ADB:Siebenkees, Johann Philipp

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Artikel „Siebenkees, Johann Philipp“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 173–175, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Siebenkees,_Johann_Philipp&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 12:15 Uhr UTC)
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Siebenkees: Johann Philipp S., Philologe des 18. Jahrhunderts. Er wurde am 4. October 1759 in Nürnberg als der Sohn des Organisten an der Sebalduskirche und geschätzten Orgelvirtuosen Johann Siebenkäs (so!) geboren, erhielt seine Bildung zuerst durch Privatunterricht, dann auf der Lorenzer Schule, deren trefflicher Rector Serz (ob. S. 41[WS 1]) auf die Richtung seiner Studien [174] vornehmlich bestimmend einwirkte. Im Herbst 1778 bezog er die Universität Altorf, um Theologie und Philologie zu studiren, außer den Philologen Nagel, Jäger und Will gewann namentlich der Theologe Döderlein, dessen Erklärung des Alten und Neuen Testamentes ihm auch für die Interpretation der Alten mustergiltige Anleitung gab, Einfluß auf ihn. Als Frucht der für eine von ihm gegründete litterarische Gesellschaft von S. übernommenen Arbeiten erschien 1781 dessen erste Schrift: „Von der Religion der alten deutschen und nordischen Völker“, welche später (1791) in der Ernesti’schen Uebersetzung der Germania des Tacitus nochmals abgedruckt werde. Doch war damals die Theologie noch Siebenkees’ Hauptstudium; durch wiederholte Predigtversuche bereitete er sich für ein geistliches Amt vor. – Im Jahre 1782 nahm er eine ihm gebotene Hauslehrerstelle in der Familie der Bankiers Reck und Laminit in Venedig an und hat diese Stellung sechs Jahre hindurch beibehalten. Der Aufenthalt in Venedig wurde für ihn eine Zeit der ergiebigsten historischen, archaeologischen und philologischen Studien, da die dortigen Bibliotheken und sonstigen wissenschaftlichen Sammlungen ihm jederzeit zugänglich waren. Aus diesen Studien ging zunächst die 1789 erschienene Schrift: „Lebensbeschreibung der Bianca Capello di Medici, Großherzogin von Toskana, aus Urkunden bearbeitet“, hervor; außerdem eine Reihe von Aufsätzen über seine Untersuchungen der Handschriften der Marcus-Bibliothek, deren Vorsteher Morelli ihn auf das bereitwilligste unterstützte. Er beschäftigte sich vorwiegend mit den Codices des Strabo, der Ilias-Scholien, des Proklus, des Heliodorus und der Plato-Scholien und berichtete über seine Funde wiederholt in der „Bibliothek für die alte Litteratur“ und anderen Zeitschriften. Auch durch eingehende Studien in den Kunstsammlungen Venedigs wohl vorbereitet, begab er sich im August 1788 auf eine größere italienische Reise. Er besuchte die Städte Nord- und Mittelitaliens und blieb dann 15 Monate in Rom, wo er unter der kräftigen Unterstützung des Bibliothekars der vatikanischen Bibliothek Reggio umfangreiche handschriftliche Studien zu Strabo, Heliodor und Theophrastus machte. Der Cardinal Borgia öffnete ihm den Zutritt zu seinem Museum in Velletri, eine Gunst, für welche S. durch die Ausarbeitung seiner „Expositio tabulae hospitalis ex aere antiquissimo in Museo Borgiano Velletris asservato“ (1789) dankte. Die gelehrte Gesellschaft zu Velletri ernannte ihn damals zu ihrem Ehrenmitgliede. Nachdem er noch Neapel besucht, kehrte S. nach Deutschland zurück, hielt sich noch zum Besuche der Bibliotheken in Augsburg, Memmingen und einigen süddeutschen Klöstern auf und traf endlich gegen Ende 1790 in der Vaterstadt Nürnberg wieder ein. Bereits zu Anfang des Jahres 1791 wurde er zum außerordentlichen Professor der Philosophie und der abendländischen Sprachen in Altorf ernannt. 1794 wurde er zugleich Inspector des Alumneums und der Oekonomie, auch nach Jäger’s Tode im Mai 1795 ordentlicher Professor der Philosophie und Stellvertreter Will’s in der Professur für Geschichte. Neben dieser fast alle Fächer der philosophischen Facultät umfassenden Lehrthätigkeit ging bei S. eine eifrige litterarische Production her; 1791 erschien der „Versuch einer Geschichte der Venetianischen Staats-Inquisition“, 1793 der „Grundriß einer Ausführung zum Studium der römischen Statistik“, 1795 der „antiquarische Versuch über den Tempel und die Bildsäule des Jupiter zu Olympia“. Sein wissenschaftliches Hauptwerk war die auf Grund seiner italienischen Collectionen unternommene neue große Ausgabe des Strabo, deren erster Theil – dem Cardinal Borgia gewidmet – 1796 erschien; die Vollendung dieser grundlegenden Arbeit sollte ihm aber nicht beschieden sein: er starb in Folge eines Schlagflusses bereits am 25. Juni 1796. Nach seinem Tode erschienen noch die von ihm vorbereitete Ausgabe des Theophrastus und sein werthvolles Werk, die „Anecdota graeca e praestantissimis italicarum bibliothecarum [175] codicibus descripsit J. P. Siebenkees“, beide von Goez 1798 herausgegeben; in demselben Jahre gab Tzschucke den zweiten Theil des Strabo heraus, dem sich dann bis 1818 noch 5 weitere Bände (von Tzschucke und Friedemann besorgt) anschlossen. Aus seinem reichen litterarischen Nachlasse erschien außerdem ein zweibändiges „Handbuch der Archaeologie“ in den Jahren 1799 und 1800, sowie eine größere Anzahl von Aufsätzen und Abhandlungen.

Koenig, Memoria I. P. S., 1796. – J. A. Goez, Vorrede zu der Ausgabe der Anecdota, 1798, S. III–XXV. – Will-Nopitsch, Nürnbergisches Gelehrten-Lexikon, 1806, Bd. VIII, S. 228–231; daselbst auch ein Verzeichniß von Siebenkees’ Schriften. – Hirsching-Ernesti, hist.-litt. Handbuch, XII, 2, S. 92–97. – Allg. litter. Anzeiger, 1797, Nr. 29, S. 308–310. – Schlichtegroll’s Nekrolog für 1796, S. 296–308.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: S. 39