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Artikel „Snel van Roijen, Willebrord“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 502–503, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Snel,_Willebrod&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 15:22 Uhr UTC)
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Snel van Roijen: Willebrord S. (lat. Willebrordus Snellius a Roijen), Mathematiker, geboren 1581 in Leyden, † ebenda am 30. Octbr. 1626, Sohn des vorgenannten Rudolf S. Daß 1581 und nicht, wie in älteren Schriften vielfach angegeben ist, 1591 das Geburtsjahr von Willebrordus S.. war, folgt unwiderleglich daraus, daß schon in einem Leydener Einwohnerverzeichnisse von 1582 sein Name als Kind von Rudolf S. und dessen Ehefrau vorkommt, sowie daraus, daß er in einer autobiographischen Notiz (in J. Meursii Athenae batavae 1625) von sich aussagt, er sei 1600 im Alter von 19 Jahren gestanden. Damals hielt er bereits Vorlesungen über den Almagest. Damals hatte er also auch offenbar das Rechtsstudium, zu welchem sein Vater ihn zu bestimmen wünschte, bereits aufgegeben und sich gänzlich der Mathematik und Astronomie gewidmet. Dem väterlichen Beispiele folgend, suchte S. auf Reisen sein Wissen zu erweitern und zu vervollkommnen. Von 1600 ab besuchte er Adriaen van Roomen in Würzburg, Tycho Brahe in Prag, Keppler in Tübingen; er trat in Kassel in Beziehungen zum Fürstenhause; er nahm in Paris einen Aufenthalt, über welchen nähere Nachrichten fehlen. Insbesondere weiß man nicht, ob S. den damals noch am Leben befindlichen Vieta kennen lernte. Nach Leyden zurückgekehrt, wurde S. beauftragt, als außerordentlicher Professor seinen erkrankten Vater in den mathematischen Vorlesungen zu vertreten, und nach dessen Tode folgte er ihm in der ordentlichen Professur. Auch er wurde bald kränklich und starb kaum 45 Jahre alt. Die Berühmtheit des der Wissenschaft so frühzeitig Entrissenen gründet sich besonders auf folgende Schriften: „Apollonius Batavus“ (1607), „Eratosthenes Batavus“ (1617), „Cyclometria“ (1621), „Tiphys Batavus“ (1624). Außerdem veranstaltete er eine lateinische Ausgabe der ursprünglich in niederdeutscher Sprache verfaßten „Hypomnemata“ von Simon Stevin. Von den in jenen Schriften veröffentlichten Entdeckungen [503] dürften folgende besonders hervorzuheben sein: das sogen. Rückwärtseinschneiden der Feldmesser, welches später den unverdienten Namen der Pothenot’schen Aufgabe erhielt; eine Formel zur näherungsweisen Berechnung eines Kreisbogens aus dessen trigonometrischen Functionen, welche allerdings genau ebenso bei Nicolaus von Cusa vorkommt, aber von S. anders abgeleitet wurde; der Name und die wesentlichen Eigenschaften der Loxodrome. In der Astronomie muß S. als Gegner der copernicanischen Lehre bezeichnet werden, insofern er die gegen die ptolemäische Lehre erhobenen Einwürfe gelegentlich einmal als nichtig bezeichnet hat. In der Optik ist S. der Entdecker des Brechungsgesetzes gewesen. Eine eigentliche Veröffentlichung desselben hat zwar nicht stattgefunden, aber S. scheint es in einem nachgelassenen, aus drei Büchern bestehenden Werke niedergelegt zu haben, von welchem Is. Vossius Einsicht nahm, welches aber dann verloren gegangen ist. So lange nicht aus neuen Quellen ermittelt werden kann, wann S. diese wichtige Entdeckung machte, wird es nicht möglich sein, die Frage zu entscheiden, ob Descartes die gleiche Entdeckung in selbständiger Weise machte, oder eines geistigen Diebstahls an S. schuldig ist. Früher nahmen die Geschichtschreiber der Physik meistens das Letztere an, gegenwärtig ist man mehr der für Descartes günstigeren Auffassung geneigt.

Bierens de Haan, Bouwstoffen voor de geschiedenis der wis- en natuurkundige Wetenschappen in de Nederlanden, 1878. – Kramer in der Zeitschrift Math. Phys. XXVII, Supplementheft 1882. – Van Geer, Notice sur la vie et les travaux de Willibrord Snellius in den Extraits des Archives Néerlandaises XVIII, 1883.