ADB:Sommer, Friedrich
[602] Schilderung entlocken, glaubt der Welt Ende nah: Wälder, Korn, Nutzthiere nehmen ab, da die Menschen so sündhaft sind; er ist uneingeschränkt ein leidenschaftlicher laudator temporis acti. Stilistisch wurzelt er durchaus in dem derben Gepolter der Reformationssatire; im Versbau spüren wir doch auch bei diesem ostpreußischen Pfarrer, daß sich die von Opitz bald gesetzmäßig proclamirten metrischen Neuerungen stillschweigend vorbereiteten.
Sommer: Friedrich S., Moralist des beginnenden 17. Jahrhunderts, wurde 1593 lutherischer Pfarrer in Peterswalde bei Wehlau, 1594 in Seligenfeld bei Königsberg, 1602 in Cremitten bei Tapiau, 1603 in Schönfließ bei Rastenburg; von hier aus scheint er wieder nach Seligenfeld zurückgekehrt zu sein, wo er 1614 jedesfalls als Pfarrherr bezeugt ist und noch bis 1620 gewirkt haben könnte. Außer einer „Synopsis historica lamentabilis excidii Hierosolymitani“ verfaßte S. in deutschen Reimpaaren einen „Zorn- vnnd Genaden Spiegel In diesen letzten, elenden, betrübten und bösen Zeiten“ (Königsberg 1602), der den lutherischen Geistlichen nicht verleugnet. Der Zorn ist reicher und auch glücklicher vertreten, als die Gnade. Er ergießt sich nicht nur über den wüst geschmähten Papst zu Rom, der z. B. heißt „ein Götzen-Knecht vnd Baalist, ein Bauchratz, der nur seufft und frist“ und über den etwas milder behandelten Klügling Calvinist, der sich untersteht, an Luther und Melanchthon Kritik zu üben, sondern auch die weltlichen Stände kommen wegen ihrer Völlerei und Hoffart sehr schlecht fort: auch bei ihm noch klingen die Töne der Teufellitteratur herein. Der grimmige Eiferer, dem nur die milden Stiftungen in Königsberg einiges Lob in Gestalt einer sehr öden, langweilig anerkennenden- Neue preußische Provinzialblätter, Jahrg. 1848, VI, 241 ff. – Arnoldt, Kurzgefaßte Nachrichten von allen in Ostpreußen gestandenen Predigern (Königsberg 1777).