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Artikel „Steinfeld, Franz“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 709–710, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Steinfeld,_Franz&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 14:18 Uhr UTC)
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Steinfeld: Franz St., Maler, geboren am 26. Mai 1787 in Wien, † am 3. November 1868 zu Pisek in Böhmen. Sein Vater, der Bildhauer war, wollte ursprünglich, daß sich der Sohn gleichfalls der Bildhauerei widmen sollte und verwendete ihn, kaum daß er die Schule verlassen hatte, in seinem Atelier zuerst zur Ausführung von Ornamenten. Später übernahm der Bildhauer Procop dessen Ausbildung. St. hatte jedoch wenig Neigung zu diesem Kunstzweige und fühlte sich weit mehr angezogen von der Malerei. Er kam mit dem Maler Casanova in Berührung, welcher sich für ihn lebhaft interessirte und dazu bestimmte, daß er sich der Landschaftsmalerei widmete. Mit Zustimmung seines Vaters besuchte er nun die Schule der Landschafts- und Figurenzeichnung an der Akademie der Künste und machte dort solche Fortschritte, daß er in der Landschaftsschule zwei Preise erhielt. Nachdem St. hier seine Ausbildung vollendet, wies ihn sein Vater, wiewol er wohlhabend war, an, sich selbst fortzubringen, in der Ueberzeugung, daß seine Selbständigkeit auch seinen Charakter besser entwickeln werde. Er hatte nun eine harte Schule durchzumachen. Um sich seine Existenz zu fristen, malte er Bilder auf Dosen und verdiente sich dabei so viel, daß er noch immer Zeit gewann, seinem eigentlichen Berufe als Landschaftsmaler zu folgen. Bilder mit Ansichten des Rheins, die er für einen Bilderhändler restaurirte, erweckten in ihm die unüberwindliche Sehnsucht, die Rheingegenden zu sehen. Mit Unterstützung seines Vaters trat er im J. 1805 seine Wanderung an und kam bis Antwerpen. Begeistert von den Schönheiten der Natur und Kunst, welchen er auf seiner Reise begegnete, erweiterten sich seine Anschauungen und seine Kenntnisse. Zurückgekehrt nach Wien, fand St. einen Gönner an dem Tuchscherer Wiest, welcher alle Bilder des Künstlers ankaufte. [710] Nach dem Tode Wiest’s fanden sich an 60 Landschaftsbilder in dessen Besitz. Nach wenigen Jahren wollte St. mit seinen Ersparnissen eine Reise nach Italien machen. Er kam aber nur bis Klagenfurt, wo er in dem Hause des Ritter v. Moro die liebenswürdigste Aufnahme fand und einen Winter daselbst verlebte. Nach Wien zurückgekehrt, erwarb sich der Künstler durch einige Zeichnungen für das Album einer hohen Dame die Gunst des Erzherzogs Anton, welcher ihn im J. 1815 zu seinem Kammermaler ernannte. Nunmehr, in gesicherter Stellung, konnte sich St. mit voller Lust und Liebe seinem Berufe als Landschaftsmaler widmen. Fast jährlich machte er Studien in der Alpenwelt Tirols, Kärntens und des Salzkammergutes, welche ihm Stoff zu zahlreichen Gemälden lieferten. Wiederholt unternahm er auch größere Reisen, wie 1828 in die Lombardei, 1830 nach Paris, 1838 nach Oberitalien und der Schweiz, 1842 nach Süddeutschland, Belgien und Holland und 1844 nach Norddeutschland und Helgoland. Im J. 1837 erfolgte seine Ernennung zum Corrector an der Landschaftsschule der Akademie, 1838 jene zum außerordentlichen Professor; 1845 erhielt er die Würde eines akademischen Rathes und die Stelle eines ordentlichen Professors an der Landschaftszeichnenschule der Akademie, welche er bis zum J. 1851 bekleidete. Nachdem er frühzeitig seine Frau und im J. 1854 seinen Sohn verloren hatte, zog er sich in seiner Vereinsamung in das Haus seiner in Pisek verheiratheten Tochter zurück, wo er sein Leben beschloß. St. war ein hochbegabter Künstler. Er durchbrach die ältere Tradition, welche sich bei Landschaften nur mit Einzelheiten beschäftigte, und war der erste, welcher die schönen Seen und gewaltigen Alpenthäler Oberösterreichs und Salzburgs und Kärnthens aufsuchte, um dort die Natur zu studiren und mit aller Treue prächtige Landschaftsgemälde zu schaffen. Die Berge und Seen dieser Länder waren seine Domäne; dort kannte er jeden malerischen Punkt, den er meisterhaft mit seinem Pinsel zu fesseln vermochte. Er genoß auch einen vorzüglichen Ruf als Stimmungsmaler, und sein „Herbstmorgen“, sein „Tagesanbruch“ und seine „Verlassene Mühle“, die an Ruysdael erinnern, sind anerkannte künstlerische Leistungen. St. war außerordentlich fruchtbar. Bis zum Jahre 1846 hatte er mehr als 400 Bilder gemalt, die größtentheils in den Besitz von Privaten und Privatsammlungen übergingen. Die Mehrzahl der Bilder gelangten in den Jahres-Ausstellungen der Akademie der Künste und später in den Monats-Ausstellungen des Oesterreichischen Kunstvereins in die Oeffentlichkeit. Einzelne Bilder erwarb der kaiserliche Hof. In der Gemäldesammlung der Hofmuseen sind „Der Hallstädter See“ (1834) und „Wildbad Gastein“ (1857). Eine große Anzahl von Handzeichnungen und Aquarellen war im Besitze des Erzherzogs Anton. – Auch sein Sohn Wilhelm (geboren 1810 in Wien, † 1854 in Ischl) war ein sehr begabter Landschaftsmaler, welcher den Fußstapfen seines Vaters folgte.

Vgl. Wurzbach, Biogr. Lexikon XXXVIII, 81.