ADB:Prantl, Karl
Nägeli und Radlkofer, während er selbst durch fleißige Excursionen in der Umgebung Münchens und in den bairischen Alpen seine floristische Ausbildung förderte. Er erwarb sich eine ausgedehnte Kenntniß der heimischen Flora, besonders der Kryptogamen, zu deren Erforschung er durch den damaligen Münchener Privatdocenten, später in Cordoba in Argentinien wirkenden Dr. Lorentz (s. A. D. B. LII, 76) angeregt wurde. Nachdem P. ein Jahr lang Assistent Nägeli’s gewesen und während dieser Zeit an dem großen Hieracien-Werk seines Lehrers mitgearbeitet hatte, siedelte er im Herbst 1871 nach Würzburg über, um unter Julius Sachs sich speziell mit Pflanzenphysiologie zu beschäftigen. Auch dieser bedeutende Botaniker machte P. zu seinem Assistenten und veranlaßte ihn zu einer in den „Arbeiten des botanischen Instituts zu Würzburg“ (Bd. XII, 1872) erschienenen Publikation: „Ueber den Einfluß des Lichtes auf das Wachsthum der Blätter“. 1873 habilitirte sich P. in Würzburg als Privatdocent durch die noch unter dem Einfluß der Sachs’schen Schule entstandene Schrift: „Untersuchungen über die Regeneration der Vegetationspunkte der Angiospermenwurzel.“ Drei Jahre später erhielt er die Professur für Botanik an der Forstlehranstalt in Aschaffenburg, bis er im October 1889 an die Universität Breslau berufen wurde. Nur eine kurze Zeit der Thätigkeit war ihm hier beschieden. Nicht viel mehr als 3 Jahre nach seinem Amtsantritt in Breslau fiel er im 44. Lebensjahre einer Lungentuberkulose zum Opfer.
Prantl: Karl P., Botaniker, geboren zu München am 10. September 1849, † zu Breslau am 24. Februar 1893. Nach dem Besuche des Maximiliansgymnasiums und der Universität seiner Vaterstadt wurde P. von letzterer auf Grund einer von der philosophischen Fakultät preisgekrönten Schrift: „Das Inulin“ 1870 zum Dr. phil. promovirt. Seine botanischen Studien leiteten vornehmlich[107] Prantl’s Hauptverdienst um die botanische Wissenschaft liegt auf dem Gebiete der Systematik, speciell derjenigen der Gefäßkryptogamen. Hier hat er vorbildlich gewirkt, indem er in allen seinen Arbeiten wiederholt auf die Nothwendigkeit hinwies, alle entwicklungsgeschichtlichen und anatomischen Thatsachen für die Systematik zu verwerthen, deren Ziel, das wahrhaft natürliche Pflanzensystem, nur auf diesem Wege und nur auf Grund einer Kenntniß zu erreichen sei, die sich auf alle erblichen Eigenschaften der Glieder einer bestimmten Pflanzengruppe erstreckt. In der That ist für die Systematik der Farne durch Prantl’s Arbeiten eine befriedigende natürliche Grundlage geschaffen worden. Die sich hierauf beziehenden Schriften sind in dem in der Fußnote erwähnten Engler’schen Nachrufe chronologisch aufgeführt. Daß P. daher der geeignetste Leiter bei der Bearbeitung der Kryptogamenabtheilung in dem von Engler und ihm herausgegebenen Werke: „Die natürlichen Pflanzenfamilien“ gewesen wäre, ist wol zweifellos. Leider gestattete ihm die kurze Lebenszeit nicht, das Werk mehr als bis über die ersten Anfänge hinaus zu fördern. Doch lieferte er innerhalb der Abtheilung der Phanerogamen eine Reihe werthvoller Beiträge durch die Bearbeitung von 13 Pflanzenfamilien, von denen die der Betulaceae, Fagaceae, Ranunculaceae, Papaveraceae und Cruciferae wegen ihres Umfanges und der Schwierigkeit in der Feststellung der Formenunterschiede besonders hervorzuheben sind. Ein recht brauchbares Hülfsmittel für das botanische Studium lieferte P. auch in seinem, in erster Auflage 1874 herausgekommenen „Lehrbuch der Botanik“, das bis zum Jahre 1891 acht Auflagen erlebte und außerdem ins Englische, Italienische, Spanische und Ungarische übersetzt wurde. Endlich sei noch seiner beiden Florenwerke gedacht. Für Seubert’s „Excursionsflora für das Großherzogthum Baden“ revidirte er die dritte und vierte Auflage (1880 und 1885) und schrieb selbständig eine „Excursionsflora für das Königreich Baiern“ (1884). Namentlich das letztere Buch ist sowol durch die in ihm enthaltenen außerordentlich übersichtlichen Bestimmungsschlüssel als auch durch die zwar knappe, aber höchst präcise Diagnostik der Arten ausgezeichnet, wenn der Verfasser auch in der Einziehung vieler bisher als selbständig anerkannter Gattungen zu weit gegangen sein mag.
- Nachruf von A. Engler in: „Berichte d. Deutschen Botan. Gesellsch.“, XI. Jahrg. 1893, S. (34)–(39). – Karl Fritsch, K. Prantl als Systematiker im „Bot. Centralblatt“, XIV. Jahrg., Bd. 54, 1893, S. 132–135.