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Artikel „Schlaffer, Hans“ von Ludwig Keller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 325–326, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlaffer,_Hans&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 13:40 Uhr UTC)
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Schlaffer: Hans S. gehört zu den Wortführern und Märtyrern der sogenannten Täufergemeinden im ersten Jahrzehnt der Reformation und hat als solcher unter den Taufgesinnten aller Jahrhunderte in Ansehen gestanden. Wir kennen sein Geburtsjahr nicht und wissen aus seiner früheren Lebenszeit nur, daß er seit 1511 Priester war und vor seinem Austritt aus der römischen Kirche in Oberösterreich wirkte. Er erzählt selbst, daß ihm, als er anfing, das „lautere Evangelium“ von der Kanzel zu verkünden, das Predigen untersagt worden sei. Nach seiner Entfernung von seinem Amt fand er zunächst Zuflucht bei den Herren v. Zelking, die damals Besitzer von Kefermarkt bei Freistadt in Oberösterreich waren. Wir wissen nicht, durch wessen Vermittelung er mit den damaligen Führern der „Gemeinden Christi“ – denn so pflegten sich die sogenannten Täufer selbst zu nennen – in Beziehung getreten ist; jedenfalls erzählt er selbst, daß er in Nürnberg den Ludwig Hätzer und Hans Denck kennen gelernt habe und nennt sie zwei „treffliche in Gott gelahrte Männer“. Diese Zusammenkunft kann nur im J. 1524 stattgefunden haben, wo auch Hut in Nürnberg bei Denck war. Von da an sehen wir S., der ein gelehrter und in Wort und Schrift geübter Mann war, in naher Berührung mit vielen Wortführern dieser Richtung. In Regensburg verkehrte er mit Wolfgang Brandhuber, der früher Pfarrer zu Linz gewesen war; in Augsburg nahm er im August 1527 an der größeren Versammlung der süddeutschen, schweizerischen und österreichischen Täufer theil und verkehrte dort mit Jacob Kautz, Sigm. Hofer, Jac. Widemann, Hans Hut u. A. Auch bei den Verhandlungen, die in demselben Jahre zwischen Hubmaier und Hut zu Nicolsburg stattfanden, war er zugegen. Im Geleite des Ulrich Moser, der für die Fugger Krüge nach Tirol führte, zog er ebendorthin, um seine Verwandten zu besuchen und in den Tiroler Gemeinden zu predigen; bei dieser Gelegenheit wurde er am 6. December 1527 verhaftet und auf die Feste Frundsberg [326] gebracht. Sein Proceß schloß am 20. Januar 1528 mit dem Befehl der Regierung, über ihn und seinen Mitgefangenen Leonh. Frick „das Recht ergehen zu lassen“; am 4. Februar 1528 wurde das Urtheil zu Schwatz vollzogen und die Gefangenen mit dem Schwert gerichtet. – Wir kennen von S. sieben, meist kleine Schriften, Trostbriefe, Gebete, Bekenntnisse und Tractate, und zwei Lieder. Dieselben scheinen damals meist handschriftlich verbreitet worden zu sein, wie das in diesen verfolgten Gemeinden sehr häufig der Fall war; nur von einem seiner Lieder kennen wir einen gleichzeitigen Druck.

Ottius, Annales Anab. Basel 1672, S. 46. – Beck, Geschichtsbücher der Wiedertäufer in Oesterreich-Ungarn. 1883. S. 60, 63 und 651 ff. – v. Braght, Martelarspiegel II, 14 ff. Amsterdam 1680. – Jäkel, Zur Gesch. der Wiedert. in Oberösterreich (47. Jahresb. des Museum Franc.-Car. zu Linz), 1889. S. 37 f., 61 f. – Will, Beiträge zur Gesch. d. Antibaptismus. 1773. S. 30. – Goedeke, Grundriß d. deutsch. Nat.-Lit.² II, 243. – Wackernagel, Kirchen-Lied III, 479.