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Artikel „Schobinger, Sebastian“ von Johannes Dierauer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 210–211, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schobinger,_Sebastian&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 06:37 Uhr UTC)
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Schobinger: Sebastian S., gelehrter Arzt in St. Gallen, geboren am 10. April 1579, † am 10. Januar 1652. Er war ein Sohn des Tobias S., eines tüchtigen Mathematikers (1531–99) und Enkel des ältern Bartholomäus S. (s. oben), studirte in Basel Sprachen, Philosophie und Medicin, promovirte 1601 und machte hierauf längere Reisen durch Deutschland, Frankreich und Italien, bis er sich 1611 als Stadtarzt in St. Gallen dauernd niederließ. Hier entfaltete er nun eine ausgebreitete berufliche, politisch-administrative und wissenschaftliche Thätigkeit. Er galt als der bedeutendste Arzt in der östlichen Schweiz. Die Aebte Bernhard und Pius von St. Gallen, mit denen er in freundschaftlichem Verhältniß stand, die Klöster Magdenau, St. Johann im Toggenburg, Pfävers, sogar Einsiedeln und Muri, die Städte Bregenz, Feldkirch, Constanz etc. suchten seinen ärztlichen Rath und Beistand. Abt Jodocus Hösli von Pfävers erbat sich sein Gutachten über die Versetzung der Badgebäude aus der schwer zugänglichen Felsenschlucht an den Ort, auf welchem sie jetzt stehen, und durch seine Vermitlung wurde eine Untersuchung der Heilquelle vorgenommen. Dem Gemeinwesen seiner Vaterstadt diente er in einer Reihe von Aemtern. 1614 bis 1632 war er Rathsherr und von da an bis zu seinem Tode Bürgermeister. Sehr häufig, besonders in den Jahren 1618–29, vertrat er St. Gallen auf den eidgenössischen Tagsatzungen. Daneben besorgte er durch lange Jahre mit dem umsichtigen Verständniß eines gelehrten Mannes die Vadianische Bibliothek. Zahlreiche Manuscripte und gedruckte Bücher derselben tragen seinen Namen und sein Wappen. Einen Einblick in den großen Umfang seiner wissenschaftlichen Verbindungen gewährt eine ebenfalls auf der Vadiana liegende, ungefähr 600 Nummern zählende Briefsammlung. Zu seinen fleißigsten Correspondenten gehörten Joh. Rudolf Saltzmann in Straßburg und Daniel Perols (oder Peyrol) in Montpellier. Andere Briefe sind von Goldast, Thomas Platter, Josua Pictorius, Joh. Heinrich Hottinger und mehreren schweizerischen Prälaten. Er starb ohne männliche Nachkommen.

[211] Vgl. außer der bei Bartholomäus S. erwähnten Litteratur: Virorum clarorum et doctorum ad Melchiorem Goldastum epistolae 1688 (mit Briefen Schobinger’s). – Bernet, Verdienstvolle Männer der Stadt St. Gallen (St. Gallen 1830), S. 41 ff. – Eidgenössische Abschiede 1618–1648 (Bd. V, 2a).