo-Graffemberg: Julius Cäsar St.-G., kaiserlich österreichischer Feldmarschalllieutenant, Kämmerer, Commandeur des kaiserl. Leopold-, Ritter des Militär-Maria-Theresien- und des russischen St. Georgsordens, Inhaber des 61. österr. Infanterieregiments, geboren 1791 zu Görz, † am 20. Sept. 1855 zu Palmanuova. St. ist eine der markantesten Soldatenerscheinungen aus den Kriegen in Italien unter Radetzky; er entstammte dem altberühmten Geschlechte der Strassoldo. Im J. 1808 trat er als Cadet in das Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister (Nr. 4) und ward schon im Kriegsjahre 1809 zum Fähnrich befördert (16. Februar); einige Tage später aber zum 5. Jägerbataillon übersetzt. In diesem Bataillon rückte er am 1. März zum Unterlieutenant und am 16. Juli desselben Jahres zum Oberlieutenant vor. Geistesgegenwart und Kaltblütigkeit im Gefechte waren St. in hohem Maaße eigen. Diese zeigte er schon als junger Officier, als welcher er auch bei Regensburg (22. April 1809) verwundet wurde. Im J. 1812 stand Graf St. mit dem 5. Jägerbataillon bei dem österreichischen Auxiliarcorps gegen Rußland im Felde. Während der Schlacht von Poddubie (12. August 1812) kämpfte er wieder in den vordersten Reihen mit jener Umsicht und Tapferkeit, die ihn auszeichnete. Schon damals war sein Name unter Jenen, welche sich die besondere Zufriedenheit des Commandirenden, Generals der Cavallerie Fürsten Schwarzenberg, erwarben. 1813 zum Capitänlieutenant (16. August) und einige Tage später zum Hauptmann befördert, machte er die Affairen bei Reichenberg und Gabel in Böhmen, in Sachsen jene bei Stolpen und Fischbach, dann die Gefechte auf der Dresdener Haide mit. Der Leipziger Schlacht wohnte er bei. Nach derselben kam St. mit dem 5. Jägerbataillon zum Cernirungscorps von Dresden. Gelegentlich der zurückgeschlagenen Ausfallgefechte der Garnison wird Hauptmann Strassoldo’s Name wiederholt rühmlich genannt. Nach der Capitulation von Dresden stand St. mit seinem Bataillon bei der Division des Feldmarschalllieutenants Grafen Bubna, später bei der Division Lederer. Im Gefechte von Romans an der Isère (2. April 1814) ward er verwundet. Im folgenden Jahre (1815) zum 3. Jägerbataillon übersetzt, machte er die Campagne in der Brigade des Generals Paumgarten im Reservearmeecorps des Erzherzogs Ferdinand d’Este mit. 1821 stand er im Neapolitanischen unter Feldmarschalllieutnant Baron Bianchi und erhielt für seine Verdienste in dem kurzen Occupationsfeldzuge den königlich sicilianischen Orden S. Giorgio della Riunione. Im J. 1833, nach langer Dienstzeit, wurde St. Major im Kaiserjägerregimente (27. Mai), nach drei Jahren jedoch schon Oberstlieutenant (26. März 1836) und im J. 1838 ernannte der Kaiser den rastlos thätigen und im Truppendienste außerordentlich verwendbaren Stabsofficier zum Obersten und Commandanten des Infanterieregiments Nr. 26 (2. Juli). Im J. 1841 ward St. wieder zu seiner Lieblingswaffe, zur Jägertruppe, eingetheilt und erhielt das Commando des 10. Jägerbataillons. 1846 rückte er zum Generalmajor vor (6. April). Im Revolutionsjahre 1848 commandirte er eine Brigade in Verona. St. war es, der beim Beginn der Operationen gegen König Karl Albert von Sardinien mit seiner schwachen Brigade, die nur aus dem 10. Jägerbataillon, einem Bataillon vom Infanterieregimente Nr. 45, einer Cavalleriebatterie und zwei Escadronen Radetzky-Husaren, im ganzen nur 2300 Streitbaren, bestand, den wichtigen Punkt Sta. Lucia besetzt hielt, als er am 6. Mai von einer wenigstens fünffachen Uebermacht unter persönlicher Anführung des Königs von Sardinien angegriffen ward. Durch drei volle Stunden vertheidigte er diesen wichtigen Punkt und als er [515] endlich zum Rückzug genöthigt ward, zog er sich nur aus dem Orte, hielt aber den vorliegenden Rideau gegen alle Angriffe des Feindes, bis endlich ein Flankenangriff der Brigade Clam die Niederlage des Feindes vollendete. Dieses Gefecht war eines der rühmlichsten des ganzen Feldzugs und machte ebensoviel Ehre dem General, der es leitete, wie den einzelnen Führern und der Mannschaft. Die Uebermacht des Feindes war so unverhältnißmäßig groß, sein Angriff so entschlossen, daß nur eine ungewöhnliche Standhaftigkeit und Tapferkeit diesen ungleichen Kampf bestehen konnte. Ohne die tapfere Vertheidigung der Brigade St. würde die Stellung auf dem Rideau vor Verona, die damals noch nicht verschanzt war, nicht