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Artikel „Schröter, Peter Elias“ von Edward Schröder in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 573–574, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schr%C3%B6ter,_Peter_Elias&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 16:56 Uhr UTC)
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Schröter: Peter Elias S., deutscher Dramatiker des 17. Jahrhunderts. Er war geboren als Sohn des Jenaischen Professors der Medicin Johann Friedrich S., der später als Physicus nach Bautzen übersiedelte: als „Lusatus“ wurde er 1612 in Marburg immatriculirt und „Budissinus“ heißt er im gleichen Jahre als Respondent bei einer juristischen Disputation des Professors Christoph Deichmann. In Marburg erwarb er auch spätestens 1615 den juristischen Doctorhut. In den Jahren 1615 bis 1622 kamen von ihm in Jena mehrere juristische Abhandlungen heraus, 1616 in Frankfurt a. M. eine „Arbor feudalis frugifera“, die Bearbeitung eines älteren Werkes (von Hier. Setzer in Jena) für Marburger Vorlesungszwecke. Später hat er als Kanzler in Lauenburgischen Diensten gestanden, ohne daß ich darüber wie über sein Lebensende Näheres beizubringen wüßte.

Am 27. August 1616 ließ S. in Marburg bei festlichem Anlaß durch Studenten, wahrscheinlich Zöglinge des Pädagogiums, eine deutsche Comödie aufführen, die sich in dem Widmungsexemplar für den jugendlichen Landgrafen Otto, den postulirten Administrator des Stiftes Hersfeld, erhalten hat: „Constantis Vices Amoris, id est Comoedia de Latino et Hadriana.“ Es ist eine rechte Dilettantenarbeit, ohne Bühnentechnik und ohne dramatisches Talent. Die Personen reden fast durchgehends in einem weitschweifigen und mit Bildern und Redeblumen überladenen Kanzleistil. Der Dialog ist unbeholfen und wird durch die umständlichen Anreden, die selten umgangen sind, noch schwerfälliger. Die Scenenfolge ist lahm und ohne jede Spannung, die Vertheilung der Handlung auf die vier Acte überaus ungeschickt. Zur Charakteristik ist einmal ein glücklicher Ansatz bei einer Nebenfigur, der Kammerfrau Merga gemacht, während die mit Absicht weitschweifigen Reden des liebedienerischen Oberhofmeisters Celsus die Langeweile noch verstärken, die sich über das Ganze verbreitet. Man möchte gern zu Gunsten der hessischen Hofgesellschaft annehmen, daß dem Autor von der Veröffentlichung dieser dramatischen Mißgeburt durch den Druck abgerathen worden sei.

Und doch hängt allerlei culturgeschichtliches Interesse an dem Werkchen. Zunächst nur der Umgebung willen, in der es entstanden ist. Prinz Otto war der begabte älteste Sohn des Landgrafen Moriz und mag bei seinem längeren Aufenthalt in England das englische Theater recht wohl aus eigener Anschauung kennen gelernt haben: ihm zu Ehren nannte der kunstliebende Vater sein Kasseler Schauspielhaus Ottoneum. In der Prosaform von Schröter’s Drama, die (namentlich in den Reden des Kanzlers Papinianus) hier und da durch Verse unterbrochen wird, tritt der Einfluß des Herzogs Heinrich Julius wie besonders der englischen Komödianten zu Tage: eben die Abwechselung zwischen Vers und Prosa hatte [574] wenige Jahre vorher, freilich nicht ganz im gleichen Sinne, der Kasseler Arzt Johannes Rhenanus vertreten. Stofflich weist Schröter’s Komödie vielleicht die älteste Berührung des deutschen Schauspiels mit dem italienischen Litteraturdrama auf: die Fabel unseres Stückes ist der phrasenreichen Tragödie „La Hadriana“ des Luigi Groto (Cieco d’Adria) vom Jahre 1578 entnommen, aber freilich so grob umgestaltet, daß von der Aehnlichkeit mit der Geschichte von Romeo und Julia nur wenig übrig blieb. Die Liebenden erwachen in der Studirstube des Hofpredigers Magus vom Scheintode: es war ein Schlaftrunk, kein Gift, was ihnen der treue Magus verschafft hatte, und nun segnet Vater Hadrius den Bund der Untrennbaren. Durch diese Quellenbeziehungen gehört das Stück in den Zusammenhang jener Interessen, welche in Kassel und Marburg besonders durch den Professor Catharinus Dulcis gefördert wurden und die in den italienischen Gedichten der Prinzessin Elisabeth von Hessen ihren bezeichnendsten Ausdruck, in den Uebersetzungen des Diedrich von dem Werder ihre vornehmste litterarische Repräsentation gefunden haben.

Schröter’s Schauspiel im Kasseler Mscr. theatr. in 4° Nr. 3. – Strieder III, 5, Anm. – Rommel VI, 528.