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Artikel „Schwichtenberg, Liborius“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 442–443, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwichtenberg,_Liborius&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 18:30 Uhr UTC)
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Schwichtenberg: Liborius S. (auch Zwichtenberg, Swichtenberg) spielte als am alten Glauben festhaltender Priester in der pommerschen und der mecklenburg-stargardischen Reformationsgeschichte eine Rolle. Zweifelhaft ist, ob er aus Greifswald, wo eine Anzahl Schwichtenberg’s als intranei gratis immatriculirt wurden, oder aus Friedland in Mecklenburg-Strelitz stammte, wo ein Bürger desselben Namens später mit an der Spitze der Lutheraner stand. Liborius war Domherr oder Canonicus der Collegiatkirche St. Nicolai zu Greifswald, auch Inhaber der Eldenaer Vicarie an dieser Kirche schon 1525, doch lebte er von 1525–27 als Priester, wahrscheinlich als Inhaber einer Vicarie, jedenfalls in Friedland, wo er mit dem Havelberger Official, dem in der Stadt höchst unbeliebten Mönch Heinrich Hasse, nahe befreundet war. S., selber sehr selbstbewußt und nicht ohne ironische Ader, theilte daher mit jenem, der zugleich auch in saecularibus Stellvertreter des Stargardischen Propstes Dr. jur. Levin v. Velten, Dompropstes zu Hildesheim und Halberstadt war, den Unwillen der [443] Bürgerschaft. Als nun um und in Friedland sich das Lutherthum stärker zu regen begann, hielt er am Frohnleichnamstage (15. Juni) 1525 eine Predigt „Sermon van dem alder Hochwerdigesten Hylligen Sacramente des Lyues unde Blodes Christi“, worin er sich entschieden auf römischen Boden gegen die Ketzerei stellte, doch ohne eigentliche Hetzerei. 1526 wurde er in den Friedländer Reformationswirren hart bedrängt und wich nach Grimmen in Pommern, wo er noch 1532 als Pfarrherr und „Rentmeister“ genannt wird. Wohl von hier aus ließ er bei Ludwig Dietz in Rostock 1527, nur mit den Anfangsbuchstaben L. S. bezeichnet, sein Buch „Eyn handtwyser to dem rechten Christlicken wege, eynem islicken vramen Christen gantz nutte“ erscheinen, dem der vorher genannte „Sermon“ angehängt wurde. Die Widmung „Den Durchluchten Hochgebornen Forsten unde Heren, hern Georgen unde Barnym, to Stetyn, Pomern der Cassuben unde Wenden Herthogen, Försten to Rügen, Grauen to Gutzkow etc. Sinem gnedhigen Försten unde hern“ brachte alsbald den Stettiner Generalsuperintendenten Paul v. Rode (s. A. D. B. XXIX, 7 ff.) und Johann Bugenhagen auf die Beine, welche noch in demselben Jahre in Wittenberg bei Hans Barth eine heftige Gegenschrift erscheinen ließen: „Vorfechtinge der Evangelischen unde Christlyken lere, wedder den falschen handtwyser Herr Liborii Swichtenbergers, So he an de Hochgebornen Försten tho Pomern geschreuen hefft. Dörch Magistrum Paulum vom Rode prediker tho olden Stettyn ynn Pomeren. Mit eyner vorrede Joannis Bugenhagens Pomers“. Erst 1532 antwortete S. mit der in Frankfurt a./O. erschienenen Schrift: „M. Liborius Swichtenberg, Thumherrn tome Gripeswald vorlegginge der ketterlichen und valsken scriften und leren Pauli Rodens, luttersken predigers to olden Stettin und Johannis Bugdhan Pomers“. In dieser Bezeichnung Bugenhagen’s steckt eine böse Malice. Der letztere stammte aus Wollin und soll damit als Nachkomme jenes Bugdhan gestempelt werden, der dort den Pommernapostel, den h. Otto, überfiel. Auch noch eine Schrift aus demselben Jahre wird von S. erwähnt, die in Frankfurt erschienen sein soll: „Warhafftig Berycht uth Göttlicker Schrift, Efft ock vor de vorstoruenen to byddende sy.“ – 1528 findet sich S. als Stellvertreter des Schweriner Archidiakonus in Triebsees; irrthümlich scheint Mone und danach Lisch und Wiechmann diese Thätigkeit auf 1521 verlegt zu haben. Als 1529 sein Freund Heinrich Hasse gestorben war und S. mit zum Testamentsvollstrecker ernannt hatte, wurde das Testament durch Engelke v. Helpte auf Pragstorf angefochten. Auf dem Vergleichstage zu Eickhorst am 6. Juni 1532 schlug des Engelke Sohn Johann den S. nieder und führte ihn mit verbundenen Augen zu Pferde fort in ein starkes Verließ, aus dem er noch im selben Monat wie durch ein Wunder entkam. Eine Klage beim Herzog Heinrich von Mecklenburg war ohne Erfolg. 1534 ist S. gestorben.

Lisch, Jahrbücher XII, 142–169; XIII, 259 f. – Wiechmann, Meklenburgs altniedersächs. Litt. I, 113–116.– Pyl, Geschichte der Greifswalder Kirchen etc. II, 908 (vgl. 903). – Balt. Studien XVII, 148 ff.