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Artikel „Springinklee, Hans“ von Paul Johannes Rée in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 321–322, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Springinklee,_Hans&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 14:32 Uhr UTC)
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Springinklee: Hans S., Zeichner für den Holzschnitt und Illuminist in Nürnberg, Schüler Dürer’s, bei dem er wohnte und in dessen Weise er sich merkwürdig einlebte. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, nach Doppelmayr starb er im J. 1540. Fruchtbarer Illustrator, von dem über zweihundert Holzschnitte bekannt sind, die zum großen Theil sein Monogramm tragen. Dieses ist durch Aneinanderlehnung der Buchstaben H und K und aus einem den wagrechten Balken von H kreuzenden S, das vielfach auch in Spiegelschrift vorkommt, gebildet. – Wie Dürer so nahm auch S. an der Herstellung der Illustrationen für die Holzschnittfolgen Kaiser Maximilian’s I. theil. Zum ersten Mal begegnen wir ihm im Jahre 1515 im „Weißkunig“, wo der Holzschnitt „Kaiser Maximilian ehret das Andenken der Vorväter“ sein Monogramm aufweist. Seine früher begonnene Mitarbeiterschaft an der Folge der „Heiligen aus der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft des Kaisers Maximilian I.“ ist neuerdings bestritten worden, nur der in den älteren Ausgaben vorkommende aber als nicht zur Serie gehörend bei der letzten Ausgabe ausgeschiedene St. Georg rührt, wie das Monogramm unzweifelhaft macht, von ihm her. Mit Recht wird angenommen, daß er der Hauptmitarbeiter Dürer’s bei der Ausführung der „Ehrenpforte“ war. In den architektonischen und ornamentalen Partien seiner Blätter stoßen wir vielfach auf Motive, die an die „Ehrenpforte“ gemahnen. Die Hypothese Thausing’s, daß die acht mit dem Cranach-Drachen, den er als Fälschung erklärt, versehenen Blätter im Gebetbuche Maximilian’s auf S. zurückzuführen [322] seien, ist mit Recht als unhaltbar gekennzeichnet worden. – Die bedeutendsten Illustrationen des Meisters finden sich in einigen von Koberger besorgten Ausgaben des Hortulus animae. Von den dreiundachtzig Holzschnitten der 1516 erschienenen und 1517 wiederholten Ausgabe rühren drei große und dreiundfünfzig kleine von ihm her. Dazu kamen siebenunddreißig neue in die Ausgabe 1518, die auch durch Umrahmung der einzelnen Darstellungen mit Zierleisten und architektonischem Beiwerk wesentlich großartiger gestaltet wurde und Springinklee’s großes Geschick in der Behandlung des ornamentalen Details verräth. Die mit großer Frische und entwickeltem Schönheitssinn componirten und in den Einzelheiten vortrefflich durchgeführten biblischen und legendarischen Darstellungen erscheinen als Schöpfungen eines zwar stark von Dürer abhängigen, aber doch selbständigen und unmittelbar empfindenden Künstlers, der den ehrenden Beinamen des kleinen Dürer, der ihm gegeben sein soll, verdient. Der heilige Wilibald, den er 1517 für das von ihm auch mit Initialen ausgestattete Eichstätter Missale schuf, galt früher als eine Schöpfung Dürer’s. Von den Holzschnitten des Hortulus animae wurde eine Apostelfolge im J. 1539 zur Illustration eines die zwölf Artikel des christlichen Glaubens behandelnden Büchleins verwerthet. Hervorragende Schöpfungen sind seine Bibelillustrationen, ein heil. Hieronymus, den man, durch einen gewölbten Raum hindurchblickend, in einem reich ausgestatteten Gemache bei der Arbeit sieht und der das Titelblatt einer 1520 in Lyon für Koberger gedruckten Bibelausgabe schmückt, und zwei Holzschnitte mit der Geburt der Eva und der Anbetung des Kindes, die im Verein mit jenem in einer Bibelausgabe vom J. 1521 vorkommen. Um acht weitere kleinere Darstellungen alttestamentlichen Inhalts vermehrt, treffen wir diese Gruppe wieder an in dem 1524 von Peypus herausgegebenen Alten Testament Luther’s. Eine jenem Hieronymus verwandte Darstellung dieses Heiligen weist ein Holzschnitt in der Pariser Nationalbibliothek auf. Aus dem Jahre 1522 stammt ein Titelholzschnitt mit dem heil. Christophorus, und demselben Jahre gehört eine als Abundantia charakterisirte Frauengestalt an. Als sehr selten wird aus dem Jahre 1519 ein mit einer Vignette Springinklee’s versehenes fliegendes Blatt des Hofdichters Sbrulius erwähnt, das die Hoftrauer um Kaiser Maximilian I. behandelt. – Von der Thätigkeit des Meisters als Illuminist, die Neudörfer ganz besonders hervorhebt, haben sich keine Spuren erhalten.

J. Neudörfer, Nachrichten von Künstlern und Werkleuten in Nürnberg 1547 (Ausgabe Lochner 1875). – J. G. Doppelmayr, Histor. Nachrichten etc. 1730. – G. K. Nagler, Neues allgem. Künstlerlexikon XVII (1847). – G. K. Nagler, Die Monogrammisten III (1863). – M. Thausing, Dürer 1884. – R. Muther, Die deutsche Bücherillustration 1883–84. – Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses III (1885) bis VI (1888). – G. Hirth u. R. Muther, Meisterholzschnitte etc. 1888 ff. Taf. 51.