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Artikel „Schultz, Albert“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 240–242, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schultz-Lupitz,_Albert&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 00:21 Uhr UTC)
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Schultz: Albert Sch., Dr. philos. h. c., königlich preußischer Landesökonomierath, Rittergutsbesitzer auf Lupitz in der Altmark, † am 5. Januar 1899. Als Sohn eines Apothekers zu Rehna in Mecklenburg am 26. März 1831 geboren, erhielt er seine Schulbildung theils durch Privatunterricht im elterlichen Hause, theils weiter durch den Besuch des Gymnasiums zu Parchim. Nachdem er sich für den landwirthschaftlichen Beruf entschieden hatte, verließ er 1847 das Gymnasium und suchte zunächst sich eine praktische Schulung für die Landwirthschaft als Volontär auf verschiedenen Gütern Mecklenburgs zu erwerben. Dann widmete er sich dem landwirthschaftlichen Studium, indem er 1851 die landwirthschaftliche Akademie Hohenheim besuchte und im Jahre darauf nach Jena ging, wo F. G. Schulze, Langethal, M. Schleiden und Droysen seine Hauptlehrer waren. Nach dem Abschlus dieser Studien trat er 1853 wieder zurück in die landwirthschaftliche Praxis, um sich nunmehr mit der selbständigen Ausübung derselben zu befassen. Von dem Wunsche beseelt, recht bald zur Bewirthschaftung eines eigenen Besitzes zu gelangen, [241] schritt er schon 1855 zum Ankauf des Gutes Lupitz bei Klötze in der Altmark; er trat damit in eine mühselige Phase seines Berufslebens. Das von ihm erkaufte Gut hatte nicht nur unvortheilhafte Lage, ungünstige Bodenverhältnisse und mangelhafte Ausstattung, es war auch infolge irrationeller Bewirtschaftung in einen herabgekommenen Culturzustand versetzt worden. So sah er sich nach genauer Orientirung auf seinem Gute vor die Aufgabe gestellt, entweder dasselbe im Wege der Parzellirung alsbald wieder zu verkaufen, oder mit sehr beschränkten Mitteln eine wirthschaftliche Hebung desselben unter erschwerenden Umständen zu bewirken. Er entschied sich für die letztere Alternative und suchte das damit gesteckte Ziel in verschiedenen innerhalb entsprechender Perioden eingehaltenen Richtungen zu verfolgen. In der ersten zehnjährigen Periode brachte er einen ausgedehnten Lupinenbau ohne Ankauf von Dünger mit Beibehaltung eines Viehzuchtbetriebes zur Anwendung, ohne damit wesentlichen Erfolg zu erzielen. Auch in der zweiten gleich langen Periode, wo er mittels Anwendung von Mergel wohl die Ertragsfähigkeit des Bodens gehoben hatte, stellte sich schließlich wieder ein Rückgang der Erträgnisse ein. Dagegen gelang es ihm in der dritten Periode, durch starke Düngerzufuhr in Form von Mineraldünger bei fortgesetztem Anbau von Leguminosen und Cerealien eine Steigerung der Felderträge mit Reduction der Productionskosten herbeizuführen, und als er nunmehr zur Einführung der Tiefcultur und des Zwischenfruchtbaues geschritten war, erzielte er bei fortgesetzter Zufuhr von künstlichem Dünger hohe Brutto- sowie gehobene Reinerträge.

Mit diesem wirthschaftlichen Aufschwunge hatte er aber zugleich auch seinem Gute die Bedeutung einer Musterwirthschaft und für sich den Ruf einer landwirthschaftlichen Autorität erworben. So konnte er sich seit jener Wendung in seinen wirthschaftlichen Verhältnissen mit vollem Selbstvertrauen auch der Förderung der landwirthschaftlichen Interessen in näher und ferner liegenden Kreisen widmen. Er bemühte sich als Präsident des von ihm schon früher gegründeten landwirthschaftlichen Vereins in Klötze um die Verbesserung des Verkehrswesens im Kreise Gardelegen und bewirkte damit solche Wandlungen auf diesem Gebiete, daß er in Anerkennung dieser Verdienste 1897 zum Ehrenbürger der Stadt Klötze ernannt wurde. Wiederholt war er schon früher als Mitglied des Kreistages in Anspruch genommen worden und sah sich außerdem veranlaßt, Mandate als Abgeordneter zum Landtage für die Zeit von 1882–1893, sowie als Mitglied des Deutschen Reichstages während der Jahre 1887–1898 auszuüben. Als sich zu Anfang der achtziger Jahre in verschiedenen landwirthschaftlichen Kreisen das Verlangen nach Gründung eines für die gesammte deutsche Landwirthschaft wirkenden Vereins regte, wurde er neben dem eigentlichen Urheber dieses Planes, dem Hofrath Max Eyth, der Mitbegründer der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft und übernahm bereits 1885 die Leitung der mit der Organisation derselben eingerichteten Düngerabtheilung. An dieser Stelle sorgte er für die Erschließung und Nutzbarmachung der großen Lager von Mineralien, die sich an verschiedenen Stellen des norddeutschen Flachlandes als Schätze der Bodencultur heben ließen. Auf Grund eigener Erfahrungen gab er vielfach durch Wort und Schrift Anlaß zur Ausdehnung des Anbaues der im Verein mit gewissen Bakterien den Stickstoff der Bodenluft aufnehmenden Culturpflanzen und suchte damit zur besseren Ausbeutung dieser von der Natur dargebotenen Stickstoffquelle beizutragen. 1893 wurde er zum Mitgliede der Central-Moorcommission ernannt, in welcher ihm die Vertretung der bei der Bewirthschaftung [242] des Sandbodens zu verfolgenden Interessen zugetheilt werden konnte. Ferner war er betheiligt bei der Errichtung des in den Dienst des deutschen Landbaues gestellten Institutes für Pflanzenschutz, und ebenso wirkte er mit bei der Gründung einer landwirthschaftlich biologischen Reichsanstalt, welche 1897 in Berlin ihren Sitz erhielt. In Anerkennung seiner verdienstvollen Bestrebungen und Leistungen wurde er um Mitte der achtziger Jahre mit dem kgl. preußischen Rothen Adlerorden, sowie mit dem Ritterkreuz des Anhaltinischen Hausordens beliehen, außerdem ehrte ihn das Curatorium der Liebig-Stiftung 1889 durch Verleihung der goldenen Liebig-Medaille, die philosophische Facultät der Universität Jena 1893 durch Ernennung zum Doctor philos. h. c., und endlich wurde er 1897 noch als kgl. preußischer Landesökonomierath charakterisirt. In seinem Privatleben war er anspruchslos und huldigte einfachen Formen und lauteren Sitten, erwies sich gerne wohlwollend gegen Hülfsbedürftige und widmete sich mit Vorliebe den Aufgaben der Arbeiterfürsorge. Im persönlichen Verkehr von jovialer Gesinnung wie von Zuvorkommenheit und Aufrichtigkeit geleitet, erfreute er sich in allen persönlichen Beziehungen der lebendigsten Sympathie und Hochschätzung. Nachdem er seit Beginn seines sechzigsten Lebensjahres von wiederkehrenden Erkrankungen heimgesucht war, erlag er einem Leiden, das schon früh zur Lähmung seiner Kräfte geführt und seinem Wirken ein vorzeitiges Ziel gesetzt hatte.

Vgl. Landwirthschaftliche Presse, Jahrgang 1899: Schultz-Lupitz von Geh. Regierungsrath Dr. M. Märcker – ergänzt durch eigene persönliche Wahrnehmungen.