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Artikel „Stickel, Burkhard“ von Wilhelm Heyd in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 170–171, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stickel,_Burkhard&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 11:35 Uhr UTC)
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Stickel: Burkhard St., Kriegsmann, geboren 1541 ohne Zweifel in Stuttgart als Sohn eines dortigen Kammerrathes gleichen Vornamens, † am 25. März 1613 in Schorndorf. Als gemeiner Landsknecht ließ er sich im J. 1566 für den Türkenkrieg in Ungarn anwerben und blieb fortan dem Kriegshandwerk treu, immer eifrig ausschauend nach Solderwerb und zum Fähndrich und Hauptmann rasch emporsteigend. Religiöse Skrupel hielten ihn, den Protestanten, nicht ab, im Heer des Herzogs v. Alba Dienste zu nehmen, dessen blutiges Regiment in den Niederlanden er übrigens nicht mit Gleichmuth ansah (1567), und so finden wir ihn auch später (1583) im sogenannten kölnischen Krieg nicht etwa unter den Truppen des reformirten Pfalzgrafen Johann Kasimir, sondern unter denen des Herzogs Ferdinand von Baiern. Auch war es die [171] spanische Armada des Don Juan de Austria, auf welcher St. in den Jahren 1571–76 das Mittelmeer durchkreuzte, um den gemeinsamen Feind der Christenheit zu bekämpfen. Dabei gelang es ihm nun freilich nicht, den Sieg bei Lepanto mit zu erringen, weil sein Schiff den Schauplatz des Kampfes nicht mehr erreicht hatte; nur an der Südküste von Morea und bei Tunis konnte er in seinem Theil den Türken Abbruch thun. Ueberhaupt, auch bei den Türkenkriegen in Ungarn, an denen er sich wiederholt betheiligte, weiß das von ihm geführte, sonst recht lesenswerthe Tagebuch weniger von großen Kriegsereignissen zu erzählen, vielmehr eher über kleinere Kämpfe, Truppenzüge, Abenteuer, Meutereien u. dergl. zu berichten. Der Hauptwerth des Büchleins besteht darin, daß es uns durch lebendige Schilderungen in das Leben und Treiben der Landsknechte damaliger Zeit versetzt. Weit nicht in demselben Maße berührt es die Geschichte Württembergs. St. hatte zwar schon 1577, weil augenblicklich keine Verwendung von der Fremde her in Aussicht war, dem eignen Landesherrn, Herzog Ludwig, seine Dienste angeboten, aber in den darauffolgenden Jahren nur Gelegenheit erhalten, vorübergehende Aufträge desselben auszuführen; endlich ernannte ihn Ludwig 1592 zum Obervogt in Leonberg, wodurch aber St. seiner militärischen Thätigkeit nicht entzogen wurde, da er vielmehr Hauptmann blieb und die festen Plätze des Landes zu inspiciren hatte. Auch die Stände des schwäbischen Kreises, in deren Auftrag er zweimal als Kriegscommissar nach Ungarn ging, und Ludwig’s Nachfolger, Herzog Friedrich, schätzten seine kriegsmännische Erfahrung sehr hoch. Seiner Thätigkeit verdankte man in Württemberg die Einführung guter Musketen statt der schwerfälligen Hackenbüchsen und auf ein Gutachten von ihm stützte sich Herzog Friedrich bei Einführung der verbesserten Wehrverfassung vom Jahre 1607, welche ein aus geübten Söldnern bestehendes Heer an die Stelle des nicht mehr genügenden Aufgebotes der Landesbewohner treten ließ.

Stickel’s Tagebuch, herausg. von Dr. E. v. Kausler in Württ. Jahrbb. für Statistik und Landeskunde für 1866 (erschienen 1868) S. 301–424. – Mart. Crusius, annales suevici II, 808. 837. – Sattler, Geschichte Württembergs unter den Herzogen V, 130 ff. 226 ff. 271 ff. – Reyscher, Sammlg. württemb. Gesetze Thl. 19, 1. S. 100. – Pfaff, Gesch. des Militärwesens in Württemberg S. 18. Das am Schluß erwähnte Gutachten liest man in der Dissert. H. Gmelin’s über Herzog Friedrich von Württemberg und seine Stände S. 46 ff., s. auch S. 54 f. Stuttgart 1885. Derselbe beleuchtet dieses Gutachten und weitere Verdienste Stickel’s um die Wehrverfassung Württembergs in seiner Abhandlung über B. Stickel und dessen Kriegsfeldordnung im J. 1607, Württemb. Vierteljahrshefte, 12. Jahrg., 1889 (erschienen 1890).