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Artikel „Sarasin, Felix“ von Hermann Wartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 371–372, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sarasin,_Felix&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 22:13 Uhr UTC)
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Sarasin: Felix S., geboren in Basel am 7. October 1797, † ebendaselbst am 21. Januar 1862. Am 10. März 1628 erwarb Gedeon de Sarrazin das Basler Bürgerrecht, der Sohn des um seines protestantischen Glaubens willen vertriebenen Gerichtsherrn von Pont-à-Mousson. Dieser Gedeon ist der Ahnherr der angesehenen Basler Familie Sarasin, die sich durch industrielles und kaufmännisches Geschick bald Ansehen und soliden Reichthum gewann. Jakob S., der Großvater unsers Felix, erbaute sich hoch über dem Rhein, nicht weit von dem Münsterplatze, das sogenannte „Blaue Haus, noch jetzt eine der stattlichsten Privatbauten Basel’s. Dort wurde weitherzige Gastfreundschaft geübt und gingen die geistig hervorragenden Männer, die in Basel lebten oder die schweizerische Grenzstadt besuchten, stets gerne gesehen ein und aus. Von ökonomischem Vortheil war diese Lebensführung nicht, und der Sohn sah sich nach dem väterlichen Aufwand zu allseitiger Einschränkung gezwungen, um die finanzielle Grundlage des Hauses nicht ernstlich zu gefährden. Felix S., das älteste Kind seines gleichnamigen [372] Vaters, wuchs daher in einfachen Verhältnissen auf, ohne jedoch deswegen in seiner Ausbildung irgendwie verkümmert zu werden. Der Unterricht an dem städtischen Gymnasium und an dem Privatinstitute des Professors Ch. Bernoulli, damals der besten Vorschule Basels für die wissenschaftliche, wie für die kaufmännische Laufbahn, erweckten eine solche Freude an den humanistischen Studien in dem lernbegierigen Knaben, daß er auch noch jede freie Stunde für sie verwendete, während er die kaufmännische Lehre in der väterlichen Schreibstube durchmachte. Nicht weniger lebhaften Antheil nahm der heranwachsende Jüngling an den politischen Angelegenheiten jener höchst bewegten Zeiten. – In den Jahren 1817–20 vollendete Felix S. seine berufliche Ausbildung in Marseille und Paris, dann in England und kehrte über Berlin und Wien nach Basel zurück, um hier als Theilhaber in das väterliche Colonia1waarengeschäft einzutreten. Allein der junge Mann war nicht umsonst in dem industriell so mächtig entwickelten und allen anderen Staaten auf diesem Gebiete weit voraus geeilten England gewesen. Als er wahrnehmen mußte, daß die Importfirma Felix Sarasin & Heusler nicht mit befriedigendem Erfolge arbeitete, reiften unter den dort empfangenen Eindrücken andere Projecte in ihm; auf seine Anregung entschloß sich das Haus, von den Colonialwaaren auf die Baumwollenindustrie überzugehen und in der Nähe von Basel, bei St. Jakob an der Birs, eine Spinnerei zu errichten, wohl die erste in jenen Gegenden, wo gerade diese Industrie nie mit besonderer Vorliebe gepflegt wurde. Nach englischem Vorbilde beschränkte sich die neue Baumwollspinnerei auf die Anfertigung bestimmter, weniger Nummern in möglichst vollkommener Qualität und fand für ihr Product in der Schweiz und im angrenzenden Deutschland leichten und lohnenden Absatz. So kräftig blühte unter der unmittelbaren und einsichtigen Leitung Felix Sarasin’s das Geschäft empor, daß es sich nach dem Beitritte Badens zu dem deutschen Zollverein stark genug fühlte, um auch jenseits der Grenze, im badischen Wiesenthal, eine eigene Spinnerei zu errichten und mit dieser die mechanische Weberei zu verbinden.

Nun, nachdem alles aufs beste eingerichtet war und ihm kaufmännisch und technisch tüchtig gebildete Geschäftstheilhaber und Directoren zur Seite standen, durfte sich Felix S. auf die geschäftliche Oberleitung zurückziehen und seinen Neigungen für rege Theilnahme am öffentlichen Leben nach verschiedenen Richtungen breiteren Raum gestatten. An der gemeinnützigen Gesellschaft, die in Basel eine so große und ehrenvolle Stellung einnimmt, und an dem Kunstverein betheiligte er sich auf das eifrigste, hier als Präsident, dort als Schreiber. Er gehörte dem Civil- und Appellationsgerichte an; 1833 wurde er in die gesetzgebende Behörde oder den Großen Rath gewählt, 1840 in die ausführende oder den Kleinen Rath, und 1847 berief ihn Baselstadt an den höchsten Posten, den der kleine Freistaat zu vergeben hatte: an denjenigen des Bürgermeisters oder Regierungspräsidenten. Als solcher ist Felix S. 1862 gestorben, nachdem es ihm vergönnt gewesen war, auf allen Gebieten seines vielseitigen Wirkens reichen Erfolg davon zu tragen.