ADB:Stoll, Johann Ludwig
Max. Stoll in Wien geboren und erhielt daselbst seine erste Erziehung. Leider wurde diese durch den Tod des Vaters 1788 unterbrochen, der Drang des heranwachsenden jungen Mannes, Reisen durch Europa zu unternehmen, ward durch einen Erzieher noch genährt, und so besuchte St. von etwa 1796 an Italien, Frankreich, England und die bemerkenswerthesten Gegenden Deutschlands. Eigentliche ernste Studien hatte er nicht betrieben. Nachdem er ein ansehnliches Vermögen durch seine Reisen ausgegeben hatte, ließ er sich in Weimar als Privatgelehrter nieder, wo er mit dem später im Kampfe gefallenen Leo v. Seckendorff befreundet wurde. Im J. 1808 erlangte St. eine Theaterregisseurstelle in Wien unter der Direction Graf Palffy’s, und als Napoleon in Wien einrückte gelang es ihm, von diesem eine bescheidene Pension zu erwirken. Allerdings erschien St. infolge dessen in Wien mißliebig und verlor den Regisseurposten. Er war nun auf die Schriftstellerei allein angewiesen, wodurch er sich kümmerlich fortbrachte. Von Persönlichkeiten, mit denen er zu jener Zeit in Wien verkehrte, sind insbesondere der Buchhändler und Schriftsteller Franz Gräffer, sowie der Dichter Justinus Kerner zu erwähnen. Noch kurz vor seinem Tode unternahm St. eine Reise nach Paris und starb bald darauf, nach Wien zurückgekehrt, in dürftigen Verhältnissen am 22. Juni 1815.
Stoll: Johann Ludwig St., deutsch-österreichischer Dichter, wurde im J. 1778 (nähere Daten fehlen) als Sohn des ArztesSt. hatte im J. 1807 eine Zeitschrift „Prometheus“ herausgegeben, welche sogar der Mitarbeiterschaft Goethe’s gewürdigt wurde, jedoch bald einging. Von seinen insbesondere dramatischen Schriften sind zu nennen: das Lustspiel „Ernst und Scherz" (1804), nach französischem Vorbilde; „Amor’s Bildsäule“, Gesellschaftsspiel (1808); „Die Schneckencomödie“, ein Taschenbuch auf das Jahr 1810. Seine vereinzelt insbesondere in Seckendorf’s Musenalmanach erschienenen Gedichte zeugen, wie auch diese dramatischen Arbeiten, von bedeutender poetischer Begabung, insbesondere ein Poem „An Napoleon“ verräth die geniale Anlage dieses Talentes, auf welches Uhland sein Gedicht Auf einen verhungerten Dichter bezogen hat. Die „Poetischen Schriften“ Stoll’s erschienen in einem Bande 1811.