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Artikel „Schmid, Anton“ von Heinrich Welti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 649–650, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmid,_Anton&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:01 Uhr UTC)
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Schmid: Anton S., verdienter Musikforscher, wurde am 30. Januar 1787 in Pihl bei Böhmisch-Leipa geboren, zeigte früh Anlagen zur Musik und erhielt demgemäß auch schon auf der untersten Schulstufe ordentlichen Gesangs- und Violinunterricht. Die hierbei erworbenen Fähigkeiten kamen ihm alsbald zu gute, da er 1798 aus Rücksicht auf die dürftige Lage seiner Familie sich gezwungen sah, im Augustinerkloster zu Böhmisch-Leipa gegen freie Kost und Aufenthalt eine Stelle als Chor- und Sacristeiknabe anzunehmen. Von hier wandte er sich 1804 zur Erweiterung seiner Bildung nach Prag, wo er sein Leben durch Privatunterricht und Mitwirkung beim Kirchenchor fristete, zugleich aber seine ersten schriftstellerischen Versuche wagte, die in zeitgenössischen Blättern und Almanachen Aufnahme fanden. In ähnlicher Weise verbrachte er auch die Jahre 1812 bis 1818 in Wien, bis ihn das Vertrauen des Grafen Dietrichstein 1818 an die Hofbibliothek berief, wo er es schon im folgenden Jahre zum Scriptor und 1844 zum Range eines Custoden brachte. Aus der ihm hier zugewiesenen Thätigkeit eines Ordners der großen musikalischen Schätze entwickelte sich allmählich und ganz sachgemäß eine ziemlich fruchtbare, gelehrte Schriftstellerei, die in ihrem Wesen wie in ihrer Form indessen in erster Linie nur einen sammelfreudigen, kenntnißreichen Bibliographen verräth. Schmid’s erste größere Leistung war denn auch ein umfangreicher Beitrag einzelner Notizen zu C. F. Becker’s „Systematisch-chronologischer Darstellung der Musiklitteratur“ (1836–39; Schmid’s Mittheilungen tragen das Zeichen W. M.). Von seinen selbständigen Arbeiten sind zu nennen: „Ottaviano dei Petrucci da Fossombrone, der erste Erfinder des Musiknotendruckes mit beweglichen Metalltypen und seine Nachfolger im 16. Jahrhundert“, Wien 1845. „Joseph Haydn und Nicola Zingarelli; Beweisführung, daß Joseph Haydn der Tonsetzer des allgemein beliebten österreichischen Volks- und Festgesanges sey“, Wien 1847. „Tschaturangavidjâ, Litteratur des Schachspiels“, Wien 1847. „Ch. W. Ritter v. Gluck, dessen Leben und tonkünstlerisches Wirken; ein biographisch-ästhetischer Versuch und ein Beitrag zur Geschichte der dramatischen Musik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“, Leipzig 1854. Letzteres, Schmid’s Hauptwerk, ist in seinem biographischen Theil sehr verdienstlich und auch heute noch wichtig, wogegen die Kritik des Materials an Schärfe, die Auffassung der Persönlichkeit an Tiefe und geschichtlicher Anschauung, die [650] ästhetische Betrachtung der Werke an Feinfühligkeit, die Darstellung an Anschaulichkeit und Anmuth viel zu wünschen übrig lassen. Drei Jahre nach Vollendung dieses allgemein anerkannten und viel benutzten Quellenwerkes starb S. auf einer Erholungsreise zu Salzburg am 3. Juli 1857.

Ein vollständiges Verzeichniß seiner Arbeiten gibt Wurzbach XXX, 212 ff.