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Artikel „Schroeter, Joseph“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 218–219, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schr%C3%B6ter,_Joseph&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 05:45 Uhr UTC)
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Schroeter: Joseph Sch., Militärarzt und Pilzforscher, geboren zu Patschkau in Oberschlesien am 14. März 1837, † zu Breslau am 12. December 1894. Nach Absolvirung der Gymnasien in Breslau und Glatz, studirte Sch. zunächst an erstgenanntem Orte Medicin und trat dann Ostern 1856 in die für die Ausbildung von Militärärzten bestimmte damalige Friedrich Wilhelms-Akademie in Berlin über. In der Botanik war hier A. Braun sein Lehrer. Nachdem Sch. auf Grund einer Dissertation über Gehirnparalyse im December 1859 zum Dr. med. promovirt worden war, legte er seine militärärztliche Dienstzeit bei verschiedenen rheinischen Regimentern in Saarlouis, Jülich, Aachen und 1865 als Stabsarzt in Breslau zurück. Ueberall war er fleißig darauf bedacht, die Flora seines jedesmaligen Wohnsitzes kennen zu lernen, einer Neigung folgend, die in ihm, dem Sohn eines Apothekers, schon von früher Jugend auf erwacht war. In Breslau schloß sich Sch. sofort an Ferd. Cohn an, in dessen pflanzenphysiologischem Institute er das richtige Feld für seine Pilzforschung fand, der er seine wissenschaftliche Lebensarbeit gewidmet hatte. Der deutsch-französische Krieg entzog ihn für einige Zeit seinen Untersuchungen. Aus Frankreich zurückgekehrt, wurde er im Herbste 1871 nach Spandau und dann als Oberstabsarzt nach Rostock versetzt, wo er bis 1880 verblieb. Er nahm sofort seine mykologischen Arbeiten wieder auf, in deren Interesse er wiederholt Deutschland bereiste. Neben einer ausgedehnten Wirksamkeit als Forscher und Schriftsteller war Sch. auch als Lehrer thätig. Im J. 1886 habilitirte er sich an der medicinischen Facultät in Breslau, wohin er 1880 zurückgekehrt war und wurde 1890 zum Professor ernannt. Zwei [219] Jahre später quittirte er den Militärdienst und gewann dadurch noch größeren Raum für seine wissenschaftliche und Lehrthätigkeit. Er las über Bakteriologie sowie über andere Zweige der Pilzkunde und hielt auch praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen von Pilzen ab. Eine im Sommer 1894 nach Cypern und Kleinasien unternommene Forschungsreise wurde für ihn verhängnisvoll, Von der Malaria befallen, kehrte er in die Heimath zurück und erlag einem plötzlichen und sehr heftigen neuen Anfall derselben im 58. Lebensjahre.

Es erübrigt sich, an dieser Stelle die große Zahl der Einzelarbeiten Schroeter’s auf seinem Specialgebiete anzuführen. Ein Verzeichniß derselben geben die unten genannten Nachrufe. Hervorgehoben mag nur werden, daß sein Interesse sich in gleicher Weise auf alle Gruppen der Pilze erstreckte, daß er überall gleich gründlich bewandert war und Ausgezeichnetes geleistet hat. Schroeter’s Schriften bezeichnen sowohl nach der entwicklungsgeschichtlichen und anatomischen, wie nach der systematischen Seite hin, in Bezug auf Floristik und geographische Verbreitung der Pilze, wichtige Merksteine auf dem Wege der fortschreitenden Wissenschaft und werden einen ehrenvollen Platz in der botanischen Litteratur behaupten. Leider sind gerade mehrere seiner größeren Arbeiten unvollendet geblieben. So die Bearbeitung der schlesischen Pilze in der von der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 1875 ins Leben gerufenen Kryptogamen-Flora von Schlesien, deren erste Lieferung 1885 erschien und deren sechste er, als ersten Band, mit dem Jahre 1889 abschloß, ferner die Herausgabe eines Exsiccatenwerkes: „Die Pilze Schlesiens“, das es auf 400 Nummern brachte und endlich die für Engler-Prantl’s Werk: „Die natürlichen Pflanzenfamilien“ übernommene Darstellung der Pilze. Das reiche mykologische Herbar Schroeter’s hat das Breslauer pflanzenphysiologische Institut durch Kauf erworben.

Nachruf von P. Magnus in Berichte der Deutschen Bot. Gesellschaft, XIII. Jahrg. 1895, S. (34)–(42). – G. Lindau in Hedwigia, Bd. XXXIV, 1895, S. 308–312.