ADB:Smola, Joseph Freiherr von

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Artikel „Smola, Josef Freiherr von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 495–498, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Smola,_Joseph_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:18 Uhr UTC)
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Smola: Josef Freiherr v. S., k. k. Generalmajor und Commandeur des Militär-Maria-Theresien-Ordens, geboren zu Teplitz in Böhmen am 12. Juni (nach anderen am 3. Juli) 1764, war der Sohn eines fürstlich Clary’schen Oberbeamten und erhielt eine sorgfältige Erziehung in Dresden. Sechszehn Jahre alt, trat er in das Feldartillerieregiment Nr. 1, wo er sich das Studium der mathematischen Fächer sehr angelegen sein ließ, weshalb er auch nach sieben Jahren – nach den damaligen Verhältnissen also in überraschend kurzer Zeit – zum Lieutenant im Bombardiercorps befördert wurde. Im J. 1790 wurde S. außertourlich Oberlieutenant, am 1. Januar 1796 wieder außer der Reihe Capitänlieutenant und Ende Juni bei gleichzeitiger Uebersetzung in das Feldartillerieregiment Nr. 3 wirklicher Hauptmann. Bei der Aufstellung der böhmischen Legion im J. 1800 am 1. December zum Major befördert, kam er nach Auflösung derselben am 1. Mai 1801 wieder zur Artillerie, wo er im J. 1808 zum Oberstlieutenant und am 18. März 1809 zum Obersten vorrückte. Während der folgenden Friedensjahre befehligte S. das Bombardiercorps, in welchem er im J. 1813 zum Generalmajor befördert wurde und als solcher am 29. November 1820 in Wien starb. Dies in kurzen Zügen der Lebenslauf eines Mannes, dem sich wie selten einem Officier, selbst als er noch auf niedriger Rangstufe stand, so vielfach Gelegenheit bot, Hervorragendes zu leisten und der dies auch leistete. – 1788 finden wir ihn als Lieutenant bei der Belagerung von Sabaṧ, 1789 bei jener von Belgrad, 1791 kam er nach den Niederlanden, 1792 focht er am 29. und 30. April in dem Gefechte bei Jemappes, wohnte (28. September bis 8. October) der Belagerung von Lille bei und entwickelte hierbei eine so ausgezeichnete Thätigkeit, daß Feldmarschalllieutenant Pentzenstein, welcher die Artillerie leitete, ihn in seinem Berichte besonders erwähnte. Hierauf kämpfte er in der Schlacht bei Jemappes am 6. November und in dem Gefechte bei Lüttich. Bei Beginn des Feldzuges 1793 erhielt er das Commando einer Cavalleriebatterie, mit welcher er am 1. März bei Aldenhoven das erste Vorrücken der Truppen kräftig vorbereitete und bei der Verfolgung des geworfenen Feindes mitwirkte. Bei dem weiteren Vorgehen der Armee focht S. am 3. März bei Visé an der Maas und trug mit seiner Batterie zur Entscheidung des feindlichen Rückzuges wesentlich bei, am 4. März nahm er an dem Angriffe auf die Höhen von Tongres theil, vereitelte am 15. und 16. März durch zwei Stunden das Hervorbrechen des Feindes aus Tirlemont, so daß die Bewegung der eigenen Hauptarmee unbelästigt vom Feinde vor sich gehen konnte. Mit besonderer Kaltblütigkeit benahm sich S. in der Schlacht bei Neerwinden am 18. und 19. März; in seiner wichtigen Aufstellung wirkte derselbe mit seiner Cavalleriebatterie, zu welcher im Laufe der Schlacht Verstärkung zukam, geradezu vernichtend. Selten dürften sich in der Geschichte der Schlachten Beispiele finden lassen, daß ein Officier seiner damaligen Charge so gewichtigen Einfluß auf die Entscheidung der Schlachten nehmen kann. Für sein tapferes und kluges Eingreifen wurde ihm auch das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens