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Artikel „Siemens, Adolf“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 212–213, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Siemens,_Adolf&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:16 Uhr UTC)
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Siemens: Adolf S., königlich preußischer Generalmajor, wurde am 4. März 1811 zu Pyrmont, wo sein Vater fürstlich waldeckscher Amtmann war, geboren, trat am 1. Mai 1829 als Cadet bei dem damaligen Artillerieregimente in den hannoverschen Militärdienst, wurde am 13. November 1832 zum Secondlieutenant ernannt und am 28. December 1839 zum Premierlieutenant[WS 1], am 17. November 1850 zum Kapitän, am 27. Mai 1860 zum Major und am 28. Mai 1866 zum Oberstlieutenant und Bataillonscommandeur befördert. Nach Auflösung der hannoverschen Armee trat er im Frühjahr 1867 in preußische Dienste, wurde der Garde-Artillerie-Brigade aggregirt und zur Dienstleistung bei der Artillerie-Prüfungscommission zu Berlin commandirt, bei welcher Behörde er bis zu seinem, nachdem er am 22. März 1868 zum Oberst aufgerückt war, am 16. Juni 1872 unter Verleihung des Charakters als Generalmajor erfolgten Ausscheiden aus dem Heere in Verwendung geblieben ist. Seine Bedeutung liegt auf dem Felde der Technik, auf welchem er sich schon als junger Officier versuchte, nicht auf dem rein militärischen Gebiete; an Kriegen hat er nicht theilgenommen. 1866 hatte er, da wegen Mangels an Bespannung nur eine der Compagnieen seines Bataillons in das Feld rücken konnte, in seiner Garnison Stade zurückbleiben müssen und war, als die den Namen einer Festung führende Stadt in der Nacht zum 18. Juni von den Preußen überrumpelt wurde, nächst dem Commandanten der älteste Officier der Besatzung, sodaß er von der Mitverantwortung für die vorgefallenen Unterlassungssünden, welche den Angreifern ihre Sache sehr leicht machten, nicht freigesprochen werden kann. Während des Krieges von 1870/71 blieb er bei der Artillerie-Prüfungscommission in Verwendung. – Von den durch S. gemachten Erfindungen und den durch ihn vorgeschlagenen Einrichtungen haben die nachstehenden in mehr oder weniger weiten Kreisen Aufnahme und Verbreitung gefunden und seinen Namen bekannt gemacht: Eine Art von Reibschlagröhren, welche in ähnlicher Weise die bis dahin zum Abfeuern der Geschütze gebrauchten Lunten ersetzten wie die Reibzündhölzer an Stelle von Stein, Stahl und Schwamm traten; ein Shrapnel, dessen Kugeln durch einen Einguß von Schwefel festgelegt wurden, wobei ein cylindrischer Raum für die Sprengladung freigelassen ward; ein nach ihm benannter Zünder zum Inbrandsetzen der Ladung von Sprenggeschossen. Zu diesem Zwecke hatte man bis dahin hölzerne Brandröhren verwendet, welche den Brennsatz enthielten, im Augenblicke des Gebrauches auf die erforderiche Länge abgesägt und dann in das Geschoß eingestoßen wurden. Die durch S. vorgeschlagenen Zünder waren Metallzünder, welche einen eine größere [213] Brenngleichheit verbürgenden liegenden Satzring enthielten und mit dem Geschosse in fester Verbindung waren, sodaß es zum Gebrauche nur des Anbohrens an der der Entfernung des Zieles entsprechenden Stelle bedurfte, was die Feuergeschwindigkeit wesentlich förderte. Die Herstellung des Siemens’schen Zünders veranlaßte damals einen lebhaften Meinungsaustausch zwischen S. und einem aus königlich sächsischen in belgische Dienste getretenen Artillerieofficier Bormann (1874 als General gestorben). – In die Zeit von Siemens’ Zugehörigkeit zur preußischen Artillerie-Prüfungscommission fällt eine Sendung nach England, bei welcher es sich um die Entscheidung der Frage handelte, ob die Flotte Vorder- oder Hinterlader führen solle und wie die Letzteren beschaffen sein müßten. Siemens’ Bekanntschaft mit der englischen Sprache und in den Kreisen der englischen Artillerieofficiere machten ihn für den Auftrag besonders geeignet. Der erstattete Bericht wird auf die allerdings erst nach Einführung des prismatischen Pulvers und der Geschosse mit dünnem Bleimantel erfolgte Lösung der Frage zu Gunsten der Krupp’schen Hinterlader von Einfluß gewesen sein. – Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Dienste blieb S. auf dem Gebiete derjenigen Bestrebungen thätig, deren Verfolgung der Eigenart seiner Persönlichkeit entsprechend von früh auf sein Interesse hervorragend in Anspruch genommen hatte, auf dem Felde der Technik; seine Verwandtschaft mit dem Geheimen Regierungsrath Dr. Werner S. bot ihm dazu erwünschte Gelegenheit. – S. starb am 30. Juni 1887 zu Berlin.

Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen, herausgegeben von H. v. Löbell, Jahrgang 1887, Berlin.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Premierlieutenaut