ADB:Schwanhardt, Georg (der Ältere)

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Artikel „Schwanhard, Georg“ von Ernst Mummenhoff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 186–187, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwanhardt,_Georg_(der_%C3%84ltere)&oldid=- (Version vom 2. Dezember 2024, 23:59 Uhr UTC)
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Schwanhard: Georg S., der ältere, geb. 1601 zu Nürnberg, † daselbst am 3. April 1667, zeigte von Jugend auf eine große Neigung zum Zeichnen, worin ihn sein Vater, der 1600 von Rothenburg nach Nürnberg gewanderte Kunstschreiner und Büchsenschifter Hans S., wegen seiner schönen mit Perlmutter eingelegten Arbeiten und als Erfinder des geflammten Hobelns bemerkenswerth, bei Philipp Walch unterrichten ließ. Für die Kunstrichtung, die er später einschlug, war es von großer Wichtigkeit, daß er bei dem geschickten Elfenbeinschneider Christoph Harrich in Nürnberg das Bildschneiden erlernte. 1618 wandte er sich nach Prag, wo er das sog. Sammetschneiden, das damals in Brauch war, trieb. In Prag war durch Kaspar Lehmann, den Kristall- und Kammeredelsteinschneider Kaiser Rudolf’s II., das Glasschneiden wieder erfunden und in Aufnahme gekommen. Bei ihm nun lernte S. in kurzer Zeit das Glasschneiden wie das Diamantreißen. In solchem Maße wußte er sich das Vertrauen und die Zuneigung seines Meisters zu erwerben, daß dieser, als er 1622 ledigen Standes starb, ihn zum Erben einsetzte und ihm auch das von Kaiser Rudolf erhaltene Privileg, oder, wie wir sagen würden, Patent wegen der Ausübung des Glasschneidens übertrug.

S., der die Kunst des Glasschneidens trotz der Unvollkommenheit der Instrumente auf eine höhere Stufe brachte, wandte sich wieder nach Nürnberg, wo er Embleme, Landschaften, Blumen- und Groteskenwerk und ganze Acte sehr hübsch auf Gläser schnitt, im Hell- oder Blankschneiden aber noch Vorzüglicheres leistete. Sein Ruf verbreitete sich weit über die Mauern der Stadt hinaus. So arbeitete er für den Kurfürsten von Mainz und Bischof von Würzburg Johann Philipp und den Bischof von Bamberg Melchior Otto. Auf Wunsch Kaiser Ferdinand’s III. begab er sich 1652 wieder nach Prag, um Zeichnungen zu Gläsern zu entwerfen, und im folgenden Jahre nach Regensburg, wo sich der Kaiser von ihm im Diamantschneiden unterrichten ließ. Er entledigte sich dieses hohen Auftrags zu des Kaisers ganz besonderem Wohlgefallen, der ihn zu seinem Kunstfactor ernannte und auch anderweitig auszeichnete.

Heinrich Schwanhard, des Vorigen Sohn. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, er starb am 2. October 1693. Zunächst wandte er sich dem Studium der Philosophie und „Poesie“ zu, dann aber zog es ihn mit unwiderstehlicher Gewalt zur Kunst, in der er bei seinem Vater den Grund gelegt hatte. Besonders kam es ihm hier zu statten, daß er auf der Malerakademie in Nürnberg und anderswo sich im Zeichnen nach dem Nackten und sonst geübt hatte. Er schnitt Landschaften, ja ganze Städte, unter andern auch die Stadt Nürnberg unter genauer Beobachtung der Proportion und Perspective auf Glas. In der Schönheit der Schrift, die er in der italienischen Manier in schönen Zügen auf Glas schnitt, wetteiferte er mit den Schreibkünstlern. Hochbedeutsam war seine Erfindung, mit „Scheidewasser“, worunter hier wohl Flußspathsäure zu verstehen, das Glas zu ätzen. Sandrart berichtet, daß er von dieser Kunst die vollkommensten Proben abgelegt, vielerlei Zierlichkeiten und Schriften überaus rein und sauber ins Glas geätzt habe, so daß es fast unmöglich scheine, auf diesem Gebiete noch Vollkommneres zu erreichen, wenn [187] nicht sein emsiges Nachsinnen und sein schöner Geist noch weitere Subtilitäten ergründe, wie er denn schon vollkommene Menschenbilder theils nackt, theils bekleidet, allerlei Thiere, Blumen und Kräuter ganz natürlich gebildet und es im Erhabenen sehr weit gebracht habe.

Sein Bruder Georg war gleichfalls im Glasschneiden tüchtig. Aber eine schmerzhafte Gliederkrankheit hinderte ihn an der Ausübung seiner Kunst und ließ ihn nicht zur höchsten Ausbildung gelangen.

Die Kunst lag bei der Schwanhardschen Familie, wie es scheint, im Blute. Auch die Töchter des älteren Georg Schwanhard, Sophia, die den Goldarbeiter Caspar Paulus geheirathet hatte, Susanna, zuerst Georg Marbach’s, dann des Juweliers Albrecht Pimmel Hausfrau, endlich Maria, welche der Bildhauer Johann Jakob Kern ehelichte, brachten es im Schneiden von schönen Blumen und Laubwerk so weit, daß ihre Arbeiten sogar im Ausland begehrt waren. Auch die Magd des jüngeren Georg Schwanhard, welche dieser später heirathete, lernte die Kunst des Glasschneidens.

Johann Neudörfers Nachrichten etc., herausgegeben von Lochner in den Quellenschriften für Kunstgeschichte von R. Eitelberger v. Edelberg. X. – Joachim v. Sandrart, Teutsche Akademie. – Doppelmayr, Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern.