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Artikel „Silva, Andrea de“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 330, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Silva,_Andrea_de&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 14:05 Uhr UTC)
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Silva: Andrea de S. (auch Sylva oder Silvanus), auch ohne „de“, ein Componist aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts und jedenfalls aus den Niederlanden gebürtig, der sich wohl aber wie Heinrich Isaac vielfach in Deutschland und hauptsächlich in Italien aufgehalten hat und wie jener sich die jeweilige Schreib- und Ausdrucksweise aneignete, so daß ihn jedes der Länder als einen der seinigen betrachtet. Nach Teofil Folengo soll er unter dem Papst Leo X. in der päpstlichen Capelle als Sänger gedient haben, doch wird er von Haberl in seinen Verzeichnissen der Mitglieder obiger Capelle nicht aufgeführt. Daß er aber in Italien sehr heimisch war, beweist sein Madrigal „Che sentisti Madonna“, welches sich im Liederbuche von Ott von 1544 Nr. 89 und auch in einem Sammelwerke von Ottaviano Scotto von 1537 befindet. Es ist ein fein empfundener Satz, der zum besten gehört, was die damalige Zeit geschaffen hat und wo der Componist die italienische Art zu harmonisiren in geschickter Weise nachahmt. In seinen Motetten ist er, wie Ambros im 3. Bande seiner Musikgeschichte S. 269 sagt, ganz Niederländer; seine Werke haben Gehalt und Bedeutung. Gelegentlich vorüberschlüpfende noch etwas alterthümliche Wendungen abgerechnet, blickt er schon stark in die nächstfolgende Periode Gombert’s, Richafort’s und Genossen. Die im Glarean (Dodecachord unter Sylvanus mitgetheilten Sätze aus einer Messe über das Lied „Malheur me bat“, zeigen den Niederländer so recht in seinem Element, den contrapunktischen Spitzfindigkeiten, die er aber mit Geschick und Leichtigkeit löst. Das von Egenolph 1535 und Forster 1539 mitgetheilte vierstimmige deutsche Lied „Mein gmüt und blüt ist gar entzünd in lieb und brint“ (Forster nennt wohl fälschlich Joh. Wenck als Componisten, während Egenolph den Satz mit Andr. Silvanus zeichnet) ist zwar weniger ansprechend, schließt sich aber der deutschen Empfindungs- und Behandungsweise so treffend an, daß man den Tonsatz ebenso gut einem deutschen Componisten zuschreiben könnte.

Siehe Eitner’s Bibliographie der Musik-Sammelwerke und den 4. Band der Publication älterer Musikwerke.