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Artikel „Stephan, Baptist von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 83–85, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stephan,_Baptist_von&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 04:57 Uhr UTC)
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Stephan: Baptist v. St., bairischer General der Infanterie, wurde am 12. November 1808 zu Schwarzofen im Bezirksamte Neunburg vorm Walde in der Oberpfalz geboren. Sein Vater war Landgeometer; er selbst war ein Berufssoldat, der von der Pike auf diente und vom Glücke begünstigt durch eigene Tüchtigkeit seinen Weg zu hohen Ehrenstellungen machte. Am 9. Juli 1824 beim 7. Infanterieregimente in den Dienst getreten und am 1. November des nämlichen Jahres zum Vicekorporal, am 1. Januar 1825 zum Korporal befördert, gebrauchte er mehr als sechs Jahre, um am 13. August 1831 zum Junker beim 11. Infanterieregimente ernannt zu werden. Am 27. Juli 1832 wurde er endlich Officier. Der griechische Dienst schien damals einem thatenlustigen, jungen Soldaten, der die Kraft in sich fühlte etwas Besonderes zu [84] leisten, günstige Aussichten für die Verwerthung seiner Fähigkeiten zu eröffnen. Unter vielen bairischen Officieren, welche sich dorthin wandten, war auch St. Am 18. Juni 1832 wurde er auf sein Ansuchen zum königlich griechischen Truppencorps befehligt; am 21. Juli 1833 erhielt er den Abschied aus bairischen Diensten. Vier Jahre verblieb er in Griechenland, theils als Instructionsofficier beim Bataillon Grivas, theils im Generalstabe und im Kriegsministerium verwendet; mehrfache Belobungen und die Verleihung des Erlöserordens erkannten seine Brauchbarkeit an. Als charakterisirter Hauptmann kehrte er 1837 zurück, um am 20. August dieses Jahres als Unterlieutenant im vaterländischen 11. Infanterieregimente von neuem anzufangen. Als Oberlieutenant im Infanterie-Leibregimente ward er am 4. December 1842 Brigadeadjutant und, nachdem er vorher seinen militärischen Gesichtskreis durch Dienstleistung bei einem Cavallerieregimente erweitert hatte, am 31. October 1845 in den Generalquartiermeisterstab versetzt. Zum Hauptmann aufgestiegen, kam er am 31. März 1848 in bewegter Zeit in das Kriegsministerium. Hier zog er die Aufmerksamkeit des Prinzen Karl von Bayern auf sich, welcher damals als Feldmarschall an der Spitze des Heeres stand. Am 21. December jenes Jahres ward er zu dessen Adjutanten und gleichzeitig zum Major ernannt. Im Stabe des Prinzen blieb St. bis er am 4. August 1861 zum Generalmajor und zum Commandeur der 2. Infanteriebrigade befördert wurde. Bei Ausbruch des Krieges vom Jahre 1866 mit dem Befehle der 1. Division betraut, versuchte er am Nachmittage des 10. Juli die Geschicke des Tages für die bairischen Waffen, welche in dem Treffen bei Kissingen unglücklich gefochten hatten, günstig zu gestalten. Von Münnerstadt kommend, griff er die preußischen Truppen bei Rüdlingen überraschend an, wurde aber zurückgewiesen. Am 25. Juli focht er in ähnlicher Weise ebenso erfolglos in dem Gefechte von Helmstatt bei Würzburg. Am 17. August 1866 zum Generallieutenant ernannt, commandirte er im Kriege von 1870 gegen Frankreich wiederum die 1. Division. Schon am 6. August griff er mit derselben in der Schlacht bei Wörth, vom Kanonendonner auf den Kampfplatz gerufen, durch Festhalten der Franzosen in der Front und durch einen gegen ihren linken Flügel gerichteten Flankenangriff mit Geschick und Glück in das Gefecht ein. Durch die Verleihung des Militär-Max-Josefs-Orden wurde sein Verdienst anerkannt. Besonders würdigte die durch St. gebrachte Hülfe der commandirende General des preußischen V. Armeecorps, General v. Kirchbach. Demnächst focht die Division St. in gleich hervorragender Weise am 30. August bei Beaumont und am 1. September in der Schlacht bei Sedan, wo ihr namentlich der Straßenkampf in Bazeilles zufiel, dann, von Paris aus an die Loire entsendet, im Treffen von Arténay am 10. und bei der Einnahme von Orléans am 11. October, sowie am 9. November in dem verlorenen Treffen bei Coulmiers. Am 1. December aber setzte eine schwere Verwundung Stephan’s Kriegeslaufbahn ein Ziel. Im Treffen von Villepion drang ihm eine Chassepotkugel in den Unterleib, ein Granatsplitter verletzte ihn an der Schulter, er mußte nach München zurückgebracht werden und ward am 11. April 1873 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches als General der Infanterie mit Pension in den Ruhestand versetzt. In ländlicher Abgeschiedenheit ist er am 29. August 1875 zu Schlehdorf im Bezirksamte Weilheim gestorben. Eingedenk seiner eigenen Diensteslaufbahn hatte er letztwillig 20 000 Gulden ausgesetzt, deren Zinsen zu Präbenden für Unterofficiere des bairischen Heeres verwendet werden sollten, welche die Kriegsschule oder eine ähnliche zur Bildung von Officieren bestimmte Anstalt besuchen; als „Militärstiftung des Generals v. St.“ erhielt das Vermächtniß die königliche Genehmigung. St. war das Bild eines echten Soldaten, eine athletische Erscheinung, voll Eifer und Thatkraft, gewandt und geschickt in [85] körperlichen Uebungen aller Art, durch deren Betrieb er sich bis in seine letzten Lebensjahre frisch und kräftig erhielt, geistig sehr strebsam und vielfach mit kriegswissenschaftlichen und Sprachstudien beschäftigt.

Militär.-Wochenblatt Nr. 103, Berlin 1875. – H. v. Löbell, Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen im Jahre 1875, Berlin 1876. – Schrettinger, Der Königlich Bairische Militär-Max-Josef-Orden und seine Mitglieder, München 1882.