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Artikel „Schmid, Konrad Arnold“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 686–688, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmid,_Konrad_Arnold&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 15:00 Uhr UTC)
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Schmid: Konrad Arnold S. wurde am 23. Februar 1716 in Lüneburg geboren, wo sein Vater Rector der Johannisschule war. Nachdem er die Schulen seiner Vaterstadt besucht und insbesondere bei seinem Vater eine gründliche Vorbildung erhalten hatte, bezog er behufs Studiums der Theologie und Philologie die Universität Kiel, die er später mit der zu Göttingen und Leipzig vertauschte. An ersterem Orte wurde er zu seiner Erstlingsschrift veranlaßt, einem heroischen Gedichte in lateinischer Sprache: „Encomiasticon academiae Georgiae Augustae“, das 1736 in Lüneburg erschien. In Leipzig, wo er 1737 den philosophischen Doctorgrad erwarb, schloß er sich dem Kreise jugendlicher Schriftsteller an, die unter K. Chr. Gärtner’s Kritik die Bremer Beiträge herausgaben. Doch war seine Mitwirkung hier keine sehr umfassende; das umfangreichste Stück, das er beisteuerte, war sein „Silen“, nach der sechsten Ecloge Vergil’s gedichtet (Bd. I, 3. Stück, S. 253 ff.). Nach dem Tode seines Vaters wurde er am 10. Juni 1746 zu dessen Nachfolger im Rectorate der Johannisschule in Lüneburg erwählt. Im folgenden Jahre (19. April 1747) heirathete er dort Anna Margarethe Raphel, die Tochter des am 5. Juni 1740 in Lüneburg verstorbenen Superintendenten Georg Raphel, die am 24. October 1719 geboren war. Seine litterarische Thätigkeit war hier zumeist durch seine amtliche Stellung beeinflußt. Er verfaßte sechs Programme ästhetischen und geschichtlichen Inhalts, wie vorgeschrieben, in lateinischer Sprache. Die Weihnachtslieder, die er als Rector jährlich anzufertigen hatte, ließ er auf Wunsch seiner Freunde später als „Lieder auf die Geburt des Erlösers“ (Lüneburg 1761) erscheinen. Sodann übertrug er die „Erklärungen der Gemüthsbewegungen nach den Sätzen der stoischen Weisen aus dem Griechischen eines unbekannten Verfassers“ (Lüneburg 1751) und veranstaltete eine Neuausgabe des 1710 von seinem Schwiegervater Raphel herausgegebenen Arrian, die er durch die Eclogen des Photius und die Summarien vermehrte (Amsterdam 1757). Im J. 1761 kam er als Professor der Theologie und römischen Litteratur an das Collegium Carolinum zu Braunschweig, wo bereits mehrere Mitglieder seines Leipziger Bekanntenkreises, wie Gärtner, Ebert und Zachariä, Stellung gefunden hatten, und auch er nun eine segensreiche Thätigkeit eröffnete. Letztere bestand hauptsächlich in Vorlesungen über die römischen Schriftsteller und über die Religion, die er anfangs nach einem von Jerusalem ihm mitgetheilten schriftlichen Entwurfe, später nach dem von Letzterem gleichfalls verfaßten Glaubensbekenntnisse des Prinzen Leopold [687] hielt, sowie in Uebungen in dem lateinischen Stile. Nicht minder als der Reichthum seiner Kenntnisse und sein anregender Unterricht erwarben ihm sein leutseliges, biederes Wesen, sein bescheidener harmlos offener Sinn die Herzen seiner Schüler, die ihn wie einen Vater verehrten; die reine Liebe zum Guten und Schönen, die seine harmonische Seele ganz erfüllte, wußte er auch andern unwillkürlich mitzutheilen. Er war ein Freund heiterer, anspruchsloser Geselligkeit; zu dem glücklichen Familienkreise, der um ihn heranwuchs, gesellten sich zahlreiche Freunde, in deren Mitte er sich wie ein „Patriarch“ glücklich und zufrieden fühlte. Seine wissenschaftliche Thätigkeit war auch in Braunschweig vorzugsweise dem Alterthume zugewandt. Er gab die von seinem Schwiegervater 1710 edirte Uebersetzung von Arrian’s indischen Merkwürdigkeiten und Hannon’s Seereisen in neuer Stilisirung mit etlichen Zugaben vermehrt