ADB:Schmidt, Johann Heinrich Otto von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schmidt, Johann Heinrich Otto von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 745–746, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt,_Johann_Heinrich_Otto_von&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 15:41 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 31 (1890), S. 745–746 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Heinrich Otto von Schmidt in der Wikipedia
Johann Heinrich Otto von Schmidt in Wikidata
GND-Nummer 138170207
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|31|745|746|Schmidt, Johann Heinrich Otto von|Bernhard von Poten|ADB:Schmidt, Johann Heinrich Otto von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138170207}}    

Schmidt: Johann Heinrich Otto v. S., preußischer Generallieutenant, am 18. November 1758 zu Bublitz in Hinterpommern, wo sein Vater Justizbürgermeister war, geboren und zu Berlin im Hause seines Oheims, eines späteren Generals v. Lettow erzogen, trat 1772 als Bombardier beim Feldartilleriecorps in den Dienst. Die Verhältnisse desselben und das Stocken der Beförderung im allgemeinen veranlaßten, daß er erst am 29. März 1782 Officier wurde. Dabei war für seine wissenschaftliche Ausbildung wenig geschehen. Er sagte später häufig, daß er in seinem Leben viel Unterricht habe geben müssen, aber selbst wenig erhalten habe. Seine soldatische Brauchbarkeit, sein ernstes Streben, durch eigene Kraft sich die für höhere Stellungen erforderlichen Kenntnisse zu erwerben, und seine ganze Persönlichkeit lenkten bald die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf ihn und so kam es, daß, als 1791 auf das Ansuchen der Hohen Pforte der Oberst v. Götz mit zwei Officieren nach der Türkei geschickt wurde, um als Lehrer und Bildner zu dienen, der Lieutenant S. zu ihnen gehörte. Die Sendung war eine geheime; die Officiere legten türkische Kleidung an. Schmidt’s Erscheinung und sein ganzes Auftreten machten ihn für eine solche Verwendung besonders geeignet; die Art, wie er letztere erfüllt hatte, war Veranlassung, daß ihm nach seiner 1792 erfolgten Rückkehr der Orden pour le mérite und der Adel verliehen wurden. Noch in demselben Jahre zog er in den Krieg gegen Frankreich. Während desselben nahm er als Adjutant, zuerst des Generals v. Tempelhoff, dann seines Nachfolgers, des Generals v. Moller, 1792 an den Bombardements von Longwy und Verdun und an der Kanonade von Valmy, 1793 an der Belagerung von Mainz und dem Bombardement von Landau, 1794 an der Schlacht bei Kaiserslautern theil. Nach der Heimkehr kam er in das Ober-Kriegscollegium, das jetzige Kriegsministerium, wodurch ihm Gelegenheit wurde, sich in den wissenschaftlichen und technischen Zweigen der Artillerie weiter auszubilden, zumal da er durch seine Stellung in nähere Verbindung mit einem ausgezeichneten Officier der Waffe, dem Major Pontanus, trat, welcher ihn besonders liebgewann, und später in vielfache Berührung mit Scharnhorst kam. 1797 zum Premierlieutenant, 1799 zum Stabscapitän befördert, erhielt er bei Ausbruch des Krieges von 1806 eine Compagnie, 1809 ward er Major. Nach Friedensschluß war er zunächst wiederum eine Zeitlang im Kriegsministerium thätig, dann aber wurde er zum Artillerie-Officier vom Platz der Feste Graudenz ernannt, welche damals von besonderer Wichtigkeit für den preußischen Staat war und besonders umsichtiger und kräftiger Männer bedurfte. Als der Krieg von 1812 ausbrach und Preußen dem Kaiser Napoleon ein Hülfscorps stellte, ward Major v. S., obgleich einer der jüngsten