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Artikel „Schalyß, Joseph“ von Alexander von Weilen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 350, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlay%C3%9F,_Joseph&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 13:17 Uhr UTC)
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Schlayß: Joseph S., Dramatiker des 16. Jahrhunderts, wirkte zu Dettingen im Württembergischen als Diakonus. Wir besitzen von ihm ein einziges Stück: „Joseph. Die gantze Historia von dem frommen und keuschen Joseph“ etc. gedruckt zu Tübingen 1593. Ganz eigenthümlich ist die Vorrede. Statt des Autors ergreift nämlich der Veranlasser dieser Bearbeitung, „Hans Pfister der jünger“ das Wort für sich und seine Spielgesellschaft, für die S. das lateinische Joseph-Drama des Hunnius, welches von Tübinger Studenten mit großem Beifall aufgeführt worden, unter Hinzuziehung des deutschen Spiels von Christian Zyrl, Schulmeister zu Weißenburg am Rhein, eingerichtet hatte. Ein deutlicher Beweis, wie stark die Schulbühne zu Ende des 16. Jahrhunderts auf das Volksdrama zu wirken begann. Daß eine organisirte deutsche „Bande“, wie Pfister versichert, bereits mehrere Dramen mit Unterstützung der Universität und Stadtrathes von Tübingen zur Aufführung gebracht, findet in dieser Zeit nur in Frankfurt seine Entsprechung, wo eine Nürnberger Truppe 1585 und 1591 auftritt. Das Drama selbst besteht zu zwei Dritteln aus dem durch Verwerthung einer apokryphen Quelle merkwürdigen Zyrl’schen Stücke, aus Hunnius stammen die effectvollen derbkomischen Auftritte, die durch eine Gasthausscene der aus Aegypten heimkehrenden Brüder (vgl. Heinrich Julius von Braunschweig: Von einem Wirthe oder Gastgeber III, 5) erweitert sind. Widersprüche, die sich dabei nothwendig herausstellen mußten, werden in dieser handwerksmäßigen Arbeit ruhig stehen gelassen. Die Einleitung, Verlesung eines Briefes Lucifers an die Zuschauer, sie ironisch zur Ruhestörung auffordernd, stammt wörtlich aus Wickram’s Tobias (1551). Sehr verdienstlich ist die individuelle deutsche Wiedergabe der lateinischen Verse, die sich oft zu wirklicher Nachdichtung erhebt. Nach S. scheint Johannes Walther sein Speculum Josephi (1603) und indirect Josephus Goezius die Tragico-Comoedia von dem heiligen Patriarchen Joseph (1612) gearbeitet zu haben.

Goedeke, Grundriß II², 387. – Weilen, Der ägyptische Joseph im Drama des 16. Jahrhunderts. Wien 1887, S. 144 ff., 158 ff. – Bolte, Deutsche Litteraturzeitung 1887, Sp. 1515.