ADB:Stegmayer, Ferdinand

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Artikel „Stegmayer, Ferdinand“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 565–566, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stegmayer,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 1. Dezember 2024, 03:50 Uhr UTC)
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Stegmayer: Ferdinand St., Tonsetzer und Musikdirigent, geboren am 25. Aug. 1803 zu Wien, zweiter Sohn von Matthäus St., † 1820 als Director der Hofoper in Wien, des Verfassers von Rochus Pumpernickel. Da sich bei ihm schon in frühester Jugend ein ungewöhnliches musikalisches Talent offenbarte, ließ sich der Vater die Ausbildung desselben sehr angelegen sein, damit der Sohn später die Musik als Lebensberuf erwählen könne. Vorgebildet von den tüchtigsten Lehrkräften, wie Triebensee, Riotte, Seyfried, erhielt St. schon mit 16 Jahren eine Anstellung als Chorrepetitor im Theater in Linz und kam nach wenigen Jahren an das Kärnthnerthor-Theater in Wien, wo er bis 1825 verblieb. Dann übernahm er die Stelle eines Musikdirectors am Königstädter Theater in Berlin, die er einige Jahre inne hatte, worauf er sich für längere Zeit einem vagirenden Künstlerleben hingab. „Das alte Musikantenthum mit seinen Glanz- und Kehrseiten steckte ihm in allen Gliedern. Unsteten Sinnes, verläßlich nur im Punkte ehrenhafter Uneigennützigkeit und künstlerischer Begeisterung, wanderte er oft rath- und hülflos, doch fast immer wohlgemuth von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt, von Amte zu Amte.“ So finden wir ihn 1831 und 1832 als Theatercapellmeister in Leipzig, 1839 in Bremen, später als concertirenden Clavierspieler in Rußland und Paris und 1843 als zweiten Capellmeister am ständischen Theater in Prag, bis er 1846 nach Wien zurückkehrte [566] und hier endlich seßhaft wurde. Er wirkte in Wien zunächst als Musiklehrer und Operndirigent, seit 1850 aber vorwiegend als Gesanglehrer und Chormeister an verschiedenen Musikinstituten. Großes Verdienst erwarb er sich durch die Gründung der Singakademie, eines Vereins für gemischten Chorgesang (1858), in welchem er die gediegensten Tonwerke älterer und neuerer Meister in künstlerischer Vollendung zur Aufführung brachte. Leider brachte die Unregelmäßigkeit seines Wirkens nicht nur den Verein um einen guten Theil seines Ruhmes, sondern schließlich auch den Leiter desselben um seine Stellung. Jetzt klopfte die Noth an Stegmayer’s Thür, und zunehmende Kränklichkeit vergrößerte dieselbe, und wenn ihm auch in der Folge noch einige Wirkungskreise eröffnet wurden, so war doch seine Kraft gebrochen, und am 6. Mai 1863 starb er in den dürftigsten Verhältnissen. – St. hat mehrere Compositionen veröffentlicht, die aber meist aus der ersten Zeit seiner Wirksamkeit stammen. Sie verrathen ein bedeutendes Talent, eine schöpferische Phantasie und eine geläuterte Geschmacksbildung. St. besaß „ein reiches musikalisches Wissen, kein Zweig der musikalischen Litteratur war ihm fremd. Mit einem tief eingehenden Verständniß der dramatischen Musik, das er sich als Theatercapellmeister erworben, verband er große und eindringliche Kenntniß der ersten Tonwerke im Bereiche der alten classischen Musik. In das Wesen der Gesangskunst besaß er einen Einblick wie Wenige; über allem aber stand sein Directionstalent: darin ward er von Keinem übertroffen.“

Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich XXXVII, 320 ff.