durch einstimmigen Beschluß zuerkannt. Smola’s Scharfblick in Beurtheilung der Gefechtsverhältnisse zeigte sich in den Gefechten bei Löwen am 22. und 23. März. Durch gewandtes Manövriren und überraschend schnelles Auffahren faßte er den Feind beinahe im Rücken, so daß dieser bald auf die längere Behauptung seiner Stellung verzichten mußte. Schwarzenberg gibt ihm ehrenvolles Zeugniß über die Beweise seines Muthes, seiner besonderen Geschicklichkeit und Geistesgegenwart, auch der Generalquartiermeister Mack bestätigt, daß S. „während dieser Zeit (1. bis 3. März) fast jeden Tag Beweise seiner Tapferkeit, Einsicht und Thätigkeit“ gegeben hat. In den Gefechten bei St. Saulve, Curgies und Saultain am 1. Mai, bei Préseau am 3. Mai, bei Famars und [496] Anzain am 23. und 24. Mai, bei der Einnahme des Camp de César am 7. August, in dem siegreichen Gefechte bei Genech und Templeneuve am 13. September und in dem Recognoscirungsgefecht bei Mons en Pévelle am 8. Octbr., immer finden wir S. mit Bravour kämpfen und die Angriffe der eigenen Truppen auf das beste vorbereiten. Bei Denain am 21. October, wo ein feindlicher Angriff abgeschlagen wurde, führte S. seine Batterie mit besonderer Geschwindigkeit vor und brachte nach dem Wortlaute des Berichtes „solchen Schrecken unter die feindlichen Linien, daß sich dessen Cavallerie eilends flüchtete“. General Otto berichtet an den Feldmarschall Coburg: „S. hat da abermals glänzende Beweise seiner Geschicklichkeit und Tapferkeit gegeben. Ich halte es für meine Pflicht, diesen würdigen Mann zu hohen Gnaden anzuempfehlen, indem ich überzeugt bin, daß seine Beförderung dem Dienste selbst die wichtigsten Vortheile bringen muß.“ Bei Wattignies ließ General Otto „seinen braven Artillerie-Oberlieutenant S.“ das Debouchiren der feindlichen Artillerie am 27. October verhindern. Das Schlagen der Brücken über die vielen breiten Wassergräben für die Colonnen Otto’s bei dem Ueberfalle bei Marchiennes am 30. October wurde von S. so geleitet, daß die Annäherung ungeachtet der finsteren Nacht anstandslos gelang. Dies wie auch die umsichtige Aufstellung seiner Batterie und daher auch deren wirksamstes Feuer sind die Verdienste, welche der General Otto in seinem Berichte rückhaltlos anerkennt, indem er am Schlusse derselben sagt: „Sowohl diese Thaten und daß dieser kapable Mann einen besonderen Antheil an der glücklich ausgeführten Expedition zu Marchiennes, allwo 4000 Feinde runirt und 14 Kanonen und Haubitzen erobert wurden, habe, bin ich vermög Pflicht und Gewissen ihm schuldig, hiermit zu attestiren.“ Im J. 1794 nahm er an dem Gefechte bei Abscon am 23. März, an der Vertreibung der Franzosen aus den befestigten Stellungen zwischen Guise und Landrecies am 17. April, und an dem Gefechte von Hannape, Mennevret und Priches am 21. April theil; bezüglich der beiden letzteren Gefechte wird S. in der Relation Bellegarde’s vorzüglich gerühmt und der Allerhöchsten Gnade empfohlen. In der siegreichen Schlacht bei Le Cateau Cambresis und Catillon am 26. April rückte Smola’s Cavalleriebatterie, während das schwerere Geschütz in die Hauptstellung fuhr, den feindlichen Geschützen, welche den Anmarsch ihrer Colonnen schützten, so nahe entgegen, daß schon nach deren ersten Lagen mehrere französische Geschütze zertrümmert, ein Munitionswagen in die Luft gesprengt und die gesammte Artillerie des Gegners zum Rückzuge gezwungen wurde. Auch hier, sowie in der Schlacht von Tourcoing am 17. und 18. Mai wird seiner Einsicht und seinem