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Artikel „Schwemmer, Heinrich“ von Hans Michael Schletterer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 376–377, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwemmer,_Heinrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 08:25 Uhr UTC)
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Schwemmer: Heinrich S., geboren (nach Gerber) am 28. März 1621 zu Gubertshausen im Amt Halburg in Franken, starb als Capellmeister und College der 5. Classe der Sebalder Schule am 26. Mai 1696 in Nürnberg. Vielfach besitzen einzelne Städte Deutschlands über ihre Theater- und Concertverhältnisse musikgeschichtliche Darstellungen. Dergleichen schätzbare Monographien sind stets freudig zu begrüßen, denn nur dann, wenn solche Specialgeschichten in größerer Zahl einmal vorliegen, wird sich eine Geschichte der Musik, die ja nur auf archivalischen Forschungen beruhen kann, wirklich schreiben lassen. Ganz besonders interessant dürfte sich dann aber die Musikgeschichte Augsburgs und Nürnbergs, zweier bedeutender, reicher und fördernder Kunststätten gestalten. Der Umstand, daß diese Orte zahlreiche Kirchen besaßen, auf deren Chören der Kunstgesang eifrig cultivirt wurde, und daß dieselben stets eine besondere Ehre darein setzten, geschickte Organisten zu haben, daß ferner in ihnen auch immer auf ein tüchtiges, für alle Vorkommnisse und Festlichkeiten verwendbares Stadtmusikchor Bedacht genommen ward, welches Bestreben gefördert wurde, weil einst alle guten Musiker, welche in fürstlichen Capellen kein Unterkommen finden konnten, sich nach den zwar bescheiden bezahlten, doch sichern Anstellungen in den Reichsstädten drängten, ließ die Entfaltung reichen musikalischen Lebens zu. Viele sehr vortreffliche Instrumentisten, die große Kunstreisen wagen und ehrendster Anerkennung sicher sein durften, viele angesehene und fleißige, wenn auch nicht immer sehr geniale Tonsetzer, trugen dazu bei, das musikalische Renommee zu erhalten und zu erhöhen und die zahlreichen Musikerfamilien, die durch Generationen dem Handwerk treu blieben, bildeten einen Grundstock zuverlässiger Kräfte, dessen Wichtigkeit nicht unterschätzt werden darf. In Nürnberg, so reich an hervorragenden Malern, Kupferstechern, Mechanikern u. s. w. erfand um 1610 Hans Heyden sen. († 1613) das Geigenclavicimbal (Nürnbergisch Geigenwerk oder Bogenclavier) und J. Chr. Denner († 1707), ein Instrumentenmacher, um 1700 die Clarinette. Im 16. Jahrhundert lebten da die berühmten Lautenisten Johann Neusidler und sein Sohn Melchior. Im folgenden Jahrhundert zeichnete sich die Familie Hasler, der Vater Isaac und die Söhne Hans Leo und Caspar, dann J. Staden und sein Sohn Sig. Theophil, ferner J. E. Kindermann, J. A. Herbst, P. Heinlein, G. Casp. Wecker als gute Componisten und Organisten aus. Dann folgen im 18. Jahrhundert der Gambist Gabr. Schütz und sein Sohn Jac. Balthasar, ein vorzüglicher Geiger. Als solcher ist auch Dan. Eberlein zu nennen. Als Pianisten und Tonsetzer glänzten J. Pachelbel, J. J. de Neufville, J. Sig. Richter, J. Ph. Krieger, Nic. Deinl, Max Zeidler und sein Sohn K. Sebastian u. s. w. – Die schlimmen Jahre des 30jährigen Krieges nöthigten S. Zuflucht in Weimar und Coburg zu suchen. 1641 kam er nach Nürnberg und besuchte nun das Sebalder Gymnasium. Unter Kindermann’s Anleitung bildete er sich in der Musik aus. Rastloser Fleiß unterstützte seine Studien und nach und nach erlangte er soviel Einsicht und Fertigkeit, daß er 1656 dem Musikdirector Heinlein beigegeben und als dieser 1670 starb sein Nachfolger werden konnte. Schon 1650 wurde er Adjunct an der Lorenzer Schule und nun allmählich aufsteigend, 1693 Lehrer der 5. Classe des Sebalder Gymnasiums. Viele hat er als Sänger [377] und Clavierspieler gebildet, darunter J. Pachelbel, G. Schütz, J. Krieger, N. Deinl, M. Zeidler u. a. S. erreichte ein Alter von 76 Jahren. Seine Compositionen, einst hochgeschätzt, sind verschollen.