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Artikel „Stähelin, August“ von Hermann Wartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 389–390, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%A4helin,_August&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 13:23 Uhr UTC)
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Stähelin: August St., baslerischer Industrieller und Politiker, geb. am 16. September 1812, † am 28. September 1886. Obwohl einer angesehenen Familie angehörend, wuchs St. dennoch in einfachen und bescheidenen Verhältnissen auf. Er war ein überaus klarer Kopf, den Anlage und Neigung besonders [390] den mathematischen und technischen Fächern zuführten. Nachdem er daher das Gymnasium seiner Vaterstadt durchlaufen, wandte er sich der technischen Abtheilung der dortigen höheren Lehranstalt, des sogenannten Pädagogiums, zu und besuchte nach einem kürzeren Aufenthalte in Genf, zur Vervollkommnung in der französischen Sprache, von 1831–33 die polytechnische Schule in Paris. Seine praktische Ausbildung auf technischem Gebiete holte er sich in der Schweiz, im benachbarten Elsaß und namentlich in England.

Anfang 1838 trat St. in die Firma Felix Sarasin und Heusler, die in der Nähe von Basel auf Schweizerboden und in der Nähe von Lörrach im badischen Wiesenthal, auf deutschem Boden eine mechanische Spinnerei betrieb, die letztere auch mit mechanischer Weberei verbunden. St. besorgte vorwiegend den technischen Theil des Geschäftes, an welchem er bis zu seinem Tode betheiligt blieb, auch nachdem das öffentliche Leben der Vaterstadt und der Eidgenossenschaft seine Kraft allmählich fast ausschließlich in Anspruch genommen hatte.

Die Theilnahme an jenem begann für ihn im J. 1844 mit der Wahl in den baslerischen Großen Rath, dem er nun vierzig volle Jahre angehörte. Da St. neben seinen reichen Kenntnissen und Erfahrungen auch über eine vorzügliche Rednergabe verfügte, war er für die parlamentarische Thätigkeit wie geschaffen und gewann sich rasch eine hervorragende Stellung. Von 1849–1853 gehörte er auch dem Kleinen Rathe oder der ausübenden Behörde seiner Vaterstadt an und 1855 übertrug ihm diese das Mandat eines Mitglieds des schweizerischen Ständeraths. In dieser Stellung nahm er sich mit besonderer Vorliebe der volkswirthschaftlichen Fragen an und wurde auch verschiedene Male als schweizerischer Abgeordneter bei auswärtigen Verhandlungen in Handels- und Zollangelegenheiten verwendet. Sein klares, verständiges Wort fand überall wohlverdiente Beachtung. Eine große Anziehungskraft übte außerdem auf den technisch so trefflich veranlagten und gebildeten Mann das Eisenbahnwesen aus. Als Mitglied der Eisenbahncommission des Kantons Basel-Stadt trug er wesentlich dazu bei, die für die Grenzstadt außerordentlich wichtigen und theilweise sehr schwierig zu behandelnden Probleme auf diesem Gebiete glücklich zu lösen. Unter seiner Mitwirkung wurde anfangs der siebziger Jahre die badische Wiesenthalbahn angelegt und ausgeführt, an deren Verwaltung er sich bis 1884 betheiligte. Von 1857 an war St. Mitglied, von 1871 an Präsident des Verwaltungsraths der schweizerischen Centralbahn, und 1882 wurde er noch in den Verwaltungsrath der Gotthardbahn berufen. Hervorragenden Antheil nahm St. auch an der Gründung der baslerischen Gewerbeschule (1853) und später an der Aufsicht über diese rasch emporblühende Anstalt.