Muthe das ehrendste Zeugniß gegeben. In der Schlacht bei Tournay am 22. Mai kam er in Gefahr gefangen zu werden und wurde nur durch die Selbstaufopferung eines Husaren gerettet, bei Fleurus am 26. Juni wurde S. schwer verwundet vom Kampfplatze weggetragen, rückte aber nach einigen Wochen wieder zum Dienste ein, so daß er schon am 19. August in dem Gefechte bei Wonck und Houtain-St. Simeon zur Deckung des Rückzugs wirksam beitrug. – Mit dem Uebergange über den Rhein endete der Feldzug. S. wurde im Verlaufe der Feldzüge 1793 und 1794 18mal in den Berichten des commandirenden Generals auf das ehrenvollste erwähnt, war aber auch rastlos bemüht, seinen Untergebenen die gerechte Anerkennung zu verschaffen. Alle Unterofficiere und Vormeister, welche nach und nach bei seiner Batterie dienten, kehrten mit der Tapferkeitsmedaille auf der Brust aus den Feldzügen zurück. – Während des Winterfeldzuges 1795 erhielt S. die Bestimmung als Commandant der Artilleriereserven bei dem Corps des Feldmarschalllieutenants Alvinczy und nahm nun an dem Gefechte bei Panerden am 12. Januar in Holland Antheil. In den Jahren 1796 und 1797 befand sich S. in Ehrenbreitstein und führte daselbst [497] auf das rühmlichste das Commando der Artillerie, „indem er während beider Blokaden“ – so der Bericht des Festungscommandos an den Erzherzog Karl – „die Absichten des Feindes mit seiner Artillerie auf die zweckmäßigste Art zu vereiteln wußte …“ Als Hauptmann kämpfte S. im J. 1799 in der Schlacht bei Zürich am 4. Juni und in dem siegreichen Gefechte auf dem Silfelde vor Zürich am 14. August, unterstützte in dem Gefechte bei Döttingen vom 16. und 17. August den Brückenschlag über die Aar und wohnte der Eroberung von Mannheim am 18. September bei. Hier erfaßte sein militärischer Scharfblick, wie entscheidend auf das Schicksal des sich gegen Mannheim zurückziehenden feindlichen Corps die Unterbrechung seiner Verbindung mit dem linken Rheinufer einwirken müsse. Es stand den Franzosen hierfür nur eine einzige Schiffbrücke zu Gebote. S. erspähte eine Stelle, von welcher die sonst gedeckte Brücke noch zu sehen war, richtete, nachdem er Verstärkung erhalten hatte, sein Feuer darauf, was bald fünf Schiffe sinken machte und das Schlagen der Chamade in der Festung bewirkte. Im J. 1800 focht er in der Schlacht bei Engen am 3. Mai mit ausgezeichneter Thätigkeit, wurde bei Möskirch am 5. Mai am Fuße schwer verwundet, bald aber glücklich und schnell geheilt, so daß er an den Gefechten bei Nördlingen am 23. Juni und bei Neuburg an der Donau am 27. Juni wieder Theil nehmen konnte. Am 1. December desselben Jahres zum Major beim Freiwilligenbataillon ernannt, wußte er sich durch seine angeborene Thätigkeit auch bald mit diesem ihm bisher fremden Dienste vertraut zu machen. Bei Ausbruch des Feldzuges im J. 1805 wurde S. nach Italien bestimmt, hier leitete er die Artillerie des dem Feldmarschalllieutenant Davidovich unterstehenden linken Flügels der Armee. Es war ihm zwar die Theilnahme an dem ruhmwürdigen Tage von Caldiero versagt, doch erwarb sich S. auf dem späteren Rückzuge ein wesentliches Verdienst durch die unermüdliche Anstrengung, mit welcher es ihm gelang, die große Artilleriereserve bei dem Uebergange über den Prewald – auf einer damals höchst beschwerlichen Gebirgsstraße – trotz des eingetretenen Glatteises vor den drohenden Verlusten zu retten. Im J. 1808, als Oberstlieutenant des Bombardiercorps, war er mitberathend bei der Commission über die Vertheidigungsmaßregeln zum Schutze von Triest