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Artikel „Stübner, Marcus“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 713–714, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%BCbner,_Marcus&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:21 Uhr UTC)
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Stübner: Marcus St., protestantischer Schwarmgeist, ca. 1521. Zu den bedeutenderen Anhängern der „Zwickauer Propheten“ Nikolaus Storch und Thomas Münzer gehörte der Student Marcus St., welcher zu Wittenberg studirte und dort zeitweilig in Melanchthon’s Hause gewohnt zu haben scheint. Gebürtig aus Elsterberg im sächsischen Voigtlande, hatte er durch die Lectüre von Schriften Luther’s religiöse Anregung erhalten, und zwar scheint der Begriff des subjectiven Glaubens, den Luther in seinen ersten reformatorischen Schriften mit so gewaltiger Energie geltend machte, auch in St. gezündet zu haben. Indem wir hier die Gedankenwelt N. Storch’s (s. o. S. 442) und Th. Münzer’s (s. A. D. B. XXIII, 41) als bekannt voraussetzen, dürfen wir den litterarisch gebildeten St. als ihren Gesinnungsgenossen bezeichnen. In Wittenberg erscheint er 1521 in Gemeinschaft der „Zwickauer“ und wurde eben als Litterat einer ihrer wirksamsten Genossen. Es wird glaubhaft berichtet, daß er den Magister Martin Cellarius aus Stuttgart, welcher sich damals lehrend in Wittenberg aufhielt, auf die Seite der Zwickauer herübergezogen habe. In Gemeinsamkeit mit Carlstadt und der Schar seiner Anhänger hat so St. mitgewirkt, daß im Winter 1521 zu 1522 jene Unruhen in Wittenberg ausbrachen, welche durch Melanchthon nicht beigelegt werden konnten und so die Rückkehr Luther’s von der Wartburg nöthig machten. Luther selbst hatte mit St. und Cellarius ein Gespräch, welches damit endete, daß Luther diese auf göttliche Eingebungen trotzenden Schwärmer mit harten Worten entließ. (Mittheilungen darüber in Camerarius [s. unten] und daraus bei Erbkam [s. unten] S. 508.) St. zog sich mit Cellarius, da zu Wittenberg der Boden unter ihren Füßen brannte, zunächst nach Kemberg zurück; aber während dieser nach Preußen und Storch nach Baiern ging, scheint St. aus der Geschichte zu verschwinden.

Quellennachrichten über St. verdanken wir hauptsächlich Melanchthon in [714] zwei Briefen im Corp. Ref. I, 513 und 534 (v. 17. Dec. 1521 u. v. 1. Jan. 1522). – Camerarius, De vita Melanchthonis an mehreren Stellen. – Seckendorf, Historia Lutheranismi. – Erbkam, Gesch. der protest. Sekten (1848) S. 503 ff.