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Artikel „Schley, Ludolf“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 476–477, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schley,_Ludolf_Gottfried&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 03:12 Uhr UTC)
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Band 31 (1890), S. 476–477 (Quelle).
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Schley: Ludolf Gottfried S. entstammte einer schleswigschen Familie und wurde in Lübeck, wo sich sein Vater niedergelassen hatte, am 5. Januar 1798 geboren. Er genoß den ersten Unterricht im Katharineum dieser Stadt, kam aber bald, da er seine Eltern frühe verlor, nach Schweden zu Verwandten. In Stockholm wurde er für den kaufmännischen Beruf vorbereitet, und er blieb auch bei demselben, ohne die von Jugend auf gewohnte Beschäftigung mit poetischen und historischen Arbeiten aufzugeben, die besonders in seinen Jünglingsjahren durch vielfache Reisen, auf denen er Schweden nach allen Richtungen durchkreuzte, reiche Nahrung fand. Die erste Frucht dieser Beschäftigung waren seine „Schwedischen Dichtungen“ (1825), die in deutscher Uebersetzung einen Strauß ausgezeichneter schwedischer Poesieen von Tegnér, Atterbom, Gejer, Fahlkranz u. a. umfaßten. Mit den Dichtern hatte S. persönliche Beziehungen angeknüpft, die er auch noch im Mannesalter unterhielt. Im J. 1824 hatte er eine Anstellung [477] im schwedischen Consulate in Helsingör erhalten. Hier begann er die Uebersetzung des berühmten Gedichts „Frithiof. Eine Sage nordischer Vorzeit von E. Tegnér“, die er im Winter 1825–26 während eines Urlaubs in Upsala beendete und hier 1826 erscheinen ließ; sie war zu jener Zeit unstreitig die beste deutsche Uebersetzung des schwedischen Meistergedichts. Nach Helsingör im Sommer 1826 zurückgekehrt, traf ihn dort bald darauf das Anerbieten eines Engagements in einem Handelshause zu Libau in Kurland, das hauptsächlich Kenntniß der schwedischen Sprache erforderte. Er nahm es an und behielt auch in der Folge seinen Wohnsitz in Libau bei, wo er 1836 das Ehrenbürgerrecht erhielt, 1840 ein eigenes Handelshaus gründete und 1845 auch zum schwedisch-norwegischen Consul ernannt wurde. Die Berufsgeschäfte hinderten ihn auch während dieser Zeit nicht, in Mußestunden seinen poetischen Neigungen zu folgen, und so erschienen dann noch drei Bändchen „Dichtungen“ (1832–34), von denen das erste unter dem Separattitel „Die Schwedenbraut“ eine freie Bearbeitung von Tegnér’s „Axel“, das zweite Gedichte vermischten Inhalts und das dritte Gelegenheitsgedichte enthält. Diese Poesieen überraschen besonders durch eine meisterhafte Handhabung der Form, die S. sicher durch seine vielfachen Uebersetzungen erworben hatte. In den letzten 20 Jahren seines Lebens litt er schwer an einem körperlichen Leiden, doch blieb sein Geist frisch und behauptete seine Herrschaft über die schwindenden Kräfte, bis er am 4. Juni 1859 aus dieser Welt schied.

Jegór v. Sivers, Deutsche Dichter in Rußland. Berlin 1855.