ADB:Schulze, Friedrich August
[769] die Abendzeitung redigirte; mit Tieck, Steffens und Schlegel knüpfte er Beziehungen an. Seine dramatischen Versuche lehnte das Publicum ab, während es seine seichten und hie und da ans frivole streifenden Romane mit Beifall aufnahm. 1807 trat S. wieder in ein festes amtliches Verhältniß als Secretär bei der Landesökonomie-Manufactur und Commercien-Deputation. Seine Amtsgeschäfte hinderten ihn nicht an einer ungeheuer ausgedehnten schriftstellerischen Thätigkeit. S. gründete mit einigen Andern einen litterarisch-geselligen Verein, der unter dem Namen des „Liederkreises“ in Dresden eine beherrschende Stellung einnahm und nach Tieck’s Ausdruck viel von sich reden machte und selber viel von sich sprach. Die große Bewegung der Freiheitskriege glitt an S. vorüber, ohne ihn zu vertiefen oder zu größerem Schwunge anzuregen. „Die Reise ins Schlaraffenland, ein Fastnachtsmärchen“, war die Frucht, welche S. in den Tagen der nationalen Erhebung zeitigte. 1820 wurde S. Commissionsrath; 1829 schlug Tieck wieder seinen Wohnsitz in Dresden auf, er fand S. noch eben so redlich, so still und zurückgezogen als früher. Durch eine streng geregelte Lebensweise und Mäßigkeit in allen Genüssen erhielt sich S. fast ununterbrochen gesund und kräftig. Groß war, bis ans Ende seines langen Lebens, seine schriftstellerische Fruchtbarkeit (vgl. das Verzeichniß in Brümmer’s Dichter-Lex.). Er schrieb an zweihundert Bände, meist Romane mit historischem und phantastischem Hintergrund. Nur mit einem Seufzer, so gestand S. selbst, warf er einen Blick auf seine eigenen Schriften; sie sind locker im Aufbau, verschwommen in der Charakteristik, ohne Kraft und Ideen in der Ausführung. In keinem seiner Werke verläßt S. die breite Straße der Mittelmäßigkeit. Jean Paul gab ihm in einem Briefe den freilich nie beherzigten Rath, zur Schriftstellerei mehr Zeit als Papier zu nehmen. 1837 veröffentlichte S. seine Memoiren und sichtete unter der unübersehbaren Zahl seiner Arbeiten die werthvollsten aus, welche er 1843 in einer sechsbändigen Gesammtausgabe erscheinen ließ. Tieck gab derselben einige freundliche Geleitworte mit. Am 4. September 1849 starb S. in Dresden.
Schulze: Friedrich August S. führte in der Litteratur den Decknamen Friedrich Laun (schrieb auch unter den Namen Jeremias, Felix Wohlgemuth, Helldunkel, Heinrich Spieß). In Dresden, wo S. am 1. Juni 1770 das Licht der Welt erblickte, besaß sein Vater ein Bankgeschäft. Seine Jugendausbildung wurde zum Theil durch seine eigene Schuld vernachlässigt. Der Vater hatte während des bairischen Erbfolgekrieges unglückliche Speculationen unternommen, die Gläubiger bedrängten ihn und heimlich verließ er Geschäft und Vaterland. Die Mutter übernahm rasch entschlossen den hauptsächlichsten Theil des ins Wanken gerathenen Bankhauses und verschaffte durch ihre unermüdete Thätigkeit sich und den ihrigen ein anständiges Auskommen. Die Nachforschungen nach den Spuren des verschwundenen Familienhauptes blieben erfolglos. Von seiner Mutter und seinem späteren Stiefvater wurde S. zum Kaufmann bestimmt. Dies widersprach seinen Neigungen zu einem gelehrten Studium. Er trat einstweilen als Accessist in die kurfürstliche Finanzkanzlei, im stillen hoffend, dereinst noch die akademischen Studien ergreifen zu können. Gewissenhaft bereitete er sich in seinen Mußestunden dazu vor. Mannigfache schöngeistige, aber stets schwächliche Anwandlungen gingen in den Jahren der Vorbereitung neben wissenschaftlichen Arbeiten her. Endlich legte S. seine Stelle nieder und bezog, ein siebenundzwanzigjähriger Mann, die Leipziger Universität. Juristische, philosophische und historische Studien beschäftigten ihn. Den Lebensunterhalt mußte S. aus seinen litterarischen Arbeiten ziehen; er verließ 1800 die Universität und veröffentlichte im folgenden Jahr den „Mann auf Freiersfüßen“. Nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin kehrte er nach Dresden zurück, wo er vorübergehend- Memoiren von Friedrich Laun. Bunzlau 1837. – Schmidt, Nekrolog, Band 27.