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Artikel „Schweiß, Alexander von“ von Fr. Otto. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 365–366, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwei%C3%9F,_Alexander_von&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 21:31 Uhr UTC)
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Schweiß: Alexander v. S. aus Herborn. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, er starb spätestens im J. 1536. Zuerst wird er erwähnt als Secretär des Grafen Heinrich von Nassau (1483–1538; vgl. A. D. B. XI, 551), welcher unter der Leitung seines Oheims Engelbert erzogen war und dessen Nachfolger im Dienste des Erzherzogs Philipp des Schönen, später einer der vorzüglichsten Rathgeber des Kaisers Karl V. wurde. Dieser mochte den gewandten und brauchbaren Mann in seiner Heimath zu Dillenburg kennen gelernt und in seinen Dienst genommen haben. So begleitete er denn auch im J. 1522 seinen Herrn nach Spanien und scheint am kaiserlichen Hofe wegen seiner Vertrautheit mit den deutschen Verhältnissen einen über seine Sphäre hinausgehenden Einfluß gewonnen zu haben. Dies beweist ein Brief des großen Humanisten Erasmus von Rotterdam vom 13. März und zwar, wie aus dem Inhalt hervorgeht, des Jahres 1523 oder 1524, als Erasmus anfing, sich entschieden von der Sache der Wittenberger Reformatoren loszusagen (Epist. Erasmi, London 1642, S. 1905 f.). In demselben empfiehlt er in aller Kürze die Angelegenheit eines Verwandten dem ornatissimo D. Alexandro, ill. comitis de Nassouwen secretario, benutzt aber die Gelegenheit, um sich in aller Ausführlichkeit über seine Stellung zu Luther auszusprechen: er klagt darüber, daß sein Name von unwissenden Mönchen und Geistlichen so oft mit dem von Luther, dessen Schriften er nicht gelesen und mit dem er nichts zu thun habe, in Verbindung gebracht werde: er wollte durch diese Erklärung offenbar die irrigen Gerüchte, welche sich über sein Verhältniß zu den kirchlichen Neuerungen verbreitet hatten und sicherlich auch an den kaiserlichen Hof gedrungen waren, grade an dieser Stelle widerlegen; [366] und wenn er dann die Hoffnung ausspricht, der Kaiser werde energischere Maßregeln zur Herstellung von Ruhe und Frieden ergreifen, so glaubte er ohne Zweifel, daß S. in seiner einflußreichen Stellung darauf hinwirken könne. Von Spanien aus richtete S. mehrere Briefe an den Bruder seines Herrn, den Grafen Wilhelm von Nassau-Dillenburg, von denen vier erhalten sind (gedruckt bei Arnoldi, Denkwürdigkeiten 1817, S. 222 ff.). Am 25. Juni 1526 theilt er diesem politische Neuigkeiten (über die Verhandlungen des Kaisers mit Franz I.) mit und berichtet am 9. Juli 1526 über die Pracht des Hauses zu Calahorra, welches dem Grafen Heinrich durch seine Vermählung mit Menzia von Mendoza, Markgräfin von Zenette, zugefallen war, sowie von einem Besuche des Pfalzgrafen Friedrich daselbst. Wegen seiner Verdienste hatte ihn der Kaiser schon 1523 (23. Juni) geadelt und nahm ihn nunmehr als Geheimschreiber in seine eignen Dienste. Da er infolge davon denselben auf seinen Reisen von 1529 an durch Italien, Deutschland und die Niederlande begleiten mußte, so treffen wir ihn bei mehreren bedeutenden Gelegenheiten thätig. Als im Herbste 1529 die protestirenden Stände die Speierer Erklärung zu Piacenza dem Kaiser überreichen ließen, war er der Vermittler zwischen den Gesandten und dem Kaiser, konnte aber nicht verhüten, daß sie übel behandelt wurden. Auf dem Reichstage zu Augsburg (25. Juni 1530) überreichte ihm der Kanzler Brück, nachdem Dr. Beyer die Augsburgische Confession verlesen hatte, die beiden Exemplare derselben, das deutsche und lateinische, doch griff der Kaiser zu, nahm beide an sich und übergab das deutsche dem Erzbischofe von Mainz, später das lateinische seinen Secretären S. und Waldes mit dem Auftrage, eine französische und italienische Uebersetzung anzufertigen. Am 3. August verlas S. die von den katholischen Theologen ausgearbeitete Widerlegung (Confutatio) in feierlicher Versammlung. Auch in der Folge tritt er mehrfach in den kirchlichen Fragen hervor als zuverlässiger und eifriger Verfechter der alten Lehre, wie in dem kaiserlichen Edict über die Censur neuer Bücher und in den Verhandlungen des Jahres 1531; damals sprach der Bischof von Constanz seine Mißbilligung über die Härte (iniquitas) des kaiserlichen Geheimschreibers aus. Bald nachher (wohl 1533) schied er aus der Kanzlei; sein Nachfolger war Dr. Matthias Held. Man sagte ihm nach, er habe während seiner Dienstzeit mehr als 20 000 fl. zusammengescharrt. Nach seinem Tode erhob der kaiserliche Hofmeister v. Montfalconet Ansprüche an seine Erben wegen der Gebühren, welche er unrechtmäßiger Weise in der Kanzlei an sich gezogen; in Bezug auf diese Forderung gibt der Kaiser am 2. Nov. 1536 (Lanz, Korrespondenz K. Karls V., II S. 272) seiner Schwester Marie die Weisung, die Sache dem Rechte gemäß bald zu erledigen. Nachkommen von S. sollen in Mähren ansehnliche Güter besessen haben.

Die Stellen aus Seckendorf, Chytraeus, dem Corp. Ref. hat Nehe in dem Programm des Herborner Seminars 1868, S. 37 zusammengestellt. Vgl. auch Dillenburger Intelligenz-Nachrichten 1778, Sp. 280. – Schellenberg, Nass. Schulblatt 1854, S. 192. – Häberlin XI an den betr. Stellen.
Fr. Otto.