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Artikel „Schweitzer, Kaspar“ von Friedrich Leitschuh in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 370–371, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schweitzer,_Kaspar&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 18:55 Uhr UTC)
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Schweitzer: Kaspar S., Geschichtsforscher, geboren am 28. März 1806 zu Bamberg, † am 9. Januar 1866 als Stadtpfarrer ebendaselbst. Angeregt durch einen Kreis emsiger Localhistoriker, welche in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts die Geschichte des Hochstifts erforschten, beschäftigte sich S. noch als Student mit selbständigen Geschichtsstudien. Bald nach der Priesterweihe am 21. April 1831 wurde er Caplan in der St. Gangolphspfarrei seiner Vaterstadt, von wo er 1837 als Curatus in die zur gleichen Pfarrei gehörige Filiale Wunderburg übersiedelte, um 11 Jahre später, im J. 1848, zum Pfarrer von St. Gangolph ernannt zu werden. S. war ohne Zweifel einer der gewissenhaftesten und gründlichsten Bamberger Geschichtsforscher. Die jährlich erscheinenden Berichte im Archiv des historischen Vereins sowohl von Oberfranken, als auch von Bamberg enthalten werthvolle Mittheilungen aus seiner Feder. Schon gleich seine ersten Arbeiten aus den Jahren 1842 und 1843: „Die Beschreibung der Wallfahrt des Hans v. Redwitz von Bamberg nach Jerusalem“ oder die specielleren auf Bamberg bezüglichen Mittheilungen: „Die Hausgenossen von Bamberg“ oder „Ueber den Streit der Immunitäten mit der Stadt v. J. 1370–1442“ bekunden die tüchtige historische Schulung und ein besonderes Glück in der Sammlung des Materials. Unermüdlich arbeitete er von Jahr zu Jahr für die erwähnten Jahresberichte des historischen Vereins. So erschienen in Auszügen die Kalendarien des Bamberger Domcapitels, der Collegiatstifte und Klöster im Fürstenthum Bamberg. Im J. 1847 gab S. das Copialbuch des Bamberger Katharinenspitals, ein Jahr später das Copialbuch von St. Jakob, weiterhin das Copialbuch von St. Stephan und Auszüge aus dem Urkundenbuch des Abtes Andreas im Kloster Michelsberg heraus. 1858 erschien das Gründungsbuch von St. Jakob mit geschichtlichen Bemerkungen über die Pröpste und Dechanten des genannten Stifts. In gleicher Weise wie das Kloster Michelsberg behandelte er die Abtei Langheim, indem er das Langheimer Copialbuch in vollständigem Auszuge der Urkunden herausgab.

Unter der bescheidenen Bezeichnung „Historische Versuche“ hinterließ er noch viele treffliche Abhandlungen, so u. a. „Die Einführung des Christenthums am oberen Main und an der Regnitz“, „Die Babenberger und das Schloß Altenburg“, „Der preußische Einfall im Bamberger Fürstenthum in den Jahren 1757–1759“ nebst vielen Miscellen zur Bamberger Geschichte. Der Fleiß und die Thätigkeit Schweitzer’s können erst dann richtig gewürdigt werden, wenn man in Betracht zieht, daß die Erfüllung seiner vielfachen pastoralen Berufsgeschäfte keineswegs durch seine Forschungen beeinträchtigt wurde. Stets war sein Eifer dahin gerichtet, die Quellen der Bamberger Geschichte aufzufinden und zusammenzutragen. In edler Uneigennützigkeit stellte er alle seine Arbeiten den historischen Vereinen von Bamberg und Oberfranken zur Verfügung. Ein offener, biederer Charakter, klug, umsichtig, ausdauernd in seinen Unternehmungen, dabei [371] bescheiden, anspruchslos und in hohem Grade genügsam, daher auch wohlthätig gegen Arme, gefällig und dienstwillig gegen Jedermann, wurde S. nicht allein von seinen Pfarrkindern, sondern von allen Bewohnern der Stadt geliebt. Sein handschriftliches Material vermachte er dem historischen Vereine in Bamberg, ebenso seine Druckschriften, eine reiche Sammlung von Siegeln und Siegelabdrücken, eine bedeutende Anzahl Silber- und Denkmünzen, sowie sämmtliche von ihm mit unermüdetem Fleiße gefertigten Regesten, geschichtliche Aufzeichnungen und Abhandlungen. Seine reiche Notizensammlung wird den Bearbeitern der Bamberger Geschichte stets als ergiebige Quelle für ihre Forschungen dienen.

Jäcks Pantheon. – Berichte über das Wirken und den Stand des histor. Vereins zu Bamberg 1842–1868. – Bamberger Tageblatt 1866.