heraus (Braunschweig und Wolfenbüttel 1764); er übersetzte den Aetna des Cornelius Severus (Braunschweig 1769) und lieferte eine Ergänzung und Ausgabe des Briefes Adelmann’s an Berengar („Adelmanni Brixiae episcopi de veritate corporis et sanguinis Domini ad Berengarium epistola“, Brun. 1770), den er in einer Handschrift der Wolfenbüttler Bibliothek gefunden hatte. Dies geschah um die Zeit, wo Lessing nach Wolfenbüttel kam. Es wurde dadurch unwillkürlich auch dessen Interesse auf Berengar gelenkt, daß er bald darauf durch den glücklichen Fund und die Ankündigung der Abhandlung Berengar’s über das Abendmahl so glänzend bethätigen sollte. Hierüber wie über die späteren wissenschaftlichen Arbeiten Lessing’s entwickelte sich ein eifriger Briefwechsel der beiden, und so ist denn auch bekanntlich Lessing’s ganze Schrift über den Berengarius Turonensis in Form von Briefen gekleidet, die an S. gerichtet sind. Lessing hatte vor der Gelehrsamkeit Schmid’s große Hochachtung; „er wisse selbst nicht, was er wisse“, pflegte er von ihm zu sagen, und der Ton, den er in den Briefen an ihn anschlägt, zeigt deutlich, daß seine Persönlichkeit eine ihn überaus ansprechende war. In selbstlosester Weise suchte S. Lessing behülflich zu sein; eigenhändig besorgte er Abschriften für seine Beiträge „zur Geschichte und Literatur“; wo er nur konnte, unterstützte er ihn mit philologischen und litterarhistorischen Nachweisen und Berichtigungen und zeigte sich in allem so eifrig, daß Lessing ihm launig zurief, er sei „ja ein rechter Gourmand mit Arbeiten“, er müsse ihm „nur den Brodkorb höher hängen und ihm nichts mehr geben“. Nach dem Tode Lessing’s erhielt S. den Befehl, seinen Nachlaß zu versiegeln, bis die Erben ihn öffnen würden. Neben seiner wissenschaftlichen Thätigkeit setzte aber S. auch die dichterischen Neigungen seiner Jugendzeit fort. Er schrieb hier als sein Hauptwerk „Des heiligen Blasius Jugendgeschichte und Visionen“, ein scherzhaftes Gedicht, das durch den romantischen Stoff, die glatte Form und die muntere Haltung an Wieland’s Dichtungen erinnert, dessen Einfluß unverkennbar ist. S. hatte es an seinen Freund Gärtner gerichtet und begonnen, als dieser 1775 in das ihm unterm 18. März 1778 verliehene Kanonikat des Stifts St. Blasii in Braunschweig eingeführt wurde; es wurde aber erst weit später fertig und erschien zuerst 1784 im 8. Stücke des deutschen Museums und dann (Berlin und Stettin 1786) auch als besonderes Buch. Eine Sammlung der Gedichte Schmid’s, sowie die Abfassung einer Denkschrift auf ihn hat nach Roose (S. 26) Eschenburg zwar beabsichtigt, doch ist der Plan nicht ausgeführt worden. Wie Gärtner so erhielt auch S. am 24. Februar 1777 eine geistliche Pfründe, das durch Fr. W. Zachariä’s Tod erledigte Kanonikat des Stifts St. Cyriaci; 1786 bekam er den Charakter als Consistorialrath und am 16. November 1789 ist er nach einem langwierigen Krankenlager gestorben. Seine Gattin war ihm schon am 10. Januar 1783 im Tode vorangegangen. Von acht Kindern, die sie ihm geboren hatte, überlebten ihn ein Sohn und drei [688] Töchter, von denen eine, Dorothea, (geb. am 29. Juli 1751, † am 12. Januar 1799) am 19. October 1777 seinen Collegen, Prof. J. J. Eschenburg (s. A. D. B. IV, 346) geheirathet hatte. Als bestes Bild Schmid’s wird der Stich E. Henne’s vor dem 73. Bande der Allgemeinen deutschen Bibliothek bezeichnet.

Vgl. Th. Roose, Ueber K. A. Schmids und K. A. Gärtners Verdienste bes. um die deutsche Literatur (Helmstedt 1792). – Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten IV, 573–581. – Carl G. W. Schiller, Braunschweigs schöne Literatur (Wolfenbüttel 1845), S. 75–80. – Meusel, Lexikon der von 1750–1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller XII, 293 ff. – Eschenburg, Geschichte des Collegii Carolini, S. 85 ff. – Die einschlagende Lessinglitteratur u. s. w.