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Artikel „Sender, Clemens“ von Wilhelm Vogt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 6–7, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sender,_Clemens&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:45 Uhr UTC)
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Sender: Clemens S., bekannt als Augsburger Chronist, wurde am 23. November 1475 zu Lauingen an der Donau, der Geburtsstätte des Albertus Magnus, geboren. Im J. 1496 trat er in das Benedictinerkloster St. Ulrich zu Augsburg ein. Mit einer Unterbrechung, deren Dauer nicht angegeben werden kann und während welcher Zeit er im Kloster Jersee sich aushielt, verbrachte er sein ganzes Leben in dem reichen und geistig angeregten Kloster. Die humanistischen Studien fanden in demselben eine eifrige Pflege, insbesondere zeichnete sich der Polyhistor Veit Bild aus, durch welchen die Conventualen auch in einen freundlichen und regen Verkehr mit dem Augsburger Humanistenkreis, dessen Haupt und Seele Dr. Konrad Peutinger war, gesetzt wurden. Die Einwirkung auf S. von diesen beiden Seiten her, welche bei ihm auf die gleiche Neigung stieß, ist unverkennbar. Veit Bild, der sich vielfach mit mathematischen und astrologischen Problemen befaßte, gewann ihn für die gleichen Dinge, denn unter Sender’s Schriften befindet sich ein starker, seine „Adversaria astrologica“ enthaltender Band. Auch mit juristischen Fragen beschäftigte sich S., wovon seine kirchenrechtlichen Excerpte: „Breviarius decretorum et decretalium etc. per Fr. Cl. Sinder de Laugingen anno salutis 1517“ Zeugniß ablegen. Der Theologie gehört seine Schrift: „Armarius animae“ an. Indessen beruht seine Bedeutung nicht auf dieser, sondern auf seiner historischen Thätigkeit, mit der er sich so recht als einen zur Schule Peutinger’s gehörigen Humanisten erwies. Er verfaßte in 12 Bänden eine lateinische Weltgeschichte „Chronographia“, welche wenigstens vom 7. Bande an werthvoll ist, weil er von da an seine eigene Zeitgeschichte und darunter gar Manches, was er selbst erlebt und gesehen hat z. B. den Reichstag von Augsburg 1530, beschreibt. Am meisten Werth und Bedeutung ist aber erst seiner deutschen „Chronik der Stadt Augsburg“, gewidmet dem Hieronymus Fugger, und bis zum J. 1536 reichend, zuzusprechen. Nach einer kurzen und belanglosen Einleitung eilt er mit raschen Schritten seiner Zeit entgegen und fast in der Form eines Tagebuches, „wie es gschriftlich und mundlich mit groser mye, arbeit und kosten an mich gelangt ist“, verfolgt er die Ereignisse. Am Eifer, sich bestens zu unterrichten, hat er es nicht fehlen lassen und was er weiß, erzählt er stellenweise mit behaglicher Ausführlichkeit, insbesondere wenn er von den Führern und Anhängern der neuen Kirche, denen er kein Wohlwollen entgegenbringt, nachtheilige Dinge erfahren hat. Diese Parteinahme, in der er manchmal wohl recht düstere Farben aufträgt, ohne aber in den Fehler der Erdichtung und Fälschung zu verfallen, charakterisirt ihn. Für die Kämpfe und Bewegungen, welche die Reformation in Augsburg hervorgerufen hat, ist seine Chronik eine vorzügliche Quelle. Bisher so wenig gedruckt, wie seine übrigen Schriften, wird dieselbe demnächst in der Reihe der deutschen Städtechroniken herausgegeben werden. Weitere Kreise hatten bislang von ihm nur Kunde durch das bekannte, von den Jesuiten in Ingolstadt 1654 veröffentlichte Werkchen über die Reformation in Augsburg: „Relatio de ortu et progressu haeresum in Germania praesertim vero Augustae Vindelicorum ex antiquis annalibus manuscriptis cujusdam contemporanei fideliter descripta“. Nach der allgemeinen Annahme ist dieser quidam contemporaneus kein anderer als S., dessen Werken dieser Auszug entnommen ist. Den [7] Todestag des S. können wir angeben: es ist der 17. Januar, nicht aber sein Todesjahr. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er 1537 gestorben.

Veith, Bibliotheca Augustana de vita et scriptis eruditorum. – Zapf, Augsburgische Bibliothek. – Pl. Braun, Gesch. der Augsb. Bischöfe.