haltbar gewesen sein. Hätte sich der Feind dort festsetzen können, so wäre die Offensivkraft Veronas gelähmt gewesen. Am 29. desselben Monats focht St. bei Curtatone, Tages darauf bei Goito. In den diesfalls erstatteten Berichten wird Strassoldo’s Name unter den Tapfersten genannt. Als der Angriff gegen Sommacampagna am 23. Juli angeordnet wurde und die beiden Brigaden Suplikatz und Wohlgemuth durch das verheerende Feuer der Piemontesen außerordentlich litten, stand Generalmajor St. mit seiner Brigade in Reserve. Nachdem es dem concentrischen Feuer der österreichischen Batterien gelungen war, die piemontesische, bei der Kirche aufgestellte Batterie zum Schweigen zu bringen, drangen nach 10 Uhr Vormittags Suplikatz von Norden, Wohlgemuth, gefolgt von St., von Osten in den Ort Sommacampagna ein. Am 30. Juli stieß die Spitze der Vorhutbrigade St. des I. Armeecorps um 8½ Uhr früh am Rio Delmona, östlich von Cà de Mari, nächst Gadesco, auf die Nachhut des piemontesischen II. Corps. Letztere eröffnete alsbald mit zwei Geschützen und einer Plänklerlinie das Feuer. Das 10. Jägerbataillon rückte schnell beiderseits der Straße vor, 1 Escadron Husaren prellte gegen Gadesco vor und zwei Geschütze setzten sich ins Feuer, worauf die piemontesische Nachhut den Rückzug nach Cà de Mari antrat. Generalmajor St. hatte inzwischen zur Umgehung des Feindes noch weitere zwei Bataillone vorgesendet. Den Rest seiner Brigade behielt er bei Cà dell’ Ora in Reserve. Das Vordringen war sehr erschwert, weil die zahlreichen Gräben durch Gewitterregen mit Wasser gefüllt und die Felder ganz durchweicht waren. Nachdem das Feuergefecht ziemlich heftig zwei Stunden hindurch angedauert hatte, gelang es endlich dem 10. Jägerbataillon, den Feind aus Cà de Mari zu verdrängen und dabei ein piemontesisches Geschütz nebst drei Munitionskarren zu nehmen. Da auch die Umgehungscolonne Boden gewann, so trat die piemontesische Brigade Savoyen, für ihre Flanke besorgt, den Rückzug gegen Cremona an. Bei den Vormarschgefechten gegen Mailand zeichnete sich General St. hervorragend aus. Am Morgen des 4. August langte er als Vorhutbrigade bei Casa Rogaredo an und wurde der bei Cà Verde und Gambaloita aufgestellten piemontesischen Abtheilungen ansichtig. Sogleich wurden zwei sechspfündige Geschütze ins Feuer gesetzt, das 10. Jägerbataillon ging beiderseits der Straße gegen Cà Verde vor, führte aber ein hinhaltendes Gefecht, bis die rückwärtigen Brigaden in dasselbe eingreifen konnten. Als diese eingetroffen, wurde der Angriff ins Werk gesetzt und zwar griffen das 10. Jägerbataillon und das 17. Infanterieregiment mit solchem Ungestüm und derartiger Tapferkeit an, daß die Piemontesen nicht mehr Zeit fanden, ihre Batterie zu retten. Sieben Sechzehnpfünder wurden in Gambaloita erobert, sowie 1 piemontesischer Stabsofficier, 2 Officiere und 60 Mann gefangen genommen. St. bemächtigte sich gegen Abend des Ortes Musocco, wo den Piemontesen noch 1 Geschütz abgenommen wurde. Zwei Bataillone der Brigade verfolgten in Verbindung mit den Truppen des II. Armeecorps die im Rückzug begriffenen Piemontesen bis auf Schußweite der Porta Romana Mailands. Bei der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten im J. 1849 bestand Generalmajor [516] Graf St. mit seiner Brigade (in welcher wiederum das 10. Jägerbataillon und das Infanterieregiment Nr. 17 eingetheilt waren) am 21. März das Avantgardegefecht bei San Siro und Gambolo. Infolge Beschlusses des Maria-Theresienordens-Capitel vom Jahre 1849 (Promotion vom 29. Juli) wurde dem tapfern General das Ritterkreuz dieses höchsten militärischen Ordens zuerkannt. Im Monat April 1849 zum Feldmarschalllieutenant ernannt, rückte St. mit seiner Brigade in das päpstliche Gebiet zur Wiederherstellung der gesetzlichen Ordnung. Im 62. Lebensjahre und nach 45 ununterbrochenen Dienstjahren trat der tapfere General, der seine militärische Laufbahn als Divisionscommandant in Mailand beendete, in den wohlverdienten Ruhestand (3. Juni 1853) und begab sich in sein Geburtsland Friaul. In Palmanuova fiel der Soldat, welcher in so vielen Schlachten gekämpft hatte, der in jener Gegend verheerend auftretenden Cholera am 20. September 1855 zum Opfer.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresienorden und seine Mitglieder, II. Bd., Wien 1857; – Desselben Oesterr. Militär-Kalender für das Jahr 1857, 8. Jahrg., Wien 1857.