und später bei Festsetzung der Artilleriedotation der neugebauten Festung Komorn, wobei er Beweise seiner gereiften Einsicht und richtigen Beurtheilung militärischer Verhältnisse gab. S. wurde im Feldzuge des Jahres 1809 zum Artilleriechef des 3. Armeecorps ernannt, leitete als solcher die Geschützausrüstung dieses Corps und wurde, nachdem er am 18. October zum Obersten befördert ward, wenige Tage später dem die Feldartilleriedirection führenden Erzherzog Maximilian d’Este beigegeben. In dieser Stellung nahm er an den Gefechten bei Landshut am 16. April, Regensburg 17. April und Hausen 19. April mit gewohnter Umsicht theil, so daß Erzherzog Karl in seiner Relation der unermüdlichen Thätigkeit Smola’s in der zweckmäßigen Verwendung des Geschützes, seiner Bravour in ehrenvollster Weise Erwähnung that. Die Verleihung des Commandeurkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens war der Lohn seiner Verdienste, – eine Auszeichnung, welcher in dieser Ordensclasse mit höchst seltenen Ausnahmen nur an im Range hohe Generale verliehen wird. In der Schlacht bei Wagram übernahm er nach der Verwundung des Feldmarschalllieutenants Rouvroy die oberste Leitung der Artillerie. Während der wenigen Friedensjahre führte S. den Befehl über das Bombardiercorps, wurde 1813 als Generalmajor bei dem Heere von Innerösterreich Feldartilleriedirector, nahm als solcher an den größeren Gefechten persönlich theil, leitete insbesondere die Beschießung des Castells von Trient mit solcher Umsicht, daß dessen schleunige [498] Uebergabe (30. Octbr.) infolge der Geschützwirkung erfolgte. 1814 focht er am 8. Febr. zum letzten Male in der Schlacht am Mincio, 1815 war er im Hauptquartiere des Generals der Cavallerie Baron Frimont in Italien und Südfrankreich und gewann auch hier die besondere Zufriedenheit dieses Generals. Diesen seinen Leistungen im Felde folgten dann im Frieden gleichwerthige Arbeiten organisatorischer Natur, welche auf gründlicher Kenntniß aller artilleristischen Wissenschaften und auf in 16 Feldzügen gewonnenen vielseitigen Erfahrungen basirt waren. Schon 1793 stand bei ihm die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der Abschaffung der Regimentsgeschütze und der Einführung des Batteriesystems fest, schon damals war er der Meinung, daß der Artillerist ein ebenso geübter Reiter wie der Cavallerist sein müsse. Die im J. 1809 erschienene Geschütz-Exerciervorschrift wurde im höheren Auftrage von ihm verfaßt, 1807 kam die von ihm entworfene hohe Walllafette zur Einführung. In Handschrift hinterließ er ein höchst verdienstliches Hilfsbuch für den praktischen Artilleriedienst unter dem bescheidenen Titel: „Vormerkungen für die österreichische Artillerie“, in welchem er seine in 32 Schlachten, 3 Belagerungen und der 71tägigen Vertheidigung einer Festung gesammelten Erfahrungen niederlegte. Im J. 1816 wurde er zum Freiherrn ernannt und starb am 29. November 1820 in Wien, tief betrauert und hochgeachtet als kenntnißreicher, erprobt tapferer und umsichtsvoller Artillerieführer. Aus seiner Ehe mit einer Tochter des Feldzeugmeisters Ferdinand v. Häring hatte er eine Tochter und zwei Söhne, Karl und Josef, welche beide in die Fußstapfen des Ruhmes ihres Vaters traten; beide wurden Generalmajore, Karl überdies Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens.

Wurzbach, Biogr. Lex. des Kaiserth. Oesterreich. 35. Th. Wien 1877. – Schels, Oesterr. milit. Zeitschrift. Wien 1845. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden etc. Wien 1857.