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Artikel „Seyferth, Karl Friedrich“ von Paul Mitzschke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 335–336, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seyferth,_Karl_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 13:30 Uhr UTC)
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Seyferth: Karl Friedrich S., geboren am 21. Juli 1809 in Langensalza, besuchte 1822–1825 die Landesschule Pforta, dann das Gymnasium zu Gotha und studirte darauf in Jena, Leipzig und Halle die Rechtswissenschaft. Im J. 1830 ward er Auscultator, 1833 Referendar, 1836 Assessor am Oberlandesgericht in Naumburg a. d. Saale, wirkte zwischendurch zeitweilig beim Gerichtsamte Langensalza und an den Landgerichten in Wittenberg und Erfurt, bis er Ende 1837 als Hülfsarbeiter an das Oberappellationsgericht zu Posen versetzt wurde. Nachdem er 1840–1842 auch bei der Posener Generalcommission beschäftigt gewesen war, ward er Ende 1843 in Posen zum Regierungsassessor, 1844 zum Regierungsrath ernannt und starb als solcher am 29. Juli 1865 in seiner Sommerwohnung „Schilling“ bei Posen. Als Auscultator verfaßte er zu Naumburg a. d. S. im Juli 1832 zum Kirschfest das allgemein bekannt gewordene humoristische Bänkelsängerlied „Die Hussiten zogen vor Naumburg“, das damals als Bilderbogen mit sechs Caricaturen seines Collegen Otto Bollmann (1809–1878) für die Theilnehmer des Referendarienzeltes ohne Nennung des Verfassers und des Zeichners herausgegeben wurde. Diese älteste Fassung des Textes weicht fast in allen sechs Strophen von der jetzt gangbaren Form etwas ab und beginnt z. B. „Hussens Leute kam’n von Camburg durch Klein-Jene bis vor Naumburg“. Die landläufige Umarbeitung, die den Text glatter und gefälliger gemacht hat, stammt vermuthlich von R. Löwenstein oder K. H. Schauenburg. In den Schatz der deutschen Volkslieder gelangte die Dichtung in der umgearbeiteten Form, immer noch anonym, zuerst 1843 durch Aufnahme in das von R. Löwenstein, K. H. Schauenburg und J. W. Lyra herausgegebene Commersbuch „Deutsche Lieder nebst ihren Melodien“ (Leipzig). Der Name des Verfassers ist in unrichtiger Schreibung (Seyffert) zuerst genannt in dem „Liederbuch für deutsche Gymnasien“, das der Pförtner Professor K. E. Niese 1857 anonym veröffentlichte. Eine Nachdichtung, anfänglich nach derselben Melodie, jetzt gewöhnlich nach eigener Vertonung gesungen, ist das Scheffel’sche „Als die Römer frech geworden“. Die Melodie beruht nicht auf Originalcomposition, sondern ist die des jetzt vergessenen Liedes „Halle an der Saale Strande“, und diese hinwiederum geht indirect wohl auf eine magyarische Volksmelodie zurück, die Karl Maria v. Weber 1809 in Deutschland eingeführt hat. Neuere Illustrationen zu dem Texte des Liedes, unabhängig von Bollmann’s Zeichnungen, lieferten Alexander Zick (Deutscher Bilderbogen Nr. 218, Stuttgart), Ille 1887 (Münchener Bilderbogen Nr. 924) und Gehrts 1899 (Neue Flugblätter Nr. 24, Leipzig).

[336] Acten der Regierung zu Posen. – Nachruf des Posener Regierungscollegiums in der Posener Zeitung 1865, Nr. 176 vom 31. Juli, Beilage. – K. Bornhak, Feste und Gedenktage Naumburgs (1875), S. 31–32. – P. Mitzschke, Das Naumburger Kirschfest, in den „Grenzboten“ 1891, III, Nr. 34, S. 378 f. – M. Hoffmann, Pförtner-Stammbuch (1893), S. 369, Nr. 9029. – F. M. Böhme, Volksthümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert (1895), S. 530 f., Nr. 707. – Hoffmann von Fallersleben, Unsere volksthümlichen Lieder, 4. Aufl., hsg. von K. H. Prahl (1900), S. 55, Nr. 256 und S. 316. – K. Schöppe, Die Literatur des Kirschfestes (Naumburg 1903), S. 9 u. 15. – Derselbe, Das Naumburger Kirschfest (Naumburg 1903) , S. 12. – P. Mitzschke, Das Naumburger Hussitenlied (1907, mit Seyferth’s Porträt und einem Facsimile der Bollmann’schen Caricatur).