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Artikel „Semisch, Karl Gottlob“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 692–693, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Semisch,_Karl_Gottlob&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 07:28 Uhr UTC)
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Semisch: Karl Gottlob S., protestantischer Theologe, † 1888. S. stammte aus dem Städtchen Prettin im preußischen Herzogthume Sachsen, wo [693] er am 31. December 1810 geboren wurde. Sein Vater war daselbst Zimmermann und lebte in bescheidenen Verhältnissen. Dennoch gelang es dem aufstrebenden Knaben, im Jahre 1823 in das Gymnasium zu Torgau einzutreten und sich dort innerhalb sechs Jahren die für das Universitätsstudium nöthige wissenschaftliche Vorbildung zu verschaffen. 1829 bezog er die Universität Leipzig, um Theologie zu studieren. Hier schloß er sich hauptsächlich an den supranaturalistisch gerichteten Professor Hahn an, wodurch Beziehungen eingeleitet wurden, welche auf Semisch’s Leben alsbald einen entscheidenden Einfluß ausübten. Nachdem nämlich der junge Theologe im Januar 1833 zu Halle seine erste theologische Prüfung pro venia concionandi bestanden hatte, siedelte er im Herbste dieses Jahres als Hauslehrer von Hahn’s Kindern mit diesem seinem verehrten Lehrer nach Breslau über. Hier bestand er vor dem Consistorium die zweite theologische Prüfung (pro ministerio) im Juni 1834 und veröffentlichte 1835 als Frucht von Privatstudien auf dem Gebiete der Kirchen- und Dogmengeschichte eine Abhandlung über das Todesjahr Justins des Märtyrers in den „Theol. Studien und Kritiken“ (Jahrg. 1835, 7 S. 907–952). Nachdem er von diesem Jahre an als Hülfsprediger in Breslau thätig gewesen war, erhielt er 1838 das Diakonat in Trebnitz in Schlesien. Seinen wissenschaftlichen Arbeiten konnte S. hier neben seinem geistlichen Amte so ernstlich nachgehen, daß es ihm gelang, eine umfassende kirchen- und dogmengeschichtliche Monographie über „Justin den Märtyrer“ (2 Theile, Breslau 1840 und 1842, XII und 230 S. und VIII und 491 S. gr. 8) erscheinen zu lassen. Diese Arbeit vermittelte ihm den Eintritt in das akademische Lehramt: im Jahre 1844 wurde er ordentlicher Professor der Theologie für das Fach der Kirchengeschichte zu Greifswald. An dieser Hochschule wirkte er bis 1855, wo er nach Breslau übersiedelte. 1866 folgte er einem Rufe nach Berlin, wo er zugleich die Stelle eines wirklichen Mitgliedes des Consistoriums der Provinz Brandenburg im Nebenamte übernahm. An wissenschaftlichen Arbeiten hat S. seit seiner Erstlingsschrift nur noch eine Arbeit „Die Apostolischen Denkwürdigkeiten des Märtyrers Justin“ (1848) und eine kleine Schrift „Julian der Abtrünnige“ (1862) veröffentlicht. Zu den über die apostolischen Väter und die Apologeten, besonders über Justin, neuerdings erschienenen Werken, durch welche Semisch’s Leistungen sachlich überholt sind, hat er selbst nicht mehr Stellung genommen, weil sein praktisches Kirchenamt – wie er sich äußerte – ihm die wissenschaftliche Muße raubte. Er starb am 20. April 1888.

Vgl. Nowack, Schlesisches Schriftsteller-Lexikon, 6. Heft (Breslau 1843), S. 131 ff. – Allg. ev. luth. Kirchenzeitung, herausg. v. Luthardt, Jahrg. 1888, Sp. 411.