ADB:Schumacher, Wilhelm
[39] Lilienfeld“ (1826), ein satirisch-launiger Roman; „Lustgedränge und Harfenklänge“ (1828), eine Sammlung Balladen, Erzählungen und Gedichte; „Momus“ (1828), ein Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire; „Schellenklänge“ (1828), Scherze, Schwänke, Glossen und Satiren; „Die Eroberung von Varna durch die Russen im J. 1828“ (1829), ein Gelegenheitsschauspiel; „Zacharias Zappio oder Liebe und Leben eines Danziger Bürgers“, eine historisch-romantische Erzählung (1831); „Maiblumen und Bergfrüchte“ (1836), eine Sammlung vermischter Schriften in Poesie und Prosa. Wie schon aus diesen Titeln hervorgeht, war die Satire das eigentliche Element des Dichters; er räumte derselben auch ein weites Feld ein in dem von ihm 1831 gegründeten „Danziger Dampfboot“, das eine „Zeitschrift für Geist, Humor, Satire, Poesie, Welt- und Volksleben, Kunst, Litteratur und Theater“ sein sollte. Daß der Gründer auch wirklich das bot, was er versprochen, bewies der unerwartet schnelle Aufschwung der Zeitschrift. S. leitete sie sechs Jahre und versorgte sie fast nur mit eigenen Aufsätzen: sein Geist und Humor waren eben unerschöpflich. Ein Verfechter alles Edlen, Nützlichen, Patriotischen, ein geheimer Richterstuhl im Dienste des Lichts, der Redlichkeit und Sitte, hat diese Zeitschrift einen heilsamen Einfluß auf das Lesepublicum geübt. Der Erfolg derselben versetzte S. auch in eine erfreuliche materielle Lage und enthob ihn den Sorgen, die ihn bis dahin oft niedergebeugt hatten. Leider sollte er die Früchte seines Wirkens nicht lange genießen: er starb bereits am 28. April 1837. Sein „Danziger Dampfboot“ bestand bis zum Jahre 1879.
Schumacher: Wilhelm S., seiner Zeit als Redacteur des „Danziger Dampfboots“ eine bekannte Persönlichkeit, gehört zu denjenigen Menschen, die sich unter den widrigsten Lebensverhältnissen ohne Beihülfe anderer, nur aus sich selbst und durch sich selbst eine geachtete Stellung unter den Schriftstellern erworben haben. Geboren am 3. Januar 1800 zu Danzig als der Sohn eines Fuhrmanns, späteren Regierungsboten, erhielt er in den Kriegsjahren zu Anfang unsers Jahrhunderts fast gar keinen öffentlichen Unterricht, da er überhaupt nur ein halbes Jahr lang eine Freischule besuchte. Sein Vater lehrte ihn lesen, und etwas Französisch, Polnisch und Erdkunde wurde ihm durch Privatunterricht vermittelt; als 13jähriger Knabe zwang ihn die Noth der Belagerung, die Stadt zu verlassen, und so trieb er sich bis zu deren Einnahme unter Bauern und Kosacken umher. Sein Wunsch, nunmehr das im Unterricht Versäumte nachholen und dann Theologie studiren zu dürfen, scheiterte an den Vermögensverhältnissen des Vaters, und so kam er zu einem Sattler in die Lehre. Während seiner Lehr- und Soldatenzeit widmete er indessen jede freie Minute dem ernstesten Selbststudium. Mit 21 Jahren ging er auf die Wanderschaft. In Breslau erwarb er sich durch ein Gelegenheitsgedicht das Wohlwollen des Fürsten P., und er durfte nun in dessen Gefolge die österreichischen Staaten durchreisen und dabei den Unterricht und die Belehrung seines Hofmeisters genießen. Nach zwei Jahren kehrte er in seine Vaterstadt zurück, gab aber sein Handwerk auf und wurde Gelegenheitsdichter, später auch Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften und trat seit 1826 als selbständiger Schriftsteller auf. Seine Schriften sind „Erstlinge“ (1826), eine Sammlung von Erzählungen, Gedichten und Charaden; „Der große Eremit, oder Liebesabenteuer des Frhrn. Leopold von- Neuer Nekrolog der Deutschen, 15. Jahrg. S. 503.