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Artikel „Steiger, Crescentius“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 580, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Steiger,_Crescentius&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 20:39 Uhr UTC)
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Steiger: Crescentius St., ist durch seinen „Wachtelgesang“ von 1621 ein Hauptvertreter der gegen die Kipper und Wipper gerichteten Flugschriftenlitteratur. Er scheint Obersachse zu sein: dafür mag es sprechen, daß ihm die neuen Schreckenberger der Typus der schlechten Münze sind und daß sein Gedicht im Meißnischen spielt. Wenn er sich Valde-Joachimicus nennt, so soll das wol nicht seine Heimath bezeichnen, sondern lediglich seine dringende Werthschätzung für die alten vollwichtigen nummi Joachimici ausdrücken. In silbenzählenden, aber rhythmisch ziemlich flüssigen Reimpaaren, deren klingende Ausgänge stets als stumpfe gedruckt werden (widr: niedr; massn: Strassn u. s. w.), erzählt er, wie er in einem Walde einem Troß von Kippern und ihren Helfern begegnet, über denen die Wachteln mit ihrem „Kippdewipp“ daherflogen, und wie ein eisgrauer Mann ihn belehrt, was das für ein Gesindel sei. Die zahlreichen Anspielungen gelten offenbar den localen Verhältnissen des obersächsischen Kreises, der unter der Kipperei neben dem niedersächsischen wol am schlimmsten litt. St. erkennt sehr deutlich die entsetzlichen sittlichen und wirthschaftlichen Folgen dieser systematischen Geldverschlechterung, die den Abenteurern und Speculanten, den Juden und Judengenossen zu Reichthum half und die ehrliche Armuth, zumal die auf karges, festes Gehalt angewiesenen Geistlichen, Schulmeister, Dienstboten ruinirte. Er täuscht sich auch nicht über die schlimme Rolle, welche die habgierige Obrigkeit dabei spielt, wenn er sie auch nur vorsichtig andeutet. Freilich, er beurtheilt die Dinge lediglich empirisch und ist allzu geneigt, als Unrecht des Einzelnen anzusehen, was in Wahrheit die unvermeidliche Consequenz dieser schlimmen Geldbewegung sein mußte. Jedesfalls war die Scheltrede gegen den Mammonsdienst, mit der der Reimspruch schließt, in jenen Kipperjahren so angebracht wie kaum je sonst in der deutschen Culturgeschichte, und an dem segensreichen Drucke der öffentlichen Meinung, der dem Unfug schließlich doch ein Ende machte, hat St. seinen redlichen Antheil gehabt.