ADB:Snellaert, Christian
Gutenberg’s Kunst; denn schon vor ihm, 1477–1488, hatten Jacob Jacobsz. van der Meer, [515] bzw. auch Mauritius Yemantszoen daselbst gedruckt. Ueber die Dauer und die Bedeutung der Thätigkeit Snellaert’s gehen die Ansichten weit aus einander. Datirte Drucke, welche seinen Namen tragen, kennt man bis jetzt nämlich nur aus den Jahren 1495 und 1496 und ihre Zahl beläuft sich, auch wenn man die anderen Delfter Drucke aus jenen Jahren mit gleichen Typen dazu rechnet, auf höchstens 24. Damit wird Snellaert’s Thätigkeit meist als erschöpft betrachtet. Nun giebt es aber theils aus späterer, theils namentlich aus früherer Zeit eine ganze Anzahl Drucke von Delft, welche zwar keine Druckernamen, wohl aber die Typen dieses Meisters oder sein Druckerzeichen aufweisen. Das bezeichnende Merkmal des letzteren ist ein geflügeltes Einhorn, das zwischen den erhobenen Vorderfüßen einen leeren Schild hält, während ein zweiter Schild mit dem Delfter Wappen über dem Kopf des Einhorns angebracht ist. (Eine etwas veränderte Gestalt zeigt nur das Delfter Wappen und zwar an der Stelle des von dem Einhorn gehaltenen.) Diese sonst nicht näher gekennzeichneten Drucke nun, im besonderen die vor 1495 fallenden, hat man früher einem jüngeren Delfter Meister, Henrik Eckert, in neuerer Zeit aber einem seinem Namen nach noch unbekannten „Drucker mit dem Einhorn“ zugeschrieben. Dies thut nach dem Vorgang Holtrop’s auch noch Campbell in dem Haupttheil seines bibliographischen Werkes (s. u.); im ersten Supplement desselben aber (S. 15 Nr. 599 b) glaubt er, auf Grund eines neu gefundenen Druckes mit Snellaert’s Namen, diesen Meister bestimmt als den „Drucker mit dem Einhorn“ bezeichnen zu können. Unseres Erachtens mit Recht – mit Recht auch dann, wenn der betreffende neu entdeckte Druck nicht, wie Campbell annimmt, schon ins Jahr 1492 zu setzen sein sollte. Hiermit nun aber dehnt sich die Thätigkeit Snellaert’s nach rückwärts bis zum Jahre 1486 aus und die Zahl seiner bis jetzt bekannten sicheren Drucke steigt nun auf mehr als 60. Daß auch der später fallende Theil dieser ohne den Namen eines Meisters erschienenen Drucke, die aus dem Jahre 1497 bzw. auch 1496, S. zugehören, möchten wir nicht so ohne weiteres, wie Campbell thut, annehmen; sie können auch von Eckert herrühren, der jedenfalls 1498 als Snellaert’s Nachfolger erscheint. Was aber jene sicheren Drucke unseres Meisters betrifft, so sind wenige umfangreiche darunter, wie die Missale von Utrecht und Lüttich; meist sind es kleinere Schriften und zwar solche, die dem praktischen Bedürfnisse, z. B. der Geistlichen dienten, insbesondere aber Volksschriften, in der heimischen Sprache abgefaßt und mit Holzschnitten verziert. Was die Pflege dieser letzteren Gattung von Schriften betrifft, so nimmt S. hierin zwar nicht die hervorragende Stellung eines Gerhard Leeu (Antwerpen), wohl aber eine bedeutendere, als die meisten seiner niederländischen Berufsgenossen ein. Ueber seine Person wissen wir leider nichts Näheres. Ist es richtig, daß auf einem seiner Druckerzeichen neben dem Delfter auch einmal das Antwerpener Wappen vorkommt, so dürfte letzteres wohl auf seinen Heimathort zu deuten sein. S. ist ohnedies auch der Name eines Antwerpener Malers aus jener Zeit, des Johann S., dessen Name zwischen 1453 und 1480 öfter vorkommt und der für den Gründer der Antwerpener Schule gilt. Möglich, daß unser Buchdrucker mit diesem irgendwie zusammenhängt.
Snellaert: Christian S., ein niederländischer Buchdrucker des 15. Jahrhunderts, der in Delft thätig war, jedoch nicht als erster dortiger Vertreter von- Vgl. Holtrop, Monuments typographiques de Pays-Bas au XVe siècle, 1868, p. 85, 86 (87), planches 106, 107. – Campbell, Annales de la typographie néerlandaise au XVe siècle, 1874, p. 573, 602–605, 539, wo Snellaert’s Drucke verzeichnet, übrigens auch mehrere schlecht bezeugte mit aufgeführt sind. Ergänzungen hierzu geben: Suppl. 1, 1878, No. 559a, 559 b, 1689, Suppl. 2, 1884. No. 302a, 1263, 1333, 1515 und Suppl. 3, 1889, No. 301a, 959, 1262a.