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Artikel „Stawinsky, Karl“ von Paul Schlenther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 536, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stawinsky,_Karl&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 14:42 Uhr UTC)
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Stawinsky: Karl St., Schauspieler und Regisseur, wurde am 12. Jan. 1794 in Berlin geboren, † am 24. Dec. 1866 ebenfalls in Berlin. Im Berliner königl. Schauspielhause hat er von 1828 bis 1856 unter vier Intendanten treue Dienste, mehr noch als Regisseur, denn als Schauspieler geleistet. 1810 war er in Neustrelitz zum ersten Male auf die Bühne getreten. Dann hatte er mit einer Wandertruppe die Städte der mecklenburgisch-pommerschen Küste bereist, und 1814 faßte er in Stettin beim Director Wöhner festen Fuß. Schon 1816 suchte er am Berliner Hoftheater durch ein dreimaliges Gastspiel seine Befähigung zum Nachfolger Iffland’s zu erweisen, dessen Spielart auf den stattlichen und würdig repräsentirenden Mann neben derjenigen Mattausch’s stark eingewirkt hatte. Aber damals mußte er vor Ludwig Devrient weichen, den er nunmehr in Breslau ersetzte. Breslau wurde auch seiner Regiekunst die Vorschule für Berlin. Es gab im Umgang mit Schall, Holtei u. a. einige fröhliche Jahre, und sein gastliches Heim schmückte eine schöne, muntere Frau. 1826 aber trieb ihn die Ungunst der Theaterverhältnisse weg nach Braunschweig. Von hier aus erreichte er endlich sein lang erstrebtes Ziel, die Hofbühne seiner Vaterstadt. Er war keine ihrer ersten Zierden. Verstand und Wissen zeichneten ihn viel mehr aus als eine starke schauspielerische Persönlichkeit, und im Regieamt beugte er sich nur allzu leicht unkünstlerischen Bureau-Einflüssen. Sein Rollengebiet begann im Komischen und ging bereits in Stettin ganz ins Charakterfach über. In Berlin hatte er auf seinem Boden stets Größere neben sich. In jüngeren Jahren war er auch für die Oper verwendbar gewesen, als Papageno, als Adam im „Dorfbarbier“ u. dergl. Um das Repertoire zu bereichern, übersetzte er hin und wieder etwas aus dem Französischen, z. B. Legouvé’s „Pamphlet“ und „Vetter Fritz“. Das letzte Jahrzehnt seines Lebens verbrachte er als hinfälliger Pensionär der Hofbühne in Dürftigkeit und Einsamkeit, nur von einer alten Wirthschafterin betreut. Allein dem dramatischen Lesecomité der Hofbühne diente noch bis zuletzt seine Erfahrung.