Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Seidan, Wenzel“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 613–614, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seidan,_Wenzel&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 06:07 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Seidel, Christian
Band 33 (1891), S. 613–614 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand August 2014, suchen)
Wenzel Seidan in Wikidata
GND-Nummer 138415323
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|33|613|614|Seidan, Wenzel|Karl Weiß|ADB:Seidan, Wenzel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138415323}}    

Seidan: Wenzel, geb. zu Prag 1817, † zu Wien 20. März 1870, Medailleur. Derselbe erhielt seine erste künstlerische Ausbildung an der kgl. Akademie der Künste in Prag und begab sich im Jahre 1835 nach Wien um sich hier als Medailleur zu vervollkommnen. Es gelang ihm im Jahre 1841 zuerst durch eine auf die Waffenthat des Erzherzogs Friedrich bei Saida geschnittene Medaille sein Talent zur Geltung zu bringen. Infolge der gelungenen Ausführung derselben verlieh Kaiser Ferdinand dem Künstler ein Stipendium, das ihn vorderhand vor aller Sorge schützte. Hierauf ging er im Jahre 1845 als kaiserlicher Pensionair nach Rom, widmete sich dort, wie in Florenz und Neapel, mit großem Eifer dem Studium der öffentlichen Sammlungen und Institute und sandte als Ergebniß seiner Fortschritte zwei Medaillen auf die damals meist gefeierten Künstler Cornelius und Overbeck nach Wien. Sie fanden solche Anerkennung, daß Kaiser Ferdinand S. ein Geschenk von eintausend Gulden und König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die große Medaille für Kunst und Wissenschaft übersandten. Im J. 1847 reiste der Künstler nach Paris zur Fortsetzung seiner Studien, wo ihn der Auftrag erreichte, eine Medaille auf die Feier des fünfhundertjährigen Bestehens der Prager Universität auszuführen. Der Ausbruch der Februarrevolution des Jahres 1848 nöthigte S., [614] die französische Hauptstadt mit seinem Freunde Rahl zu verlassen und sich einstweilen nach Wien zu begeben. Kurze Zeit darauf reiste er nach Prag in der Absicht, sich dort bleibend niederzulassen. Als er aber wahrnahm, daß daselbst kein ausreichendes Feld für seine Kunstthätigkeit sei, kehrte er wieder nach Wien zurück. Hier erhielt er zahlreiche Aufträge von Seiten des Staates, von Corporationen und Vereinen. Von Seidan’s Medaillen erwähnen wir außer den vorerwähnten jene auf den Ban Jellacic (1848), die Verleihung der Verfassung (1848), Graf Stephan Szechenyi (1850), den Dichter J. Kollar (1852), auf die Rettung des Kaisers Franz Josef I. aus Mörderhand (1853), auf die Vermählung des Kaisers (1854), auf die Wiener Stadterweiterung (1857), auf die Geburt des Kronprinzen Rudolf (1857), auf den Historiker Franz Palacky (1861), auf die Eröffnung des österr. Reichsrathes (1861), auf den Fürstentag in Frankfurt a. M. (1864), auf die Krönung Kaiser Franz Josef I. in Ungarn (1867) u. s. w. In den letzten Jahren seines Lebens hatte S. das Unglück, daß sein rechter Arm erlahmte, wodurch er genöthigt wurde, seine künstlerische Thätigkeit aufzugeben. Er wandte sich der Kunstindustrie zu und eröffnete sich durch seine Erfindung, Buchstaben und Formen in Metall zu prägen, eine neue Quelle des Erwerbes. Im Jahre 1870 starb S. in Wien.

Wurzbach, Biograph. Lexikon XXXIII, 330.