ADB:Spazier, Johanne Karoline Wilhelmine

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Artikel „Spazier, Johanne Karoline Wilhelmine“ von Friedrich Brandes in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 73–74, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spazier,_Johanne_Karoline_Wilhelmine&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 11:46 Uhr UTC)
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Spazier: Johanne Karoline Wilhelmine S. (a. Uthe-Spazier), Schriftstellerin, geb. am 10. Mai 1777 (nicht 1779) in Berlin als älteste Tochter des geh. Obertribunalraths und Professors Joh. Christ. Meyer (Maier), Schwägerin [74] Aug. Mahlmann’s und Jean Paul’s, heirathete 1796 Karl S. (s. d.), redigirte nach dessen Tode kurze Zeit in Leipzig das Taschenbuch „Urania“ und begab sich 1811 nach schwerer Krankheit zu ihren Eltern nach Berlin. Ende 1814 wurde sie Lehrerin und Vorsteherin der herzogl. Töchterschule in Neustrelitz, war dann Erzieherin zweier Söhne eines Herrn von Jasmund daselbst, zog 1816 nach Dresden und heirathete hier den königl. Hoforgelbauer Joh. Andreas Uthe. Sie starb am 11. März 1825 in Dresden. Außer einigen Uebersetzungen aus dem Französischen, „Briefe der Lespinasse“ (1810; neue Aufl. 2 Thle. 1824) und „Briefe, Charakter und Gedanken des Prinzen Carl von Ligny von Mad. de Staël-Holstein“ (1. Bd. Amsterdam 1812), schrieb die S. biographische Aufsätze und andere Beiträge für verschiedene litterarische Zeitschriften, z. B. den mit feinem Verständniß und warmer Empfindung geschriebenen Nekrolog ihres Leipziger Freundes J. Aug. Apel (in der „Zeitung für die elegante Welt“ 1816). Ihre in verschiedenen Taschenbüchern und Journalen zerstreuten Gedichte erheben sich selten über das Mittelmaß, obwohl man ihnen Einfachheit der Sprache und Gedanken, sowie reine Empfindung nachrühmen kann. „Sinngrün, eine Folge romantischer Erzählungen, mit Theilnahme Jean Paul Fr. Richters und einiger deutschen Frauen Unterstützung, herausg. von J. C. W. Uthe-Spazier.“ (Berlin 1819; mit Einleitung von Jean Paul) war zum Theil schon in Taschenbüchern u. s. w. veröffentlicht. Eine anerkennenswerthe Thätigkeit entwickelte die S. als Herausgeberin des seiner Zeit allgemein beliebten „Taschenbuch für Liebe und Freundschaft“ (Frankfurt), das sie 1801 begründete und bis 1813 fortführte.

Joseph von Lücenay im Neuen Nekr. d. Deutschen, 3. Jahrg. 1825, No. 123. – Raßmann, Pantheon deutscher jetzt lebender Dichter, S. 342. – v. Schindel, Die deutschen Schriftstellerinnen d. 19. Jahrh., II, 381. III, 240.