ADB:Stoffeln, Konrad von
uͦnrat Hatt daz buͦch geticht Mit rimen bericht Daz was ein werder fryer man Zuͦ Hispania er daz buͦch gewann“. Vermuthlich entstammte er dem alten freiherrlichen Hause von (Hohen)stof(f)eln im schwäbischen Höwgau. Eine bestimmt nachweisbare Person, z. B. einen 1279 und 1284 urkundlich genannten Domherrn zu Straßburg i. E., in ihm wiederfinden zu wollen, ist ein Verfahren ohne genügende Unterlagen; zur Datirung vergleiche man auch E. H. Meyer, Zeitschr. für deutsches Alterth. XII, 482. Jedenfalls war er, d. h. der Verfasser des genannten romantischen Epos, ein gut gebildeter, litterarisch belesener (Gottfried, Wolfram und Hartmann nennt er zu Anfang als seine Lehrer) und poetisch nicht ungewandter Mann. Er erzählt in ermüdender Breite (die längste Handschrift hat 5642 Verse) die Abenteuer des Ritters Gauriel von Montavel, der, um sich von der seltsam entstandenen Ungnade seiner Gattin zu lösen, eine langwierige und verwickelte Leidenszeit durchzumachen hat. In deren Verlauf wird dieser auch Mitglied von König Artus’ Tafelrunde (nachdem er deren sämmtliche Helden besiegt hat), der er sonst nirgends angehört. Ein Ziegenbock begleitet ihn auf allen seinen Fahrten, bis Iwein, der Ritter mit dem Löwen, diesen treuen Nothhelfer erlegt. Bewußt oder unbewußt stellt dies eine Parodie auf Hartmann’s von Aue Werk dar, vielleicht auch auf den „Ritter mit dem Adler“. Ein Ritter mit dem Bocke nimmt in Heinrich’s von dem Türlin „Krone“ Gawein [317] durch Trug Zaubergürtel und Handschuhe. Die angebliche Benutzung einer spanischen Vorlage soll wohl nur die übliche Berufung auf französische Quellen modificiren. Die stoffliche Erfindung ist zwar nicht arm, aber wenig glücklich hinsichtlich des Interesses; man vergleiche dagegen Laßberg an Uhland am 11. October 1823 und Uhland’s Antwort am 13. Juni 1824 (Briefwechsel S. 41 und 43). Schon Jacob Püterich von Reicherzhausen in seinem Ehrenbrief (Str. 126, 3–7) verlacht „das Puech vom Pockh das Ich von stund hinau dem Fürsten sannt von Bairn Herczog Otten das doch mit Ticht sich geleichet gar annderst nit wan geüchten vnd den sotten“ (Zeitschr. für deutsches Alterth. VI, 54 f.).
Stoffel(n): Konrad v. St., Dichter in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ist in Einzelheiten seiner Lebensumstände nicht genauer zu verfolgen; namentlich sind Laßberg’s (Liedersaal II, p. LXI ff. u. LXXXX) Annahmen höchst fragwürdig. Am Ende der einen (schlechteren?) Handschrift des ihm zugeschriebenen Ritterromans „Gauriel von Montavel“ heißt es: „Von Stoffel(n) maister C- „Im Auszuge bearbeitet“ (wie in Kürschner’s „Deutscher Nationallitteratur“ IV, 1, 2, S. 388 ff., Piper) hat den Roman mit Vorbemerkungen A. Jeitteles, German. VI, 385–411, in 926 Versen vorgeführt Friedr. Pfeiffer, Altdeutsches Uebungsbuch, S. 91–102, hsg. nach beiden Handschriften F. Khull (Gabriel von Muntabel, eine höfische Erzählung aus d. 13. Jahrhundert, Graz 1885), der Untersuchungen über das Handschriftenverhältniß, des Dichters (an Stoffeln zweifelt er) Heimath, Lebenszeit, Technik und Vorbilder versprach; Steinmeyer in seiner abfälligen Recension Khull’s, Anz. für deutsches Alterth. III, 261–265, hält das Material für ungenügend dazu. Goedeke, der im Grundriß zur Gesch. d. d. D.2 I, 140 f. eine knappe Inhaltsangabe u. Beschreibung der Handschriften giebt, hat in seiner Nachtragsnote zu Vilmar’s Gesch. d. d. Nationallitt. Nr. 51 (zu S. 135) auf S. 659 (22. Aufl.) W. Wackernagel’s falsche Namensform Kunhart v. Stoffel (in dessen Probe, Altd. Leseb. I2 643 bis 650) übernommen. Vgl. auch v. d. Hagen MS. IV, 870 f.