Stabsofficiere, zum Commandeur der Artillerie desselben ernannt. Es waren 71/2 Batterien, 45 Kanonen und 15 Haubitzen zählend, nebst 2 Park- und 2 Brückencolonnen. Persönlich nahm S. während des Feldzuges an den Gefechten bei Eckau und an der Aa theil. Auch für den Krieg von 1813 ward er dem General v. Yorck zugetheilt. Nachdem er am 27. Februar 1813 zum Brigadier der preußischen Artilleriebrigade ernannt worden war, erhielt er nun das Commando der Artillerie des 1. Armeecorps. „Ich fühle mich ganz außer Stande, Euer Majestät einen Würdigeren vorzuschlagen“, berichtete Prinz August dem Könige, und auch seinem Commandeur Yorck war er willkommen. Die ihm unterstellte Artillerie bestand aus 13 Batterien. Wie Yorck ihn schätzte geht aus einem Schreiben hervor, in welchem dieser am 7. Mai 1814 die Beförderung zum General für ihn erbat. Nachdem er Schmidt’s Verdienste um [746] die Erfolge im ganzen und insbesondere um die Siege an der Katzbach, bei Möckern, bei Laon und bei Paris geschildert hat, spricht er seine Ueberzeugung dahin aus, daß der König, wenn er Augenzeuge gewesen, ihn auf dem Schlachtfelde zum General gemacht haben würde; er nennt ihn eine Zierde des Corps und sagt, daß er als General eine Zierde des Heeres sein würde. Bei einer anderen Gelegenheit äußerte er, daß S. oft das beinah unmöglich Scheinende möglich gemacht habe. Droysen (Das Leben Yorck’s, neue Ausgabe II, 141, Berlin 1854) sagt: „Keine Gefahr verwirrte, keine Schwierigkeit erschreckte ihn. Er war gleich musterhaft im Bureau, wie auf dem Schlachtfelde.“ Es zeigte sich dies sowol in den Anordnungen, welche er für das Gefecht traf, wie in seiner Wirksamkeit im inneren Dienste, namentlich in seiner Fürsorge für Geschütze und Schießbedarf. „In seinem Charakter lag etwas Achtunggebietendes. In seiner Nähe war man unwillkürlich besser als sonst“, schreibt ein Kriegsgefährte. Im Corps sagte man, S. sei der einzige höhere Officier, gegen den Yorck nie grob gewesen, höchstens seinen Adjutanten habe er angefahren. Yorck zog ihn zu allen wichtigeren Berathungen heran und ließ ihm in den Anordnungen, welche die Artillerie betrafen, ganz freie Hand. General ward S. trotzdem erst im Mai 1815; für seine Leistungen in den Jahren 1813 und 1814 erhielt er beide Classen des Eisernen Kreuzes und das Eichenlaub zum Orden pour le mérite. Nach Friedensschluß kam er wieder in das Kriegsministerium; mit seiner dortigen Stellung verband er während des Feldzuges von 1815 das Commando der immobilen Artillerie und die Leitung des Ministeriums, soweit sie nicht das im Felde stehende Heer unmittelbar betraf. In jenem ersteren Wirkungskreise verblieb er bis zum Jahre 1820. Es lag ihm besonders ob, das Material herzustellen. Die nothwendige Rücksicht auf die geringen Mittel des Staates legten ihm in dieser Beziehung eine Beschränkung auf, unter welcher die Waffe lange zu leiden hatte und in der er vielleicht zu weit ging. Am 3. April 1820 wurde er zum Inspecteur der Garde-, 2. und 3. Artillerie-Inspection und zugleich zum Präses der Artillerie-Prüfungscommission ernannt. Nachdem er in dieser Stellung sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum gefeiert hatte, bat er um seinen Abschied, welcher ihm am 25. März 1824 als Generallieutenant und mit einem für die damaligen Sätze sehr bedeutenden Ruhegehalte bewilligt wurde. Er lebte fortan in Berlin, wo er am 5. Februar 1841 starb.

Archiv f. die Officiere der königl. preuß. Artillerie- u. Ingenieur-Corps, XII, 3. Hft., S. 265. Berlin 1841. – Preuß. Staatszeitung, Berlin 1841, Nr. 94. – Neuer Nekrolog der Deutschen, 19. Jahrg. Weimar 1842.